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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Stiassny, Robert: Handzeichnungen von Hans Baldung Grien
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0256

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Kunstlitteratur, — Kunsthistorisches. — Konkurrenzen. — Sammlungen und Ausstellungen.

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v. Portheims dcmke — von der grobdrähtigen Linien-
führung im gcmzen abgesehen, die Zeichnung des Ohres
mit dem von der Muschel durch einen Einschnitt ge-
trennten Läppchen, die Charakteristik der Faltenbrnche
dnrch eine Geradc, die von konzentrischen Bogenstrichen
iiberschnitten wird — beide Eigentllmlichkeiten auch
manchmal aus Dllrerschen Blältern doch weniger mar-
kant auftretend — endlich die an den Gelenken wulst-
artig ausladenden Finger der linken Hand hervorge-
hoben. — Jn der WUrzburger Sammlung befinden
sich ferner, wie Urlichs a. a. O. S. 112 mitteilt, zwei
gute Zeichnungen nach der Auferstehung und Kreuz-
abnahme aus Diirers großer Passion. Leider fehlen
Angaben über Ausfllhrnng und Maße, und so muß ich
es dahingestellt sein lassen, ob sie derselben Hand an-
gehören, wie eine im Besitz des Kunstantiguars L.Rosen-
thal in Miinchen befindliche Federzeichnung in Groß-
svtio (hoch 46 om, breik 35 oin; Wafferzeicheni Turm)
nach der Gesangennahme Christi der gleichen Holzschnitt-
folge (B. 7). Die letztere, schon Vvm früheren Eigner
als Baldung erworbene Kopie reproduzirt die Kompo-
sition Diirers in überaus krciftiger Manier und einer
kongenialeu Großziigigkeit, die z. B. in der Schatten-
gebung sich durchweg mit einfacher Strichlage begnügt.
Jedenfalls dllrfte kein anderer Meister aus dem Kreise
Dürers, iu dem das Blatt heimisch, mit befferem Rechte
genannt werden, und nur der Umstcmd, daß bei Kopien
stilistische Grllnde nicht als völlig cmsschlaggebend be-
trachtet werden kvnnen, hindert, in Ler interessanten
Zeichnung einmal ein unmittelbares Zcugnis von Bat-
dungs Sludium nach Dürer zu begrllßen.

Wien. Robert Stiaßny.

Aunstlitteratur.

u — Ein neucs Werk von Wilh. Bodc ist jüngst im
Verlage von W. Spemann in Stuttgart unter dem Titel
„Jtalioiiische Bildhauer der Renaissance" erschienen. Ähnlich
den „Studien zur Geschichte der holländischen Malerei" um-
saßt der stattliche Band eine Anzahl zerstreut erschienener
Aufsätze, die vorzugsweise daraus ausgeheu, Licht in einzelue,
bisher wenig aufgehellte Strecken derKunstgeschichte zu bringen.
Die Anordnung des Stoffes ist eine chronologischs; vorn an
stehen die Pisani, das Enbe bilden Michelangelo unv Jakopo
Sansovino.

— I. Nobert Kahl hat von den Gemälden im Schlesi-
schen Museum der bildenden Künste zu Breslau in sehr
dankenswerter Weise ein beschreibendes Verzeichnis heraus-
gegsben, das in seiner ganzen Anlage und Durchführung mit
Grfolg den musterhaften Katalogen der Berliner königl.
Museen nacheifert. Eine kurze „Vorbemerkung" orientirt über
die Anfänge und die Entwickelung der Breslauer Gemälde-
sammlung. Diese selbst erscheint in zwei große Gruppen ge-
teilt, welche die älteren Gemälde scheidet von der größeren
Anzahl der neueren. Überall sind die knappsn Notizen zu
den einzelnen Bildern auf das sorgfältigste durchgearbeitet,
ist kritischen Bedenken Rechnung getragen, und sind die origi-
nalen Künstlerbezeichnuiigen mehrfach genau reproduzirt. Kurz
wir können nur wünschen, datz auch andere Provinzialsamm-
lungsn in gleich sicherer Weise ven von der Berliner
Museumsverwaltung in Dingen sachgemätzsr Katalogisirung
bezeichneten Weg einschlageii möchten. Denn dilettantische

Katalogsurrogate, wie sis — um ein Beispiel herauszugreifen
— noch die löbliche Verwaltung des Städelschen Kunst-
instituts in Frankfurt herausgiebt, sind heuts selbst in den
Augen harmloser Kunstfreunde um allen Kredit gekommen.

Aunsthistorisches.

— s — Die Architektcn des päpstlichen Palastes in Avignoii.
Herr Eugöne Müntz giebt in einem Schreiben an die Ekro-
uiiiuo äss arts (abgedr. in Nr. 13) folgende Liste derselben:
der Erbauer des ursprünglichen Palastes ist Pierre Poiffon
(„Pstrus Piscis") aus Mireproix (vgl, über ihn das kiillotin
äs la 8ooists Latiouals äss ilutiguairss äs tkiauos 1882,
S. 281). Er arbeitete untsr Papst Benedikt XII. von 1335—
1337, Er ward aller Wahrschsinlichkeit nach ersetzt durch
Pisrre Obreri, über dessen Arbeiten nähere Daten fehlen.
Dann folgten unter Papst Jnnocenz VI. (1352—1362) Jean
de Louviers, der Erbauer des Gewandturmes (tuiris vsstiaiii)
und Rayinond „Guitbandi", Diese hatten ihrerseits zu Nach-
folgsrn Bertrand „Nogayroli" (1361—1367), welcher allsr
Wahrscheinlichkeit nach die Ostseite des Palastss und den
Engelturm aufgeführt, und Bernard de Manso. Dann er-
scheint Jean „Visaci", und nach ihm Guillaume Colombier;
nach diesem wieder Jean Bisaci und schließlich unter der
Regierung des Gegenpapstes Benedikt XIII., welcher bekannt-
lich spanischer Herkunft war, zwei Landsleute desselben, Jean
Garcia, Canonicus von Cordova, und Diego von Navarra.
Das Jnteressante an der Sache ist: Jn der ganzen soeben
aufgezählten Reihs kommt kein einzigsr Jtaliener vor. Eben
dasselbe läßt sich aber auch inbezug auf die am Hofe von
Avignon beschäftigten Bildhausr konstatiren. Die Künstler,
welche für die Päpste in Spanien arbeiteten, waren allssamt
Franzosen, die zwei vorhin genannten Spanier, die Maler
und etliche Goldschmieds italienischer Abkunft ausgenommen.
Jn einem Artikel im ersten Hefte des L.iui äss Lloumusuts,
der unter der Redaktion des Herrn Charles Normand dem-
nächst erscheinen soll, verspricht Herr Eugsne Müntz über die
! Frage der Architekten von Avignon weitere Einzelheiten.

Aonkurrenzen.

— Für die Errichtung cines Mozart-Dcnkmals in Wien
wird von dem leitenden Ausschusse ein allgemeiner Welt-
bewerb ausgeschrieben. Die Künstler, welche sich an dem-
selben beteiligen wollen, haben folgende Bestimmungen zu
beachten: Das Denkmal soll vor der Loggia des k. k. Hof-
operntheaters aufgestellt werden. Die Wahl des Materials
für die Hauptfigur, sowie für den Sockel und das Beiwerk,
der Stil, die stllfällige Ausschmückung des Denkmals mit
Nebenfiguren, Allegorien oder Reliefs, sowie auch die Dimen-
sionen des Monuments sind dem sreien Ermeffen der kon-
kurrirenden Künstler anheimgegeben. Die Gesamtkosten des
Denkmals und seiner Aufstellung dürfen die Summe von
8V 600 Fl. nicht übersteigen. Die Entwürfe find mit der Be-
zeichnung: „Entwurf für das Mozart-Denkmal" anonym mit
einem Motto, zwischen dem 20, und 81, Dezember 1887 an
das Künstlerhaus in Wien (I, Lothringerstraße 9) einzusenden.
Die Preisrichter werden drsi Preise, einen von 3000 Fl.,
einen von 2000 Fl. und einen von 1000 Fl. zuerkennen.
Nähere Bestimmungen sind aus einem Cirkular des Aus-
j schusses zu ersehen.

5animlungen und Ausstellungen.

Aus Hildeshcim wird dem „Hann, Courier" geschrieben:
„Unser norddeutsches Nürnberg mit seinen weltbsrühmten
mittelalterlichen Kirchen, seinen reizenden Holzbauten, die in
deutschen Landen nicht ihresgleichen haben, war vor vierzig
Jahren'ein aschgraues, totes Nest, dem jeder gern den Rücken
kehrte, Was ist aus Hildesheim in einem Menschenalter ge-
worden? Michaelis- und Godehardikirche, diese ehrwürdigen
Monumente romanischer Baukunst, sie sind wieder erstanden
in jugendlicher Schöne; der ehedem so ängstlich verborgen
gehaltsne Domschatz, eine Sammlung kirchlicher Altertümer,
wie sie kein Mufeum schöner besitzt, steht heute öffentlich aus
für jedermann; das Knochenhaueramtshaus, dieses köstliche
Denkmal altdeutfcher Kunst, entziickt aufs neue durch seine
leuchtende Wärms jeden Beschauer; glänzend hergestellt sind
 
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