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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Schneider, Friedrich: Die Fassadenmalerei am Rathause zu Freiburg i. B.
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Verschiedenes / Inserate
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731 Kunstlitteratur u.Kunsthandel.— Kunsthistorisches.—Ausgrabngn u.Funde.—Preisbewerbngn. — Sammlgn. rc. 732

Daß für die stilistische Haltung des Ganzen, der
Bauzeit des Rathauses entsprechend, unsere alten
Meister, wie Burgkmair und Holbein, die Vorbilder
abgaben, soll nur im Voriibergehen erwahnt werden.
Freilich ward nicht Strich um Strich mühsam daher
entlehnt nnd engherzig übertragen; vielmehr ist in den
Schatz der Alten ticf hineingegriffeu und das so cr-
worbene Psund mit Freiheit umgesetzt worden. Darum
ist aber auch dcr Eindruck so echt, daß selbst ein alter
Meister des Werkes sich nicht zu schämen brauchte.
Durch die Anwendung der Naßmalerei auf deni sorg-
sältig bereiteten Bewurf hat das Werk hinsichtlich seiuer
Haltbarkeit, wie auch in seiner Leuchtkrast nunmehr
Vorzüge, die hier ausdrücklich zu erwähnen stnd. Fritz
Geiges hat seinc Aufgabe in einer Weise gelvst, daß
es der Lobrede nicht erst bedarf: das Werk selber spricht
laut genug für den Meister.

vr. Friedrich Schneidcr.

Aunstlitteratur und Auusthandel.

— Viktor Iaspers großer Stich nach Dürers Aller-
hciligcnbild im Wiencr Belvsdere ist vor kurzem im Verlage
der Gesellschaft für vervielfältigsnde Kunst erschienen. Dieser
Stich, in der bedeutenden Größe von 6» zu U7 eiii ausge-
siihrt, bringt uns endlich das bedeutendste Werk des großen
Meisters in wahrhaft künstlerischer Wiedergabe vor Augen.
Ein besonderer Vorzng des Blattes liegt in der wohlberech-
iieten malerischen Gesamtivirkung, die von autzerordentlicher
Krast nnd Harmvnie ist. Jm Einzelnen sind die großartigen
Gruppen der Dreieinigkeit, des Papstes und des Kaisers mit
den sie umgebenden Figuren vortrefflich iviedergegeben.
Wenn auch bei der Richtung des Künstlers auf das malerische
Ganze manches Detail nicht den ganzen vollen Eindruck der
unvergleichlichen Größe des Originals gewährt, so muß das
Werk dennoch als ein hocheriviinschtes bezeichnet rverden,
wohl geeignet, Verständnis und Verehrung für den großen
deutschen Meister in iminer iveiteren Kreisen zu verbreiten.

u Der Katalog dcs Rijksiniiscums in Amsterdam, ver-
faßt von Abr. Bredius, ist neuerdings in dritter umgearbei-
teter Auflage erschrenen.

Aunsthistorisches.

0. VV. Die altc Börse in Leipzig, das einzige Beispiel
italienisch-holländischcn Barockstils innerhalb dsr Leipziger
Architektur, ist im Laufe dieses Sommers, nachdem sie
einige Monate unbenutzt gestanden hatte, von innen und
nußen einer gründlichen Erneuerung unterzogen ivorden und
ivird von nun an den Stadtverordneten als Versammlungs-
raum dienen. Am Tags der ersten Stadtverordnetensitznng
in dem neu hergerichteten Börsensaale (7. September) brachte
das Leipziger Tageblalt einen interessanten, durchweg aus
Aktenmaterial geschöpften Aussatz über die Baugeschichte des
Hauses, dcin ivir folgende Angaben entnehmen. Die Börse
ist erbaut in den Jahren 1678—1682, die Ausführung des
künstlerischen Schmuckes zog sich aber bis zuin Jahre 1687
hin. An diesem Schmucke sind in der Hauptsache drei Künstler
beteiligt gewesen. Die vier an den Ecken des flachen Daches
stehenden mythologische» Gestalten, vorn Apoll und Merkur,
an der Rllckseite Pallas und Venus, sind von einem Leipziger
Bildhauer Johann Kaspar Sandmann gefertigt, der auch
sonst mit Bildhauerarbeiten sür Leipzig in jener Zeit nach-
weiSbar ist. Die Decke des Börsensaales trägt sieben auf
Leinwand gemalte Bilder: ein großes rechteckiges Mittelbild,
welches eine auf Wolken gelagerte Götterversammlung dar-
stellt, die, wie es in einer gereimten Beschreibung der Börse
von 1687 heißt, von Merkur bsrufen worden ist,

Zu rathen, wie man doch den Lastern käme vor.

Die unter Menschen seind durch Reichthum eingerissen;

und sechs ovale Medaillons, von denen zwei die Niederlage
der Laster und den Sieg der Tugend zeigen, vier von alle-
gorischen Darstellungen der Erdteile gefüllt sind. Der Maler
dieser sieben Bilder war Johann Heinrich Am Ende, aus
Portratstichen des 17. und 18. Jahrhunderts bisioeilen auch
Amendo genannt (starb in Leipzig den 25. April 1695).
Diess sieben Bilder sind von mächtigen Laubgewinden und
Fruchtschnllren aus Stuck eingerahmt, die, wie sich aus den
Akten ergeben hat, im Jahre 1686 von dem kurfürstlich
brandenburgischen Hosstuckateur Jean Simonetti gefertigt
worden sind, nachdem der Leipziger Rat in den Jahren vor-
her mit verschiedensn anderen italienischen Stuckateuren —
unter anderen mit dem „kurprinzlichen Hofgipser zu Köpenick"
Giovanni Carvero — Versuche gemacht, sie aber alle wieder
wegen ungenügender Arbeit entlassen hatte. Freilich befrie-
digte schließlich auch dis Arbeit Simonetti's nicht, wie aus
zwei bei den Aktsn befindlichen sehr abfälligen Gutachten her-
vorgeht, deren Richtigkeit man noch heute, wo die Decke ge-
rsinigt und beguem zu betrachten ist, leicht nachprüfen und
größtenteils bestätigen kann. Wer den Bau entworsen hat,
geht aus den Akten nicht mit Sicherheit hervor; doch spricht
fast alles dafür, daß der Entwurs von dem damaligen Rats-
maurer Leipzigs, Christian Richter, stammt.

Ausgrabungen und Funde.

L. Einc Dioskurenstatue ist kürzlich bei Baia (dem antiken
Bajae) auf einem Grundstück, wo sich schon früher Wasser-
leitungsrohre und Jnschristen fanden, entdeckt worden. Die-
selbe hat dreifache Lebensgröße und ist deshalb ebenso wie
wegen der guten Arbeit und der trefflichen Erhaltung be-
merkenswert. Zwar sind Kopf und Beine vom Rumpfe ge-
trennt, indessen lassen sich die vollkommen zusammenpassen-
den Bruchstellen leicht wisder vereinigen. Dieser Koloß sucht,
was Unversehrtheit betrifft, seines gleichen, denn es sind, was
so selten, selbst Nase, Kinn und Zehen unbeschädigt, unver-
sehrt auch die zierlich gearbeiteten Locken, welchs das schöne
Oval der Stirn umgeben; nur einige Finger fehlen. Der
Dioskur steht aufrecht und ist bis auf die von der Schulter
auf den linken, leicht gekrümmten Arm herabfallende Chlamys
ganz nackt. Diese Arbeit, auf welche die größte Sorgfalt
verwandt ist, gehört der guten Zeit des Kaiserreichs an und
verrät den griechischen Meißel. Da die Statue mitten auf
dem Abhang einer Anhöhe lag, ohne daß die geringste Spur
von einem Fußgestell vorhandsn wäre, so ist anzunehmen,
datz sie von obsn herabgsrollt ist, wo sie vielleicht den Por-
tikus schmückte, der, nach einigen neben der Statue gefundenen
Jnschriftbruchstücken zu urteilen, auf der Anhöhe stand.

(Köln. Zeitg.)

preisbewerbungen.

^ Bei der Preisbcwerbimg um den Bau cincr evange-
lischcn Kirchc in Nagaz in der Schweiz erhielt Architekt Joh.
Vollmer in Berlin den ersten, Architekt K. Hiller in St.
Gallen den zweiten Preis.

Samrnlungen und Ausstellungen.

" Dciitsch-nationalc Kunstgewerbeaiisstellung zu Münchcn
1888. Das unter der Leitung des Architekten Emanuel Seidl
stehende Baubüreau der deutsch-nationalen Kunstgewerbe-
ausstellung zu Münchsn 1888 hat nunmehr die ihm gestellte
außergewöhnlich umfangreiche Arbeit der Herstellung sämt-
licher Haupt- und Detailpläne für die Ausstellungsbaulich-
keiten in vorzüglicher, allseitig befriedigender Weise gelöst,
so daß an die Vergebung der Arbeiten aus dem Wege be-
schränkter Submission und nach Erlsdigung derselben an die
sofortige Ausführung des Baues geschritten werden kann.
Da hierbei naturgemäß nur Firmen von hervorragender
Leistungsfähigkeit in Konkurrenz treten, besteht bei der un-
gemein gründlichen Durcharbeitung des Materials keinerlei
Zweifel, daß alles zur rechten Zeit fertiggestellt werden wird.
Als definitiv ergeben sich nunmehr folgende Flächenv'erhält-
nisse: Bebaute Fläche 12 61)8 gm, Reserveflächen sllr allen-
sallsige Erweiterungsbauten 2827 gm, Promenaden und Re-
staurationsgärtsn 14042 gm, sür den Betrisb reservirte
unüberbaute Flächen 711 gm, zusammen 30188 <im.
 
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