Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

DOI Artikel:
Die neuen Säle der französischen Schule im Louvre
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0043

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
22. Iahrgang.

Nr. 6.

Aunstchronik

1886/87. s ^ 18. November.

Mochenschrift sür Aunst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Runstgewerbevereine

^erausgeber:

Larl v. kntzow und Arthnr j)abst

wien Berlin, VV.

Therestanumgaffe 25. Rurfürstenstraße 3.

Lxpedition:

Leipzig: L. A. Seemann, Gartenstr. ^5. Berlin: w. bs. Rüstl, Iägerstr. 73.

Aunstchronik erscheint von Oktober bis Lnde guni wöchentlich, im Iuli, August und September nur aller Tage und kostet in verbindung
Uiit dem Run stg em erb e b latt halbjährlich 6 Ulark, ohne dasselbe ganzjährlich 6 Mark.— gnserate, ä 30 pf. für die dreispaltige petitzeile,
'^hnien außer der verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein L vogler in Leipzig, wien, Berlin, München u. s. w. entgegen.

Gemälde des Luca Signorelli; Die Marmorstatue G. W. von Rnobelsdorffs; Luther-Denkmal in Magdeburg; Defreggers prozeß. —
Börners Rupferstichauktion; Runstverlagskataloge; Berliner Runstauktion. — Neue Bücher und Zeitschriften. — Inserate.

-^ie neuen 2äle der französischen chchule im
Louvre.

Seit Jahren bereits war von der periodischen
^"nstUttcratur Frankreichs auf die mancherlei Gefahren
iwgewicsen worden, denen die Gemälde der franzosi-
ichen Schule in ihrer bisherigen Aufstellung entgegen
gingen. Jm vollen Einklange mit der Gesellschast der
. 'Nateurs erhoben die Kreise Ler Kunstschriftsteller
'""ner und immer wieder den Ruf nach Beseitigung
f/Nes Zustandes. der in seinem Fortbestehen ein wahrer
mndal, ein Hohn auf die Rechte war, welche der
^terländischen Kunst ohne alle Frage gebühren. Der
f">s sand in der franzvsischen Presse energischen Wider-
^. > die Staatsverwaltung konnte sich demselben auf
Dauer nicht verschließen, und die Wünsche der
uristsrennde erfüllen sich jetzt in einer Weise, die alle
)re Erwartungen weitaus übertrifft. Die Jnstand-
^Lung der neuen Säle des Louvre naht sich ihrer
.^ttendung; bald werden die großen Meister vom Be-
des 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
^Uien ihrer würdigcn Raum uud das Publikum wird
^ ^genheit haben, die hervorragendsten Schöpfungen
frauzösischen Schule in eincr neuen Umgebung, in
U>e„, neucn Lichte zn betrachten.

^ Die Angelegenheit, schreibt Louis Gonse, dessen
^urstetlung (Oüronicius äss Lrts, Nr. 33) wir nnsere
''Zaben cntnehmen, hatte ihre Schwierigkeiten. Sie
Uand sich ^eit, als Herr de Tauzia, bisher Kon-
ateur der Handzeichnungensammlung, das Departe-
"t der Gemälde ttbernahm, noch im Stadium der

vorbereitenden Studien. Die Gerechtigkeit erfordert
zuzugestehen, daß Herr de Tauzia sich derselben mit
allem Eifer gewidmet hat. Jhm ist vor allem die
glttcktiche Wahl des Ausstellungslokales zu danken.

Es ist der alte Saal der Neichsstände im ersten
Stockwerk, bewunderungswürdig gelegen, in Verbindung
einerseits mit der Orunäs Oulsris äs psinturs, anderer-
seits durch den Pavillon Denon mit den Sälen der
altfranzösischen Kunst, ein kolossaler Raum, dessen weit-
gedehnte Wände vortrefflich geeignet sind zur Aufnahme
so großer Tafeln, wie beispielsweise der „Einzug der
Kreuzfahrer" und die „Apotheose des Homer". Es
handelte sich nun darum, sür eine Ausbesserung der
provisorischen Dekoration, für die Herstellung einer
entsprechendeu Beleuchtung Sorge zu tragen. Dies
war die Aufgabe des Herrn Guillaume, Architckten des
Louvre. Zunächst aber mußte der Eingang in den
Raum wieder eröffnet werden. Dies geschah, und das
Fresco der Villa Magliana, siir welches Raum zu gc-
winnen, man ihn seinerzeit versperrt hatte, ward in
den Saal der Jtaliener des Cinguecento übertrageu,
wo es in kunsthistorischer Beziehung richtiger placirt ist
und eiue weitaus bessere Wirkung macht.

Die drei großen Säle, welche sich gegen den Pa-
villon Denon hin öffnen, bilden im Grundriß unge-
fähr ein großes lll. Eine glücklichere Raumverteilung
läßt sich gar nicht denken. Der Zufall der Konstruk-
tion ergab hier in Hinsicht auf Anordnung und Aus-
stellung ganz von selbst die natürlichen, logischen Jdeen.
So konnten sie denn dem Gange der historischen Eut-
wickelung vollkommen entsprechend verteilt werden, die
 
Annotationen