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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Wolf, August: Ongania's Prachtwerk über S. Marco
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0141

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277

Kunstlitteratur.

278

snner farbigen Erscheinung ist in 45 großen Chromo-
iithographien wicdergegeben, deren 21 zusammensetzbar
iind und ein 2,60x1,60 großes Prachtbild der ganzen
Tnssade geben. Alle Einzelheiten der Mosaiken zweiten
^rades umfassen 116 Tafeln. 68 Tafeln enthalten
^rnamente undFußböden. Altäre, Monumente, Skulp-
turen und Dekorationen aller Art des Jnneren nnd
Äußeren der Kirche haben auf 425 Tafeln in Licht-
drucken von außerordentlicher Schönheit Platz ge-
sunden. Als Zngabe enthält das Werk noch eine
^arstellung der Prozession des Dogen am Palmsonn-
iage in Facsimiledruck auf acht Fvliotafeln. Das Ori-
ginal der Darstellung wurde 1556—1569 in Venedig
Zedruckt. Der Schatz der Markuskirche ist auf 21
^hromolithographien in Großquart und 76 kolorirten
^ichtdrucken abgebildet. Die Lichtdrucke enthalten Ver-
Üvldungen nnd sind v«n unvergleichlicher Feinhcit.
Hicrzu kommt nun ein Band Doknmente, in welchen
^ie Geschichte der Basilika vom 9. bis zum 18. Jahr-
hundert illustrirt wird. Der Band umfaßt 332 Seiten
^rpt mit Stichen, 123 Facsimiles und einem Farben-
^ruck. Auch der Text Vvn Boito ist mit eingedrucktcn
^iichen illustrirt.

Nach dieser Aufzählung kann der Preis von
1860 Mark sür das Gesamtwerk nicht überraschen.
2eder Teil kann übrigens auch einzeln bezogen werdcn.

Jn Jtalien hat man fllr dieses Monumentalwerk
^urch zahlreiche Subskriptionen reges Jnteresse bekundet.
^ugegen blieb der Absatz im Auslande auch hinter

bescheidensten Erwartungen zurück. Besonders hat
>»an sich in Dentschland bis jetzt fast ganz teilnahm-

verhalten, und die öffentlichen Bibliotheken haben
^ur in ganz vereinzelten Fällen das Werk angeschafft.
^ei der Giite und prächtigen Erscheinung der ganzen
Publikation, bei der stilgerechten Ausstattung bis ins
^Herkleinste Detail, ist dieser Umstand vielleicht durch den
^angel an Vertrauen zu erklären, den man einer in
^tulien im Erscheinen begriffencn Publikation gegenüber
^obachten zu müsien glaubte. Diese Zweifel sind
ledvch nunmehr entkräftet.

Daß Dentschland sich so teilnahmslos verhält,
huiß uns um so mehr wundern, da ja doch deutscher Fleiß
'u der Vervielsältigung der vortrcfflichen, von vene-
Uanischen Künstlern angefertigten Originalblätter das
"wistx Gelingen des Ganzen gethan hat.

Unsere wenigcn Bemerkungen sollen die Ausmerk-
sanikeit weiterer Kreise auf dieses würdige Prachtwerk
tenkeri. Wer nur einen Einblick in das Ganze thun
tann, wird mit dem Schreiber dieser Zeilen voll Be-
tvunderung für eine solche Arbeit den Wunsch mög-
^chster Verbreitung der San Marco-Publikation, eines
^piegelbildes unvergleichlicher, altgediegcner Pracht,
^3en. NZolf.

Aunstlitteratur.

lournoux, Nuurivo, UnKsns vslaoroix äsvant sss
oontsmxorains. 8". Uaris 1886, ünlss Uonam.

L. 0. Delacroix, der gewaltigste Maler der französi-
schen Romantik, hat in Maurice Tourneux einen überaus
sorgfältigen Nachspürer aller auf ihn in Frankreich bezüg-
lichen gedruckten Schriftstücke, von den umfänglichen Bio-
graphien bis zu den geringfügigsten Journalartikeln, gefun-
den. Mit hingebendein Eifer hat dsr Verfasser das überreiche
Material chronologisch und sachlich geordnet, hat bemerkens-
werte Äußerungen der Zeitgenossen über Delacroix aus dem
Verstecks verschollener Journale hervorgesucht und sie im
Auszuge mitgsteili. Jn einer Einleitung, welche einigs Por-
träte zieren, erörtert Tourneux das Verhältnis der Kritik zu
dem Meister, dann stellt er im ersten Teil seiner Arbeit dis sehr
lesenswerten litternrischen Arbeiten des Künstlers .vollständig
zusammen; im zweiten folgt dis Sammlung aller Außerungen
über den Menschen und Künstler im allgemeinen. Ein dritter
Teil befaßt sich mit dem Urteil über die reiche Wirksamkeit
Delacroix', in zwei Anhängen endlich sind die Autographen
und Dichterhuldigungen (bommnKS8 en vsrs st sn xross)
vsrzeichnet. Nur eins vermissen wir in dem sür jeden der
sich mit Delacroix beschäftigt unentbehrlichen Buchi eine An-
gabe dessen, was das Ausland, speziell Deutschland über
Delacroix geschrieben hat. Wäre die Ausbeute auch ver-
gleichsweise gering ausgefallen, sie hätte doch, zumal auch
Goethe's Urteil über den Meister in Betracht kommt, nicht
übersehen werden sollen.

-/ Von dem „Mgcmeinen historischen Porträtwerk" von
Woldemar von SeydliH (München, Verlagsanstalt für Kunst
und Wissenschaft) liegen vier neue Lieferungen vor (46—49).
Sie bringen Bildnisse von Dichtern, Schrifistellern und Ver-
legern des achtzehnten und des bsginnenden neunzehnten
Jahrhunderts. Wis den voraufgegangenen Teilen der reichen
Sammlung, können wir auch diesen Hssten uneingeschränktes
Lob spenden: auch hier ist der Herausgeber bei Ler schwieri-
gen Auswahl authentischer Porträts mit Sorgfalt und Ge-
schmack zu Werke gegangen, mit glücklichem Grifs hat er
namentlich unter der Mengs der Goethe-, Schiller- und
Lessingbilder diejenigen gewählt, welche um ihrer charakte-
ristischen Schärfe und thpischen Giltigkeit willen weitere Ver-
breitung verdienen. Die Bilder stnd in tadellosen Licht-
druckaufnahmen reproduzirt und erscheinen in Begleitung
knapper, alles Wesentliche zusammenfassender biographischer
Notizen, welche 2r. H. Tillmann und Or. H. A. Lier zu
Verfassern haben. Dabei ist der Preis der einzelnen Liefe-
rungen, deren jede fünf Porträts enthält, ein sehr mäßiger:
er beträgt 2 Mark.

I>r. §. 8. Lk. Ein umfassendes Wcrk zur Kunstgcschichtc
von Flandcrn, samt den stammverwandten Landen Artois
und Hennegau ist als eine Frucht fünfundzwanzigjähriger
Arbeit des verdienten Geschichts- und Kunstforschers Duhais -
nes bei L. Quarrs in Lills erschienen. Dsr Schwerpunkt
des Werkes liegt in einem erstaunlich reichen Urkundenschatz,
der in zwei großen Quartbänden von zusammen 1665 Seiten
die wertvollsten Belege zur Thätigkeit jener bedeutenden
Kulturlande auf dem Gebiete der hohen Kunst wie des Kunst-
gewcrbes umfaßt. Treffliche Register, Glossarien und
Künstlerverzeichnisse bekunden die fachmännische Verarbeitung
des riesigen Materials und gewährsn die Möglichkeit leichter
und stcherer Benutzung. Ein dritter Band ist unter der Be-
zeichnung: Listoirs äs 1'Lrt äans 1a vlauärs, 1'^.rtois st
1s vaiuant dsr zusammenfassenden Darstellung des vlämi-
schen Kunstlebens bis zum 15. Jahrhundert gewidmet. Eine
Anzahl guter Heliogravüren bringt hervorragends Denkmale
zur Anschauung. Die drei Bände in trefflicher Druckaus-
stattuna berechnen sich auf 140 Frs., die Urkundenbünde gs-
sondert auf 86 Frs.

—1. Dic Administration des Städelschcn Knnstinstituts in
Franksurt a. M. hat anlätzlich ihrer Steinle-Ausstellung, von
der an anderer Stells dis Rede sein wird, einen recht ge-
schmackvoll ausgestatteten Katalog der ausgestelllen Werke
herstellen lassen. Eine kurze Einleitung orientirt über
Steinle's Leben und Hauptwerke, daran schließt sich der von
berufener Hand versaßte Katalog. Jnnerhalb der vier
Gruppsn: Kartons, Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen
verschiedener Technik, ist das reiche Material von 54S Werken
 
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