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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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199

Kunsthistorisches. — Ausgrabungen und Funde. - Kunst- und Gewerbevereine. — Sammlungen rc.

200

als wäre eben in heiterer Gesellschaft ein Schsrzwort gefallen;
der Beschauer sieht sich unwillkürlich nach dem Weinglase
oder dem Bierkruge um, aus welchem der Mann seine gute
Laune des öfteren schöpsen mag. Das Bildnis zeigt die
charakteristische Faktur von Frans Hals in ihrer vollen Ent-
wickelung; Nnmittelbarkeit und Brsite dss Vortrages. eine
kräftige. durch lebhafte kontrastirende Lichteffekte gehobene
koloristischs Wirkung bei Selbstbeschränkung auf wenige
Grundfarben, zeichnsn dieses virtuose Gemälde aus. Der
junge Radirer Struck, ein Schüler des Professor William
Unger, hat dasselbs mit dsr Nadel in ungewöhnlich großen
Dimensionen trefflich nachgebildet; selbst die Pinselführung
des Meisters kann man in den Zügen der Nadel verfolgen;
auch die energische Gesamtwirkung des Originals vermißt man
nicht. Die Radirung ist im Verlage von R. Paulussen in
Wisn soeben erschiensn.

Aunsthistorisches.

0. v. über Namen und Heimat Sperandio's, des be-
kannten mantuanischsn Medaillsurs, verbreiten urkundliche,
von C. Malagola aufgefundene Nachweiss ein neues Licht.
Jn einem Vertrag, der am 7. Juni 1477 zwischen Federigo
Manfredi im Namen seines Bruders Carlo, des Herrn von
Faenza und Sperandio abgeschlossen wird und wodurch sich
dieser für fünf Jahre in den Disnst Carlo Manfredi's vcr-
pflichtet, wird der Künstler als NuAistsr gxsraiiulsus guon-
äum uiag'istri Lsrtoloiusi cis8s,V6iIi8 äs Loiua,, oiiui imdi-
tstor Itisutus st inoäo §sventis aufgeführt. Hieraus er-
giebt sich also, daß wenn nicht Sperandio selbst, doch sein
Vater aus Rom stammte und den Namsn des dortigen Adels-
geschlechts der Savslli führte. Ob er auch ein Mitglied des-
selben gewesen, ob schon er oder erst der Sohn nach Mantua
ausgewandert ssi, läßt sich aus dsr obigsn Urkunde nicht
entscheidsn. Jn derselben macht sich Sperandio übrigens
anheischig, Arbeiten in Bronzs, Marmor, Thon und Blei,
Zeichnungen, Malereien, Goldschmiedewsrke, sowie im all-
gemeinen jeden anderen künstlerischen Auftrag auszusühren,
ivofür ihm neben Wohnung und Unterhalt für drei Per-
sonen ein Monatsgebalt von acht bolognesischen Lire zuge-
sichsrt wird.

Ausgrabungen und Funde.

§. 0. 8. Nus Nom. Die Öffnung dss unteren Teiles
der verlängertsn Via Nazionale, von der Kirchs Gesü an den
Namen Corso Vittorio Emanuele führend, hat eine Reihe
bekannter und berühmter Schöpfungen dsr Renaissancszeit frei-
gelegt, zu denen auch der reizvolle, bislang immer dem Bal-
dassare Peruzzi zugeschriebene kleine Palazzo de Regis oder
della Linotta, auch „La Farnesina ai Baulari" genannt,
gehört. Die angeklebten Häuschsn sind verschwunden, doch
steht der Teil nach dem nsuen Corso hinaus unausgebaut
und als Ruine da, so daß die Stadtgemeinde, die den Palast
angekauft, beschlossen hat, einen Wettbewerb zur Erlangung
von Restaurationsplänen auszuschreibsn, die in Betreff der
Darstellung vollkommene Freiheit lassend, nur im Matzstabe
von 2 vm --- 1 m ausgeführt sein müssen, wie etwa noch
nicht vorhandene Gliederungen in natürlicher Größe. Als
Zeit sind sechs Monate vom Datum dss Ausschreibens ge-
geben und ist ein Preis von öüöü Lire ausgesetzt ohne
weitere sonstige Verbindlichkeiten der Gemeinde hinsichtlich der
Durchführung, wie der Wahl des Bauleiters. Als Jury-
mitglieder fungiren der Bürgermeister von Rom, der Präsi-
dsnt der Akademis von S. Luca und dsr Direktor des königl.
Jstituto di Bells Arti, der Präsident des Jngenieur-
und Architsktenvereinsverbandes, der Präsidsnt des inter-
nationalen Künstlervereins, ein Beamter des Regulirungs-
planes und der Direktor und Chefarchitekt des städtischen
Bauamtes, sowie andere sieben noch zu ernennende Mitglieder.

Aunst- und Gewerbevereine.

8. Ai'chäologische Gcscllschaft in Berlin. November-
Sitzung. Nachdem der Vorsitzende von dsm Ableben des
Herrn Schaper und dem Ausschsiden der Herren Olden-
berg und Ewald Mitteilung gemacht hatte, legte er an ein-
gegangensn Schriften u. a. vor: Register zur Arch. Zeitung

I—Xlilll.; Pyl, Geschichte der Greifswalder Kirchen li
Preuner, Jahresbericht über Mythologie; Jmh of-Blumek
und P. Gardner, Numismat. Kommentar zu Pausanias II!
Berichte der sächsischen Gssellschaft der Wissenschaften i88K I-
Annalen des Vsreins fllr nassauischs A. K. XIX; VerLffent-
lichung des Jnstituts von Luxemburg. Der Archivar gab
das ersts Heft der „Berichts der archäologischen Gesellschast
zu Berlin" aus, welche im Verlage der Gärtnerschen Vev
lagsbuchhandlung (H. Heyfeldsr) zu Berlin in zwanglosen
Heften erscheinen und an die Mitglieder zur Verteiluiig ge^
langen sollen. Herr Fabricius legte das ülusso Itsliaiio
äi areiisoloKia, oiassios, vor, über dessen reichen epigraphfl
schsn Jnhalt lvon Halbherr neugefundens, von Comparetü
mitgeteilte Jnschriften aus Kreta) er auf Wunsch des Vor-
sitzenden in einer der nächsten Sitzungen ausführlicher z"
berichtsn versprach. — Herr Weil gab auf Grund der kürz-
lich erschienenen Publikation über die englischen Aus-
grabungen von Naukratis einen Bericht über die Resultate
derselben. Die bis dahin zweifelhafte Lags der Stadt ber
dem Kanal westsüdwestlich von Sais ist nunmehr festgestellt,
ebenso die Lage der wichtigsten Heiligtümer, u. a. des mile-
sischen Apollo, uud des Hellenion, der großen, von neuu
vorzugsweise ionischen und dorischen Städten Kleinasiens
errichteten Faktorei, welchs mit ihren 50 Fuß dicken Unn
fassungsmausrn die Stelle einer Burganlage vertrat. Mehrere
hundsrt Jnschriftsn, msrst Weihungen an den milesischen
Apollo und dis Dioskuren, entstammen der Blütezeit der
Stadt (7.—5. Jahrh. v. Chr.). Besouders lebhaft war die
Eisen- und Töpferwarenindustrie; auch eine SkarabäenwerU
statt ist aufgedeckt worden, welche nach den Jnschristen bis
zum ersten Psammetich hinaufreicht —Herr Ad ler besprach
das bsi Asher L Comp. erschienene Werk des Prof. Fenger
in Kopenhagen: Dorische Polychromie, welches auf acht
farbigen Taseln nebst ausführlichem Text den augenblicklicheu
Stand der Kenntnisse, soweit die dorische Baukunst in Be-
tracht kommt, sachgemäß erläutsrt und in sorgfältig gswählten
Beispielen sowohl in perspektivischem als auch in geometrischeiN
Sinne zur Darstellung bringt. Obwohl vom Berfasser in
einzelnen Punkten abweichend, empfahl doch der Vortragsnde
das Werk angelegentlich für den archäologischen Lehrapparat
an Universitäten, technischen Hochschulen und Gymnasien,
weil in ksinem anderen eine gleiche Vollständigksit und
kritische Würdigung der bisherigen Fundresultate geliefert
sei. Für die Frage nach der Polychromie der architektoni-
schen und plastischen Schöpfungen der griechischen Kunst werde
das Werk blsibenden Wert haben. Es sei zu wünschen, daß
der Nerfasser auch die Fundresultate an Denkmälern der
ionischen und korinthischen Baukunst ebenso sorgfältig sammele
und veröffentlichs. — Herr Hübner sprach über die antst
quarischen und epigraphischen Ergebnisse einer von ihm i»>
August d. I. ausgeführten Bereisung der balearische»
Jnseln. Die spärlichen inschriftlichen Denkmäler haben dü
Lags der einen der römischen Städte auf Mallorca. PolleM
tia, seststellen helfen, während dis Lage der Hauptstadt Palma
noch unsicher ist. Eifrige Studien widmet den Altertümern
der Jnseln der Erzherzog Ludwig Salvator von Toskana,
von denen mancher Aufschluß zu erwarten ist. — Herr Cur-
tius legte eine Erzstatuette. angeblich aus Dodona, in Gips^
abgüssen vor, die kllrzlich zum Vorschein gekommen und von
Herrn Prof. v. Kaufmann erworben worden ist. Es ist ein
vorschreitender Apollo, bei dem Kopf und Hals noch ga»Z
von altertümlicher Steisheit beherrscht sind, während Hända
und Füße freie Bewegung zeigen und am Rumpfe eiue sa
genaue Kenntnis von Muskeln und Sehnen sich verrät, dap
Sachkenner die Vorlage von anatomischen Präparaten an-
nehmen zu müssen glaubten. — Herr Robert sprach die
Vermutung aus, daß dsr in einer kürzlich gsfundenen Weih'
inschrift genannte Nearchos mit dem bekannten Vasenmaler
dieses Namens identisch und dis Jnschrift (lüxbein. arob-
1886 VI) folgendermaßen zu ergänzen sei:

Ayseku ö sek§«xcxi y r'XAyn«,'«.

^Troiyokn ö Luzr«(>oi> XVkc(»kr>;.

Lammlungen und Ausstellungen.

Die Eremitage in St. Petersburg hat in dsn letzte»
Jahren in rascher Aufeinanderfolge bemsrkenswerte Ankäufe
gemacht. Abgesehen von der Vervollständigung der Ab^
 
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