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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0037

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69

Kunstlitteratur und Kunsthandel.

^nenden Gerätschasten, Hämmer, Meißel und Bossir-
uäbc bis zu Dingen des täglichen Gebrauches, wobei
nlbst djx Schnupftabaksdose nicht fehlt. Wir haben,
^ gesagt, eine Reihe von Reliquien vor uns, welche
hochinteressante Erinnerung an einen der trefflich-
En Meister der Skulptur zu bilden geeignet sind und
^rdienen, in Ehren gehalten zu werden.

^ Unsere schwäbische Residenz crfreute sich jüngst
os Besuches eines anderen landsmännischen Bild-
lsuers, Kvnstantin Dausch, der seit Jahren in
^ °ni wohnt und manches treffliche Kunstwerk für
König von Wllrttemberg geschaffen hat; wir
^nnen nur die in gesundem Nealismus und mit hohem
^chönheitsgesühl srisch durchgebildeten vier Jahres-
^teii. Die Berliner Jubiläumsausstellung zeigte von
einen Siegfried, lvelcher dem Drachen den Rachen
^'jreißt, ferner eincn Merkur und eine reizende
^ »cchcintin, dercn schöne Körperformen viel Bewun-
kNiiig erregen. Der gediegene Kllnstler wird Bremen
Uiid Manchester besuchen, nm in diesen Städtcn neue
t'» in Auftrag gegebene Arbeiten zu besprechen.

, Roch habe ich Jhnen von einem dritten Bild-
^sUier, dem hier wohnhaften Paul Müller, welcher
^ kolossale Marmorgruppe: Herzog Eberhard im
chvße des Hirten schlnfend, sür den königl. Schloß-
angefertigt hat, zu berichten. Derfelbe ist näm-
'ch von Sr. Maj. Lem König mit dem Auftrage be-
^t worden, eine sür Erzgnß bestimmte Statuc
- ^rzog Christophs (von Württemberg) zu modclliren,
hat der betreffende Entwurf bereits die hohe Ge-
^juiiigung erhalten. Auf einem mit Basreliefs ge-
l»>ücktcn Piedcstal erhebt sich die Gestalt des gefeier-
' Fiirsten, der in dem kleidsamen Kostüm dcs
0- Jahrhunderts dargestellt ist. Er stützt die Rechte
^ ein Renaissancepult; sie hält als Zeichen der
Lande verliehenen Neugestaltung eine Pergament-
»e; die Linke greift an das Wehrgehänge. Von den
an dem Piedestal angebrachten Basretiefs stellt
erste dar, wie der junge Herzog mit seinem treuen
^ )rer Tiserni dem österreichischen Hose entflieht, nach-
»>» er erfahren, daß er in ein spanisches Kloster ge-
k werden soll. Dns zweite Relief zeigt ihn als
einem Turnier in Paris. Jm dritten zieht
!viner jnngen Gemahlin als Statthalter in
^^»»Pelgard ein, und im vierten sieht man ihn als
^ des schwäbischen Bnndes; vor ihm wird die
^.^^»rmfahne entsaltet. Das ganze Werk soll eine
^ ^ von nahezu neun Meter erhalten und in der
^ebung des alten Schlosses aufgestellt werden. Der
Vollendung ist auf das Jahr 1889 fest-
lci Enthüllung soll zur Feicr des Jubi-

^>>»s 25jährigen Regierung Sr. Maj. des

"W iin genannten Jahre stattfinden.

70

Da der jüngst verstorbene Münchener Akademie-
direktor Piloty noch mit keinem Werke in der königl.
Staatsgalerie vertreten war, so hat man sich bemüht,
wenigstens etwas aus seincm künstlerischen Nachlasse zu
erwerben. Es ist dies insosern gelungcn, als man die
noch vorhandenen Skizzen zn den für das Maxinii-
lianenm in München gemalten Fresken ankaufen kvnnte.
Da sie sehr ausgeführt sind, ersetzen sie einigermaßen
ein historisches Bild. Sie bilden eine Halbkreisform
und bestehen aus drei Darstellungen, von denen das
Mittelbild das grvßte ist. Man sieht auf diesem die
„Gründung des Klosters Ettal", und auf den beiden
Seitenstücken befinden sich rechts: die „Stiftnng
der Universität Jngolstadt" und links der „Sänger-
krieg auf der Wartbnrg". Außer diesem Werke des
Meisters kaufte nian einen Stndienkopf zu seinem Nero,
der auch auf dem großen Bilde, in welchem dieser an
den Brandstätten Roms vorüberwandelt, ziemlich treu
wiedcrgegeben wnrde. — Als eine weitere Erwerbung,
welche für die Staatsgalerie gemacht wurde, ist cine
koloristisch bedeutsame „Grablegung Christi" von unserm
Professvr Friedrich Keller bemerkenswert. Das Bild
war in der Vvn der Stnttgartcr Kunstgenossenschast
im vorigen Jahre veranstalteten Ausstellung zn sehen
und fand namentlich seiner malerischen Stimmnng
wegen allgemeinen wohlverdienten Beifall, so daß es
auch in nnserer Galerie einen ehrenvollen Platz einzu-
nehmen geeignet sein dürfte.

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

Mcisterwcrke dcr Kasseler Galerie, 39 Radirungen oon William
Unger, mit erklärendem Tsxte von vr. O. Eisenmann,
Direktor der k. Gemäldegalerie zu Kassel. Zweite Auf-
lage. 4". Leipzig, Seemann. Ausg. auf chines. Papier
geb. 25 M.; auf iveißem Papier geb. 20 M (Den Abon-
nenten d. Bl. ivird von der Verlagshandlung eine Er-
mäßigung der Prsise auf 16 bez. 13 M. gewährt.)
ro. — Bekanntlich zeichnet sich die Kasseler Galerie durch
ihren Reichtum an vorzüglichen Gemälden der niederländischen
Schule aus. Einzig in ihrer Art sind Bilder wie „Der
Segen Jakobs", „Die heilige Familie", „Der Federschneider"
von Rembrandt, wie das Bildnis von Rembrandts Frau,
Saskia von Ulenburgh, wie das Brustbild eines Mannes im
Schlapphut von Franz Hals, wie Terburgs Lauten-
spislerin, van de Velde's Strand von Scheveningen,
Potters „Weidendes Rindvieh" u. s. w. Mit einer jeden
Kunstfreund entzückenden Feinheit hat William Unger vor
anderthalb Jahrzehnten, damals noch ein fast unbekannter,
jetzt zu Weltruhm gelangter Meister, disse köstlichen Perlen
niederländischsr Malerei, dazu auch einige wenige der italie-
nischen Schule angehvrige Gemälde mit der Nadel in Schwarz
und Wsiß umgesetzt, um sie zunächst in der Zeitschrift für
bildende Kunst zu veröffentlichen. Man kann der Verlags-
handlung nur dankbar sein, daß sie das Werk Ungers nun-
mehr in einer neuen, überaus wohlfeilen Ausgabe auch den
minder bemittelten Kunstfreunden zugänglich macht. Der
Text von O. Eisenmann, der die Überführung und Auf-
stellung der Gemälds in dem neuerbauten Museum geleitet
hat und als Direktor der Sammlung ihr bester Kenner ist,
schildert zunächst die Schicksale der Gälerie in einer geschicht-
lichsn Einleitung und belehrt uns sodann in gesälligem Vor-
trage über die kunstgeschichtlicho Bedeutung der Meister und
ihrer Werke. Von den als Textillustrationen in Holzschnitt
wiedergegebenen Abbildungen geben wir eine Probe.
 
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