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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Die polychrome Statue der heil. Elisabeth in Marburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0091

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Iahrgang.

Nr. U-

Aunstchronik

t886/87. ' ^ 23. Dezember.

IVochenschrift für Aunst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Aunstgewerbevereine

^erausgeber:

Larl v. tützow und Arthnr j)abst

Wien Berlin, XV.

Lxpedition:

Leipzig: L. A. Seeinann, Gartenstr. ^5. Berlin: W. H. Aühl, Iägerstr. 73.

^i^t de,n Aunstgewerbeblatt halbjährlich S Mark^ ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark. — Inserate, ä 30 pf. für die dreispaltige petitzeile.

Stalue der heil. Elisabeth in Marburg.

im Wormser Dome. — Aonkurrenz um ein Lesfingdenkmal in Berlin. — L. Frantz.
— Aunsthistorische Gesellschaft in Berlin. — Ausstellung des Hannoverschen Aunst-
gewerbevereins. — Aus Frankfurt; National-Aunstausstellung in venedig; 2<unft-

Tagebuch Guido Reni's; Über das Besitzrecht einer Anzahl in belgischen Airchen
befindlicher Gemälde; Die französischen Rönigschlösser. — Zeitschriften. — Inserate.

Die polychrome 5tatue der heil. Llisabeth in Marburg.

Seitdem die Frage der Polychromie in der Skulptur auf die
Tagesordnung gesetzt worden ist, hat sich die Aufmerksamkeit der
Kuustfreunde auch auf die farbigen Bildwerke des Mittelalters ge-
richtet. Mit Recht wird dabei die praktische Nutzauwendung auf die
Gegenwart zunächst aus dem Spiele gelassen. Was der einen Zeit
gefällt, muß ja noch nicht in anderen Zeiten ästhetische Befriedigung
wecken. Die Kunstgeschichtc bleibt gern auf dem Boden der That-
sachen stehen nnd erörtert nur, ob und in welchem Maße das
Mittelalter die Farbe zur Belebung plastischer Werke benutzt habe.
Diese Berwendung, das lehrt die durch zahlreiche Beobachtungcn ge-
wonnene Erfahrung, fand in der ausgedehntestcn Weise statt. Farbig-
keit darf man, von Bronzewerken abgesehen, als Regel betrachten,
nicht bloß sür die Holzskulptur, sondern auch sür die Steinskulptur,
wenn die letztere cine hervorragende Stelle, z. B. an Portalen,
einnimmt.

Zu den Denkmälern des Mittelalters, welche der Polychromie
eine weite Stätte boten, gehört die Elisabethkirche in Marbnrg.
Obschon ans Qnadern sorgfältig zusammengefügt, wurde die Kirche
doch anßen mit Putz überzogen, auf den rot gesärbten Pntz die
Fugen in weißen Linien neu gezeichnet. Polychrom waren die
Skulpturen des Portals behandelt. Jm Jnneren empfingen die
Dreiviertelsäulen vor den Schiffspfeilern dnrch Anstrich dcn Schein
von Monolithen, während der Pfeilerkcrn durch aufgemalte Fugen
als aus Tronnneln errichtet dem Auge sich zeigte. Ebenso wnrden die
Gewölbe reich mit Malereien, Laub- und Rankenwerk ausgestattet.
Ob all dieser polychrome Schmuck gleich ursprünglich im 13. Jahr-
hundert ist vorgesehen worden, darf man bezweifeln; doch gehört
 
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