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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Die Ausstellung des Kunstvereins für Rheinland und Westfalen, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0303

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Kunstlitteratur. —> Todesfälle. — Konkurrenzm.

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des kraftvollen Afftktcs weist. — Das Genrebild von
Julia Koppcrs, schon srüher ausgestellt und der Jnbi-
lciunisausstellung angehörend, wird sicher gern wicder
gesehen. Das Bild hätte sich cines weit größern, ja
vielleicht cines sehr grvßen Erfolges zu erfreuen gehabft
wenn der alten Zigeunerin nicht eine veraltete Theater-
tradition anhaftete, und wcnn es dreißig Jahre früher
vor der Welt erschienen wäre. Jedenfalls aber hat
Julia Koppers mit diesem Werke den Anspruch er-
langt, wv Vvn jetzt ab von deutschen Malerinnen die
Rede ist, mitgenannt zu werden. — Hans Ba chmann,
dcm endlich im Auslande durch Verleihung der großen
goldcnen Medaillc anf der Crystal-Palace-Ausstellnng
sür ein allerdings sehr vortrefflichcs Werk (Weih-
nachtsgesang in der Schweiz) die in Deutschland bis
jetzt vcrgeblich erstrebte Auszcichnung zu teil geworden
ist, zeigt sich bei allcm Vcrdienst in seinem Martins-
abend in Düsseldorf nicht ganz auf dcr bereits erreichten
Höhc. Man macht ebcn einmal ein frühcr angelegtes
Bild schnell für eine Ausstellung fertig. — Otto
Rethels liebenswürdige Künstlernatnr bietet nns in
dcn beidcn Bildcrn „Beini Dorfbriesschreiber" und
„Stellvertreterin der Mutter" dcn frcundlichstcn Gruß.
^—Max Volkhart findet noch immer neue Reizmittcl
zur Steigerung dcr stofflichen Eleganz. „Eine pikante
Geschichte" ist auch in der Charakteristik ein gntes Bild.
Etwas weniger Äußerlichkcit in beiden wllrde seincn
Arbeitcn vielleicht eine Anzahl schöner Angen entfrcmden,
ihm aber die Vvlle Zustimmung scincr alten Verehrer
zurückervbern. — Otto Kirberg („Die schalkhafte
Braut") und Karl Miickc („Bclauscht" und „Das
kleine Müttcrchen") versetzen uns niit gewohntem Er-
fvlg in das holiändische Fischerhaus. Erstercr hat etwas
nichr Kraft, letztcrer sehr viel mehr Anmut sür sich.
Auch E. Bosch, Hiddemann, O. Hcndschel, C.
Heyden, I. Leisten, V. St. Lerche, A. Lins, B.
Nordcnberg, H. Oehmichen, F. Sonderland,
H. Svndermann sind mit Arbeitcn ihrer bekannten
nnd bewährten Art gut vcrtrcten. Jn zwei kleinen
Darstellungen aus dem Soldatenleben zeigt H. Moder-
sohn gesundcn Hnmor, dem vorerst noch etwas Klein-
liches anhaftet. Unter den wcnigen regelmäßig wicdcr-
kehrendcn Gästen unscrcr Aussiellung ist F. Kall-
morgen der geschätzteste. „Der blinde Musikant",
„Taufgang" (von ganz besonderem Reiz) und „Jn der
Vorstadt" legen von dem Ernst des Künstlers, den ihm
alle Ersolge nicht ranben können, aufs neue Zeugnis
ab. Er erstarkt dauernd in seiner Meisterschaft. „Die
Schafschur in einem Bauernhof" Vvn F. Kappis in
Stuttgart zcigt den als Aquarellisten hochgeschätztcn
Kllnstler auf einen neuen Gebiete mit bestem Erfolge
thätig. — Auch an einem großen historischen Bilde der
Ülteren Gattung sehlt es nicht. W. Beckmann hat

seinen vvn anderer Seite schon gewürdigten „Luther
nach sciner Rede auf dem Reichstage zu Worms" aus-
gestellt. Es sei hier nur erwähnt, daß das Bild an
scineui gegenwärtigen Platze einen ungleich klangvolleren
Eindruck macht, als vor läugerer Zeit iu Schulte's
Salon.

(Fortsetzung folgt.)

Aunstlitteratur.

Schlcuning, Wilhclm, Dis Michaels-Basilika auf dem
heiligen Berg bei Heidelberg. Eine kunstgeschicht-
liche Studis. in 4". 49 S. niit 29 Textillustrationeu und
9 Tafeln. Heidelberg 1887. Vsrlag von O. Schleuning iu
Hamburg a. E. und R. Forberg in Leipzig. 9.—

Der Verfasser, welcher im Jahre 1885 die vom groß-
herzogl. badischen Kultusministerium veranstalteten Aus-
grabungcn der Michaels-Basilika auf dem heiligen Berg bei
Heidelberg leitete, hat in vorliegender Veröffentlichung die
Ergebnisse seiner gründlichen Untersuchungen in sachlicher
Weise vorgetragen. Bekanntlich handelt es sich um ein karo-
lingisches Bauiverk, dcssen Entstehung in den Jahreu 883 bis
891 statt hatte, und das in dsr Entwickelung der Basiliken-
anlagen initten hinein fällt in die Liicke zwischen die Michel-
städter Einhardbasilika und die frühromauischen Bautcn des
19. Jahrhunderts. Allerdings ist von dem ursprünglichen
Werke nur so viel noch in Fundamenten erhalten, als zur
Erkenntnis des Grundrissss notwendig ist, nicht aber um —
ivie Schleuning auch anerkennt — aus den gefundsnen geo-
metrischen Verhältnissen Schlüsss auf ihre Absichtlichkeit zu
ziehcn. Jmmerhin bietet die sorgfältige Untersuchung deS
karolingischen Restes dem Fachgelehrten manch wichtiges
Detail, ebenso die nicht minder gründliche Erörterung des
Umbaues der Basilika im 11. Jahrhundert. Jm Anhang
hat der Berfasser eine Anzahl römischer Funde von einem
ehemaligen Merkurtempel an der Stelle der Michaels-Basilika
veröffentlicht. Schade, daß er seine Vorliebe für alle mög-
lichsn und unmöglichenFremdwortunholde(wiez.B. anticipativ)
nicht zügelte und im allgemeinen die oft schwierigs Koustruk-
tiou seiiier langen Sätze nicht sorgfältig prüfte.

Nekrologe. — Todesfälle.

L. >V. Favrctto P. Gestern (d. 12. Juni) morgens um
II Uhr durchlief dis Trauerkunde vom Tode Giacomo
Favretto's unsere Stadt. Ein hitziges Fieber hat in wenigen
Tagen dieser glänzenden Künstlerlaufbahn ein Ende gemacht.
Tief ergriffen war dis in der Ausstellung befindliche Menge
vor seinen mit Blumen und Trauerflören geschmückten farben-
prächtigen letzteiySchöpfungen. Neue Aufträge, neue Triumphe
harrten des glücklichen Malers, des unnachahmlichen nnüber-
trefflichen Schilderers heutigsn venezianischen Lebens. —
Morgen werden dem allbeliebten dahingegangenen Freunde
die letzten Ehren in S. Marco erwiesen werden.

Der LanLschafts- uiid Arabcskcnmalcr Profcssor Kaspar
Schcurcn ist am 12. Juni im 77. Lebensjahre gestorben.

Aonkurrenzen.

— Zur Konkurrcnz um die MailänLcr Domfassade gingen
uns die folgenden weiteren Mitteilungen zu: Von den 128
Konkurrenten sind 15 — die höchsts zulässige Zahl — für wür-
dig bsfunden worden, in dem zweiten Gange des Wettkampfes,
der vielleicht noch vor Ende dieses Jahres zum Austrag
kommt, um den Preis ringen zu dürfen. Dieser besteht, ab-
gesehen von der Ehre, ein derartig bedeutsames Werk, wie
den Dom, vollenden zu dürfen, in der rsspektablen Summe
von 49990 Lire. Die 15 Gswählten sind: D. Brade, Ken-
dal, England — Nr. 9 ftui vivra, vsrra; Ludwig Becker,
Mainz — Nr. 11 ^.ä vei xloriam; Gaetano Moretti,
 
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