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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Levin, Th.: Die Ausstellung von Bildern älterer Meister zu Düsseldorf, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0231

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457

Kunstlitteratur.

458

charakteristisches Bild von W. de Poorter (Fiirst
Salm) stellt sicher nicht das Opfer der Jphigenie dar.
Den Gegenstand mit Sicherheit zu deuten, ist bisher
"icht gelungen. Die gleiche Benennung einer An-
ketung der Könige mit größeren Figuren aus dcr
Sammlung Dahl fand keinen Widerspruch. Ein eigen-
^rtiger Hauch von Zigeunertum giebt dem auch in
k>er Färbung ganz originelle Töne anschlagenden Bilde
große Anziehungskraft. — Von Jakob A. Backer
brachte die Ausstellnng zwei Bildnisse in Lebensgröße,
Hüftbilder, wahrscheinlich ihn selbst nnd seine Frau
darstellend (Alexander Rive-Köln), beide geeignet, unsere
Anschauungen von der Biegsamkeit dieses ausgezeich-
Neten Künstlers wesentlich zu erweitern. Klassizistische
Anwandlungcn fügen sich da in ganz harmonischem
Ergebnis der nationalen Kraft. — Hier ist auch des
unler dem Namen B. v. d. Helst der Ausstellung nach-
träglich überwiesenen Schützenstückes in kleinen Figuren
(Prvf. A. Achenbach) zu gedenken, in welcheni W. Dahl
iicheren Auges eine Kopie von der Hand des Gerrit
Lundens (also ein Seitenstück zur Nachtwache in der
Lvndoncr Nationalgalerie) eutdeckte, zu der nunmehr
dvn A. Bredius auch das Original in einem Werke
des I. A. Backer im Rathause zu Amsterdam nach-
gewiesen worden ist. — Von Rembrandts Vor-
güngern erschien Moeyaert, einer der vielseitigsten
und wandlungsfähigsten Künstlcr, den die Holländer
aufzuweisen haben, in einem Hauptwerk von 1628,
das für die srühe Zeit seines Schaffens ebenso viel
bcdeutet wie das Bild in Braunschweig für die letzte
(W. Dahl). Jch glaube an der Deutung: „Abraham
erhalt den Besehl, das Land Haran zu verlasien" fest-
halten zu dürfen. Die Darstellung enthält 23, nicht
11 Figuren, wie versehentlich im Verzeichnis ange-
geben, und das ist bei der Liebe nnd dem vortrefflichen
Gelingen, mit dem die Köpfe in scharfer Porträt-
»läßigkeit dnrchgesührt sind, von wesentlicher Bedeutung.
Auch auf das wohl hier zum erstenmal in solcher
Größe dargestellte Vieh und den wahrscheinlichen Ein-
druck solcher Versuche auf Paul Potter sei in Kürze
hingewiesen. Jn der Wahl des Gegenstandes und seiner
künstlerischen Verarbeilung zeigt sich der Künstler von
den Basiano's beeinflußt. Ein zweites Bild von 1624:
l,Phantastisches Park - Jnterienr mit nackten Frnuen-
gestalten" ist dem Bildc im Haag, „Merkur erscheint
dcr Herse" (Nr. 93 b und gleichfalls von 1624) auf
das cngste verwandt nnd von nicht geringerem, nament-
kich der naturalistischen Wirknng der Lust verdank-
tem Reiz.

Neben Rembrandt und de Keijser, dem noch ein
Genrebild, eine Mutter, die in den Haaren ihres Kna-
ben Nachforschungen anstellt, von dem Besitzer (W.
^ahl) und mit ihm von A. Bredius zugeschrieben

wird, ist auch Frans Hals in der Ausstcllung zu wür-
diger Erscheinung gelangt. Ein weibliches Bildnis
(A. von Oppenheim) von 1635, lebensgroßes Hüft-
bild, gehört zu den empfindlichen Werken, die am besten
ohne Nachbarschaft gesehen werdeu. Daher wohl die
ungleiche Beurteilung. Zwei Köpfe lachender Knaben
aus demselben Besitz und ein dritter aus der Samm-
lung von Niesewand-Mülheim a. Rh. sind von W-
Bode als charakteristische Originalwerke längst gewür-
digt. Der Versuch in Künstlerkrcisen, in diesen Ar-
beiten verschiedene Hände von ganz ungleichem Ver-
dienst, ja sogar weiblichen Dilettantismus nachweisen
zu wollen, war nicht ohne Humor. Anch das Porträt
des Tegularius (W. Dahl) hat alle gegen seine Echt-
heit bei der Versteigerung in Köln erhobenen Bedeuken
längst siegreich aus dem Felde geschlagen. Den Streit
über ein kleines weibliches Porträt, mit dem von ge-
wissen Seiten absichtlich und in einer der Gesamt-
bedentung der Ausstellung gegenüber ganz unberechtigt
erscheinenden Verkleinerungssucht viel Staub aufge-
wirbelt wurde, berühre ich nicht weiter, doch sei er-
wähnt, daß in Fachkreisen kein Zweifel über das Alter
des Bildes als einer Arbeit ans dem 17. Jahrhundert

bestand. Th. Levin.

(Schluß folgt.)

Aunstlitteratur.

Llri8suiri ok tiuo urts. Oesorixtivs 6ataloAU6 ot
tüs oasts troin Arssü unä rornan soulxturs, 1>,v
blärvurä Robinson, (lurutor ok Olassioal ^nti-
guitiss. 199 xx. 8. Loston 1887.

Das Bvstoner Museum steht in dem Nuf des
bestverwaltetcn in ganz Nordamerika. So weit es die
beschränkten Mittel erlauben, macht es die löblichsten
Anstrengungen, den Stand eines allen Ansprüchen der
modernen Wissenschaft genllgenden Jnstitutes zu er-
reichen. Herr Edward Robinson, der Verfasser Vvr-
liegenden Katalogs, ein in Europa, besvnders in Berlin
ausgebildeter junger Amerikaner, ist der erste Spczialist,
der als Vorstand einer Abtcilung des Museums an-
gestellt wurde; doch soll die ganze Anstalt nach und
nach ähnlich organisirt werden. Wir können dies
nur auss Freudigste begrüßen. Das Prinzip der
Teilung der Arbeit hat sich auch sür die Verwaltung
der Museen als dcr einzig segenbringende Grundsatz
bewährt, wenn es gilt, aus dem sriihcren Dilettantis-
mus herauszukommen und wahrhaft zweckentsprechende,
dem Leben wie der Wiffenschaft gleich förderliche Jn-
stitute zu schasfen.

Die Sammlung von Gipsabgüssen, welche dcr
Katalog des Herrn Rvbinson beschreibt, stellt sich als
ein gut gewählter Apparat von etwa fllnfhundert
 
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