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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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127

Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen.

128

Niederländers segelte unter der Flagge des Ribera, die
Affenschule eines unbedeutenden Rococomalers unter
der Flagge des Teniers, die heil. Helena eines talent-
losen deutschen Nachahmers des Gnercino unter der
Flagge des Zurbaran in die Welt. Um so beschämen-
der mußte es freilich wirken, daß ein solcher „Zur-
baran" niit 10 Mark, ein „Ribera" mit 20 Mark
bezahlt wurde, während zwei „Van Dycks" den Preis
von 70 Mark, zwei „Bouchers" den Preis von
150 Mark erzielten. Von wirklichem Kunstwert waren
unter den ältcren Bildern, welche der 300 Nummern
umfassende Katalog aufwies, nur etwa acht: eine Land-
schaft von Ruysdael, ein schönes, fälschlich Dav. de
Heem genanntes italienisches Stillleben, eine Land-
schast von A. Verboom, eine kleine „Geburt Christi"
von einem Zeitgenossen des Murillo, eine größere
„Geburt Christi" von Bassano, eine im Katalog fälsch-
lich Jan van Goyen genannte holländische Kanal-
ansicht von Pieter Nolpe, ein kleines, leider stark nach-
gedunkeltes Bildchen „Badende Nymphen" von Corn.
Poelemburg und ein flottes Schlachtenbild von Jan
van Huchtenburg. Zahlreicher und besser waren die
neueren Meister vertreten, unter welchen Joh. Georg
Schütz, Ed. Schleich, Karl Enhuber, Alb. Zimmer-
mann, Aug. Geist, G. Meszvly u. a. zu nennen sind.
Trotz ihres oft sehr zweiselhaften Wertes wurden die
Bilder im allgemeinen nicht schlecht bezahlt. So wurde
Pieter Nolpe fnr 450, Verboom für 800, Bassano für
1000 Mk. verkauft, während ein Bauernbild von En-
huber den Preis von 1580 Mk., eine Gebirgsland-
schaft von Alb. Zimmermann den von 2000 Mk.
erzielte.

Jnteressanter als diese Versteigerung, welche
hunderte von wertlosen Sachen zu Tage förderte, wnr
die am 13. Nov. im Gebäude der Künstlergenossenschaft
am Kvnigsplatz eröffnete Ausstellung des Nachlasses
Franz Adams, obwohl auch sie nicht viel Neues
enthielt. Unter den Schlachtenbildern ist eine Skizze
der Schlacht bei Nüdlingen, eine Scene aus dcm ober-
italienischen Krieg v. 1859, eine große Skizze der Schlacht
bei Solserino und eine besonders geistreiche Skizze zu der
in der Neuen Pinakothek befindlichen Schlacht bei
Orleans hervorzuheben Dazu kommen einige treff-
liche Neiterbildnisse, wie das des alten Albrecht Adani,
das des Kaisers und der Kaiserin von Österreich und
das des alten Radetzky, viele Studien, welche teils
einzelne Pserde, teils Landschaften ohne Staffage vor-
führen, und zahlreiche Handzeichnungen, die größten-
teils aus den Zinsen der v. Hügelschen Stiftung für
die Handzeichnungssammlung des Staates angekauft
wurden. Auch die Bilder sind sämtlich dem Verkaufe
nnterstellt, nnd zwar sind die Porträts anf je 1000 Mk.,
die Studien auf je 100 bis 300 Mk. bewertet, während

I die große Skizze der Schlacht bei Solferino 5000 BÜ-
^ kosten soll.

Jn welch hohem Maße sich Franz Adams
gabung anf seinen Neffen und Schüler Emil Adam ver-
erbte, zeigte ein im Kunstverein ausgestelltes Bild diese^
Malers von neuem. Das „Vollblutgestüt des GraseN
Tassilo Festetics zu Fenek am Plattensee" läßt die her-
vorragende Gewandtheit Emil Adams als Pferdemaler
um so deutlicher erkennen, als derselbe dabei auf künst-°
lerische Gruppirung verzichten mußte und sich lediglich
auf die porträtartige Wiedergabe der einzelnen Tiere
beschränkte. Auch Julius Adam beweist in seinen
„spielenden Kätzchen" von neuem, daß kaum jemand
naturwahrer und graziöser Katzen malen kann als er.

Überhaupt enthielten die Ausstellungen im Kunst-
verein, im Kunstgewerbehaus und in der Fleischmann-'
schen Kunsthandlung in den letzten Wochen zahlreiche
treffliche Leistungen.

Jm Kunstgewerbehaus waren zwei für das
Schloß des Königs von Rumänien zu Sinaia be-
stimmte, fast lebensgroße Rittergestalten ausgestellt,
welche der Bildhauer Karl Fischer in Holz ausführte.
Sie stellen Ahnherrcn des Königs aus dem schwäbisch-
hohenzollernschen Hause dar: Jost Nikolaus Grafen zU
Zollern, den Neuerbauer der Burg HohenzollerN
(f 1488), und Eitel Friedrich Grafen zu Zollern, der
vor Pavia 1525 vergiftet wurde. Der erste, bis zu*
Zehe in eine schwere Stahlrüstung gehüllt, hält dc>s
Modell der neuen Burg auf der Linken, während Eitel
Friedrich, in der Hand den Streithammer schwingend,
die prächtigere und beguemere Rüstung der Maxinii-°
lianszeit trägt. Rüstungen und Waffen sind nach deU
Originalen des Nationalmuseums stilgetreu wieder-
gegeben, alle Verzierungen sorgfältig ausgeführt und
teilweise Vergoldungen eingelegt. Dabei ist die Kom--
position so nobel, die Technik sv vollendet nnd die
Behandlung des Materials so musterhast, daß die
Figuren, welche das Stiegenhaus des Schlosses ziereu
sollen, den MUnchener Knnstfleiß im Anslande in jeder
Beziehung würdig vertreten werden.

(Schluß solgt.)

personalnachrichten.

X. — Dcr Malcr L. Hosmann-Zeih ist vor kurzem ziuU
Jnspektor der Darmstädter Galsrie bernfen ivorden mch
hat seine Thätigkeit mit einer Neuaufstellung der Gemälde
eröffnet, die fur manches bisher fchlecht angebrachte Bild fml
als Wohlthat erweist.

llä. Kunstgcwcrbcmuseum in Bcrlin. An Stello des
nach Hamburg berufenen vr. Lichtwark ist Or. Peter Jesse"
mit der Leitung der Bibliothek des königl. Kunstgeiverbe-
inuseums zu Berlin beauftragt worden.

Samnilungen und Ausstellungen.

ll. Die Kunsthandlung von Frih Gurlitt in Bcrli»
hat unmittelbar nach Schluß der Jubiläumsausstellung ihre
Herbstausstellung eröffnet, welche über hundert Ölgemälde,
 
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