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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Die Schenkung des Herzogs von Aumale
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0035

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^ Aunstchromk ^

(886/87. I ^ ((. Noveniber.

Mochenschrift für Runst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Runstgewerbevereine

L)erausgeber:

Larl v. kützow und Arthur j)abst

wion Berlin, W.

Lxpedition:

Leipzig: L. A. Seemann, Gartenstr. zs. Berlin: w. ks. Uühl, Iägerstr. 73.

»lunftchronik erscheint von Gktober bis Ende Iuni wöchentlich, im guli, Auguft und September nur oller I'Z Toge und kostet in verbindung
''t dem n stg e m e r b e b lat t halbjährlich 6 Nkark, ohne dasselbe ganzjährlich 8 Nkark.— Inserate, ä 30 ps. für die dreispaltige petitzeile,
l'Nen außer der verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von tzaasenstein 6c vogler in keipzig, wien, Berlin, München u. s. w. entgegen.

neue Radirungen; tzolbeins ornamentale Zeichnungen. — A. Lrmisch ch. — verteilung des Rohrschen und des Beerschen Areises. —
2l. Scheffers; Zl. v. werner; Geselschap; E. wauters; j). Gtto. — Steffecks l)orträt des j)hysikers Neuniann für die Berliner National-
galerie; Aus Aöln. — Vstdeutsche Aunstvereine; Lrankfurt a/M.: Aunstgewerbeschule; Der Oom zu Merseburg; Bürkner-Feier; Neubau
der wiener Lrucht- und Mehlbörse; Die Berliner Iubiläunlskunstausstellung; jDiloty-Ausstellung in der Berliner Nationalgalerie; Die

^ie Lchenkung des Herzogs von Aumale.
Das Ereignis, dcssen dieses Blatt schon gedacht hat

welchem im Fvlgenden des weiteren die Rede
. ^ loll, in ganz Frankreich eine tiefe Bewegung
Erdorgernfen, und das gerechte, je nach der politischen
^^lurnung freudige oder bekttmmerte, in jedem Fall
^ maßlose Erstaunen, das sich der Franzosen be-
^ichtigt hat, fand auch im Auslande sein laut
,iolleudes Echo. Man denke: vor zwei Jahren schon,
' 2>,ni 1884, machte der Hcrzvg von Aumale
chlvß und Herrschast Chantilly in einen, cigen-
^ 'wig geschriebenen Testament dem InLtitut, äs 1?runo6
^ Geschenke. Da kommt den gegenwärtigen Macht-
^ oern in Frankreich in dcr peinigenden Sorge um die
^gestürte Fortdauer ihrer Gewalt wieder cinmal der
H'chtige TM abhanden, und Nachkommcn jener Fami-
", die das Prestige der Nation vor allen übrigen
vlkeru begrttndet, die Fürstensöhne mit den in deren
. Elchichte unauslvschlich eingegrabenen und cbcn des-
b s>Er Republik unbeguemen Namen, weil jeder
Mne davon eine Welt von Erinnerungen an
^/chachten und Siege, höfischcn Glanz und aufbltthende
olkswohlfahrt in dcr unbesriedigenden Gegenwart
achzurufen gecignet ist, werden gezwungen, das Land
^ ^erlassen. Am Tage, nachdem das Gesetz erflossen
/ das ihn und die Seinen aus der Heimat vcr-
^ob, bestätigte der Sohn Louis-Philippe's in feierlicher

^ r,i, st,u Vermächtnis. Es war cin hochherziger Akt

^ uderglejcheu, eine Antwort wiirdig eines (Irunä
,,„d mahre» Prinzcn von Geblttt, des Nach-

kommen der Condö und Montmorency. Angesichts der
kolosialen Werte, welche durch diese einzig dastehende
That in das Eigentum der Nation übergehen, ver-
stummt das Gemurmel von „Popularitätshascherei" in
den Reihen der verblüfften Republikaner.

Jn einer der letzten Nummern der Ottronigns äes
urts giebt Herr Louis Gonse, indem er gleichzeitig die
auf die Schenkung bezttglichen Dokumente mitteilt, in
einer gedrängten Beschreibung und Aufzählung der
hervorragendsten Merkwllrdigkeiten des Schlvsies in be-
zug auf den Wert des Geschenkes sehr schätzenSwertc
Daten. Die Herrschaft Chantilly an und sür sich re-
präsentirt eine Summe von nicht weniger als 25 bis
30 Millionen Francs; die Kunstschätze, welche das Schloß
enthält, die Nesultate des langjährigen, ausdauernden
Sammeleisers des Herzogs, gering gercchnet eine solche
von 15 Millionen Francs. Nicht nur durch letztcre,
auch durch die Erinncrungcn, welche es wachruft, ist
das Schloß, erbaut von Jean Bullant für den Conne-
table Anne de Montmorcncy, eine wahrhast fttrflliche
Ztesidcnz, einzig in sciner Art in Europa. Jn diesem
von Le Nvtre entworfenen Park, umrauscht von diesen
springendcn Wasscrn hat Lcr große Cvnds seine Helden-
laufbahn beschlossen; hierher kam Bvssuet zu dem großcn
Hecrstthrer, seinem Freunde, um fcrne den, Geräusche
Les Hofes in dcr freien Natur auszuruhen und sich zu
sammeln; hier, wo die niächtigsten Herrscher von Karl V.
bis auf Ludwig XVI. Gastfreundschast genossen, lebt
heute noch in ihrer ganzen markigen Erscheinnng dic
Gestalt dcs Siegers von Senes nnd Rvcroy in dcr
Galerie dcr Schlachtcn, in den Trophäcn, dcn Gemäldc»
 
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