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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Wolf, August: Eröffnung der "Tribuna" in der Akademie zu Venedig
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0093

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Kunstliiteratur und Kunsthandel.

182

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An der dunkelsten Stelle dieses Saales nun hing
- Bellini's großes Madonnenbild aus S. Giobbe,
^Der Seesturm", sälschlich Giorgione gegeben,
izians sog. letztes Bild, sein sog. erstes und Ba-
lditi's „Berusung der Fischer zum Apostelamte";
^ber Treppenaufgang in allerschändlichstem Lichte
intoretto's Meisterwerk: „Das Wunder des heil,
-narkus". Alle diese Bilder haben eine wahrhaft
^ttende Aufstellung in der neuen Tribuna gesunden.
^^itere Aufstellnng fanden noch an derselben Wand
Tintoretto's Hanptwerk „Adam und Eva", zwei
s^Ner Gemäldc, welche je drei Senatoren in ganzer
^Zur darstellen. — An der Wand der Assunta gegen«
^'ber wurde Carpaccio's „Darstellung im Tempel"
andererseits Gentile Bellini's schönes Bild,
"Deposition der heil. Kreuzesreliguie" ausgcstellt. Weiter
^'Nrden der Aufstellung im neuen Ranme, welcher das
Nteressanteste vereinigen sollte, für würdig gehalten:
iiavlo Veronese's Madonnenbild mit S. Girolamv
^nd dem berühmten kleinen Johannesknaben. — Leider
^>cb die Ausschmückung des neuen Saales weit hinter
^ni ursprünglich Beabsichtigten zurück. Es wurden
^'cder die Decke vergoldet noch die Wändc mit Stoffen
Aleidet. Die Regierung bewilligte keine weiteren
elder. Der Nahmen um die Assunta wurde sehr solide
^lchnitzt und reich und schwer vergoldet. Sein Orna-
'Nc»t ist dem Altare in den Frari entnommen, welcher
^nst Tizians Bild dort nmschloß. Mit seiner anstän-
'Ien Erscheinung kontrastiren die erbärmlichen Leisten
nller ubrigen Bilder, wclche der Gründungszeit der
nkadcmischrn Galerie angehvren und danials gleich-
"'nßig sür alle aus den Kirchen gcnommenen Bilder an-
?^crtigt wurden. — Die hauptsächlichsten Änderungen
der Ausstellung in den übrigen Sälen beziehen sich
^wnders auf den Ursnlachklus von Carpaccio. Die
!">Alichen Bildcr wurden in einer unteren Reihe
^onologisch vereinigt, wie es die Legende verlangt.
"uifazio's zwei Hauptbilder, „Salomo's Urteil"
^d die „Anbetung der Könige", welche früher absolut
"^sichtbar waren, strahlen jetzt im besten Lichte. Es
^Urde überall nach besten Kräften dahin gestrebt, alle
jaher schUcht beleuchteten bedeutenden Bilder in gntes
?u bringcn. Die großen schlechten Bilder mußten
. machen und fanden eine entsprcchende Ausstellung
früheren dunklen Assuntasaale.

Alle diese von allen Freunden venezianischer Ma-
^ 'ci ersehnten Neucrungen stießen bei vielen Malern
^ alteren Gencration auf heftigen Widerspruch
erfuhren zum Teil ein sehr mißbilligendes Ur-
Statt deni Jnspektvr Botti und Galcriedirektor
^urn. Barozzi, svwie der Aufstellungskommission das
g^dienst der Umgestaltung dcr Galerie und der Ab-
^ "ug mancher Übelstände zu lassen, zeiht man sie in

schamlosen Lokalblättern gleichsam eincs Verbrechens
an dem, was die Altvordern so gut geordnet hätten
und was keiner Verbesserung fähig sei noch bedurfte.
Alle freniden Besucher der Galerie jedoch werden sich
der Verbessernngen herzlich sreuen, freilich auch mehr als
je nach einem anständigen Kataloge seufzen, der wohl
noch lange ein frommer Wunsch bleiben dürfte.

A. Wolf.

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

—er. Der reiche Beifall, welchen dic Abhandlung iiber
„Barock und Nococo", dis Erstlingsschrift des Dresdener
Kuiistschriftstellers Or. Paul Schumann in Fachkreisen ge-
wonnen hat, der wiederholte Hinweis auf dieselbe in den
jüngsten Werken, welche über die Kunst des 18. Jahrhunderts
handeln, legt dafllr Zeugnis ab, daß der Verfasser nicht bloß
ein zeitgemäßes Thema aufgegriffen, sondern dasselbe auch
mit Glück bearbeitet hat. Die Schrift zersällt in zwei Teile.
Der eine, umfangreichere hat es mit der Dresdener Archi-
tektur in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, ins-
besondere mit der Bauthätigkeit des von de Bodt, Longuelune
und Pöppelmann in den Hintergrund gedrängten Krubsacius
zu thun. Auf urkundliches Material sich stützend, sncht der
Verfasser erfolgreich die Wirksamkeit der einzelnen Meister
auseinander zu halten und das Verhältnis der Dresdener
Architektur zur französischen und niederländischen Kunst fest-
zustellsn. Jn bezug auf Krubsacius gelangt er, C. Justi's
Urteil zum Teil berichtigend, zu der Ansicht, daß Krubsacius
nur eine geringe schöpferische Thätigkeit besitze und daß ihm
nicht das Verdienst zukomme, die Antike zu neuem Leben er-
weut zu haben. Dieser mit Sachkenntnis geschriebenen Ab-
handlung geht gleichsam als Einleitung ein Kapitel voran,
welches fich mit den Theorien französischer Kunstschriststeller
im 18. Jahrhundert über das Wesen der schönen Architektur
beschäftigt und an der Hand gut gewählter Auszüge aus
ihren Schriften einzelne gangbare Bleinungen über die so-
genannte Rococoarchitektur verbessert. Es wäre vielleicht gut
gewesen, wenn der Verfasser sich noch prüziser über die Be-
rechtigung der Bsgriffe Barock und Rococo ausgesprochen
hätte. Was den Namen Rococo betrifft, so kann er entweder
nur zur Bestimmung gewisser Zeitgrenzen in der Kunstübung
verwertet werden, ohns daß damit ein bestimmter Stilbegriff
verbunden wird, oder er wird zur Fixirung des letzteren ver-
wertet. Jn dem einen Falle begreift er mannigfachs Stil-
weisen, die in derselben Zeit herrschen, in sich, in dem anderen
kann er nur von der Ornamentik gebraucht werden. Einen
Rococostil, der sich gleichmäßig alle Kunstgattungen, nament-
lich auch die Architektur unterwirft, giebt es nicht. Das ist
auch die Meinung des Verfassers, nur hätte sie eingehender
durchgeführt werdsn können. Die Schrift Schumanns bildet
das erste Heft der neuen Folge der „Beiträge zur Kunst-
geschichte". Seitdem sind noch mehrere Hefte erschienen,
welche in erfreulicher Weise den wissenschaftlichen Eifer der
jüngeren Gsneration der Fachgenossen darthun.

—r. 4ld. Brauns Gesamtkatalog. Jn diesen Tagen ist
der neue Verlagskatalog der berühmten Photographensirma
Ad. Braun u. Co. ausgegeben worden. Er ümfaßt einen
stattlichen Oktavband von 581 Seiten und gewährt einen
Einblick in dis großartige Thätigkeit des Braunschen Ver-
lages. Beinahe alle größeren Galerien Europas erschei-
nen vertreten, alle großen Meister kommen zu voller Gel-
tung. Die Anordnung ist in der neuen Auflage bequemer
als in den früheren Ausgaben. Die Gemälds werden von
den Handzeichnungen getrennt angefllhrt, beide Gruppen topo-
graphisch nach den Sammlungen gegliederl. Ein Künstler-
verzeichnis am Schlusse erleichtert das Aussuchen der Werke
eines jeden einzelnen Meisters. Dem Kataloge gehen Vorreden
hervorrageuder sranzösischer, deutscher, englischer und italieni-
scher Kunstkenner voran. Es hätte der empfehlenden Worte
derselben kaum bedurft, da die Lerdienste Brauns um die
Verbreitung künstlerischer Anschauungen weltbekannt sind.
Die deutsche Vorrede (von C. Ruland in Weimar) trifst mit
ihrem Urteile das Richtige: „Wenn in den letzten sünfzehn
 
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