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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Langl, J.: Die erste Jahresausstellung der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst, [1]
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Wolf, August: Ongania's Prachtwerk über S. Marco
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0140

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275

Ongania's Prachtwerk übsr S. Marco.

276

bescheidenen Anfängen heute zu Ansehen und Wellruf
erwachsen. Durch ihre reichenMittel fließen der graphi-
schen Kunst alljährlich bedcutende Sumnien zu, wie
dies aus der stattlichen Liste der verschiedenen Publi-
kationen zu ersehen ist. Vor drei Jahren hat, wie er-
innerlich, die Gesellschaft eine internationale graphische
Ausstellung veranstaltet, in der zum erstenmal die ge-
trennten graphischen Schulen der verschiedenen Länder
in nähere Fühlung traten und die Zusammenstellung
ihrer Leistungen sich ebenso belehrend wie anregend ge-
staltete. Auch damals schon hatte die photomechanische
Reproduktion bei deni gemeinsamen Rendezvous der
graphischen Künste Zutritt, und es konnten die Er-
rungenschaften der Wiffenschaft mit denen der Kunst
gemessen werden. Aber vieles war, sowie auch noch
heute, im Entstehen und Werden, und der Gedanke,
solche Ausstellungen wiederkehren zu sehen, wurde um
so dringlicher, als die gegenseitigen Kompetenzbe-
stimmungen noch im Unklaren lagen.

Mit der gegenwärtigen Ausstellung eröffnet nun
die Gesellschaft die Reihe von jährlich wiederkehrenden
Expositionen der graphischen Kunst, um einen fort-
laufenden Überblick über die Leistungen im einzelnen
und die Wandlungen im allgemeinen zu gewähren.
Kann sich die Ausstellung auch nicht an Reichhaltig-
keit mit der großen internationalen vom Jahre 1883
messen, so bietet sie doch ein übersichtliches Bild
der jüngsten Leistungen, namentlich in Österreich, und
läßt die Fortschritte der verschiedenen phototechnischen
Verfahren genau verfolgen.

Unsere heimische Produktion ist in jeder Beziehung
ehrenvoll vertreten, und daran nimmt in erster Linie
die Gesellschaft mit ihren imposanten Publikationswerken
und den unter ihrer Ägide geschaffenen großen Einzel-
blättern teil. Unter letzteren darf Jaspers nunmehr
vollendeter Stich des Dürerschen Allerheiligenbildcs im
Belvedere unser vollstes Jnteresse beanspruchen. Der
Künstler hat durch sieben Jahre mit gewiffenhaftem
Fleiß an der Platte gearbeitet und ist dem Meister
vor dem wunderbar gut erhaltenen Gemälde bis ins
kleinste Detail mit pietätvoller Treue gefolgt. Neben
der strengen Zeichnung ist auch der farbige Charalter
des Werkes in vorzüglicher Weise wiedergegeben. Daß
insolge starken Vorätzens in den Schattentiefen der
Stichel die Modulation nicht überall zu beherrschen
vermochte, ist für die Gesamtwirkung ohne Belang.
Das herrliche Blatt erhalten die Mitglieder der Ge-
sellschaft pro 1887 als Prämie. An die fortlaufenden
Publikationen der Gesellschaft (das Galeriewerk, die
Graphischen Künste rc.) reiht sich das groß angelegte
Unternehmen einer Darstellnng der „Geschichte der ver-
vielfältigenden Kunst", von welchem Werke bereits vier
reich ausgestattete Hefte vorliegen. Miethke's Belve-

dere-Galeriewerk, hundert Radirungen Ungers niit
Text von C. v. Lützow, ist als abgeschloffen auf der
Ausstellung erschienen. Es ist eine monumentale Arbeit,
in welcher der Meister der Radirnadel seine ganze Kraft
eingesetzt hat. Unger beherrscht die heterogensten Dar-
stellungsdialekte der verschiedenen Meister mit be-
wunderungswürdiger Kunst und versteht es, wie kanm
ein zweiter Radirer der Gegenwart, die koloristischen
Eigentllmlichkeiten der Bilder im einsachen Schwarz und
Weiß wiederzugeben. I. Langl.

(Fortsetzung folgt.)

Vngania's j)rachtwerk über 5. Marco.

Wenn irgend ein Prachtwerk verdient, die Auf-
merksamkeit aller Kunstfreunde zu erregen, so ist es
gewiß „Ua Lasiliou äi 8un Auroo", welches Werk
durch die Ausdauer des Verlegers, Ferd. Ongania in
Venedig, nun fast beendet ist. — Neun Jahre unaus-
gesetzter Arbeit einer großen Anzahl von Künstlern und
Kunstdruckereien waren erforderlich, um das koloffale
Werk zu Ende zu führen, an welchem nichts versäunit
wurde, um es in allen scinen Teilen des Gegenstandes
würdig zu machen. Die Markuskirche ist in dem-
selben vollkommen erschöpft. Sechs deutsche Jnstitute
teilten sich in die tadellose Ausführung der überaus
schönen in Großsolio hergestelltcn Chromolithographien.
Es sind die Druckereien der Herren A. Osterrieth in
Frankfurt a. M., Giesecke L Devrient in Leipzig,
G. Huber in Palermo, Richter L Comp. in Neapel,
Winckelmann L Söhne in Berlin, Ed. Hölzel in Wiem
Die große Masse der überaus schönen Lichtdrucke ward
von dem in Venedig lebenden Deutschen C. Jakobi be-
wältigt. Die Druckerei Emiliano in VeneLig hat den Druck
auf dem prächtigen Handpapier der Firma Fornari in
Fabriano geliefert. Man hat allseitig das Berdienst des
Verlegers um die gewaltige Publikation anerkannt und
ihm auf der Ausstellung der graphischen KUnste in
Wien 1883, woselbst auch im Militärgeographischen
Jnstitut sämtliche Stiche zu dem Werke angefertigt wur-
den, das große Ehrendiplom verliehen; in Mailand
1881 die goldene Medaille, desgleichen in Turin 1884,
sowie in demselben Jahre in Paris die silberne zuerkannl.

Der Text des gesamten Werkes ist von ver-
schiedenen Gelehrten zusammengetragen unter Leitung
und Mithilfe des rllhmlichst bekannten Camillo Boito
in Mailand.

Das Ganze setzt sich aus solgenden Teilen zu-
sammen:

Das Gebäude an sich in Auf- und Gruudrissen,
Durchschnitten :c. sowie die Mosaik des gesamten Fuß-
bodens in 27 großen Stichen, in sllnf Abteilungen ge-
ordnet. Die ganze Kirche, Äußeres und Znneres >u
 
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