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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Ausgrabungen und Funde. — Sammlungen und Ausstellungen.

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der gleichzeitigen photographischen Aufnahme nicht ge-
"ugend gelingen konnten. Bei zivei anderen Tafeln dürfte
ukr unruhige Hintergrund den allgemeinen Anblick etwas
lloren. Bon dem sonst präzisen Texte muß ein Versehen
oichtig gestellt werden. Dsr Deckelpokal (Traubenbecher)
-'cr. 5 auf Tafel XXVII gehört, wie wir aus ficherer Quelle
uernehmen, nicht dem Augsburger Handelsverein, sondern
oom Herrn Dr. insä. Hans Krauß in Augsburg. Diese
^onigen Fehler werden aber von den anerkennenswerten
'»orzügen reichlich aufgewogen, und es kann das Werk, wel-
Zos setn warmes anregendes Vorwort als ein bleibendes
<lndenken an die Augsburger Ausstellung mit voller Be-
^echtjgung einführt, als solches angelegentlich empfohlen
u^erden.

x. — Vo» dcr bckannten Doppclstatuc Gottsricd Scha-
oows, welche die preußischen Prinzessinnen Luise und Friede-
Ulke darstellt, ist eine vortresfliche Photographie bei Herm. I.
-oieidinger in Berlin, zumPreise von 4 Mk., im Formate
uon 18 zu 82,5 ein erschionen.

Ausgrabungen uud Funde.

0.8. Römische Fundc. Das erste Heft des neuen Jahr-
gangs des LuIIsttino der städtischen archäologischen Konnnis-
ston berichtet über die im vorigen Herbst bei einem Hausbau
an der Piazza di S. Callisto gemachten Funde einer Neihe
architektonischerFragments antikerBaulichkeiten, von Statuen-
uesten untergeordneter Bedeutung und einer Jnschrifttafel,
uon den zeitweiligen Gastmählern verschiedener Korporationen
handelnd, unter denen wir nur noch die eorarii und eitrarü
orwähnt finden, die bei festlichen Anlässen, z. B. am nata-
uo imp. Hkäriani XuKusti und dem uatalis iirixerii zu-
lainmenkamen, um zu bankettiren — der Speisezettel ist
außerordentlich mäßig und spricht nur von Süßigkeiten und
Früchten, wie von Geldverteilungen. Von erstsren finden
stsh nur verzeichnet (m)ustaeiuiu et xalwa st earies. et
- .., also eine süße Speise von Mehl, Weinmost, Anis,
»käse u. dgl. — Datteln — trockene Feigen von Caria rc. Die
lolgenden Aufsätze bshandeln die letzten geringen Funde mit
Aezug auf dio städtischs Topographie und Epigraphik und die
»kUnstgegenstände, die vor der Porta Angelica, in den alten
Gärten der Berardi an der neuen Zollbarriers bei Haus-
bauten zum Vorschein gekommen sind. Als deren haupt-
lachlichste werden eine in griechischem Marmor und in guter
Arbeit ausgeführte, leider kopflose und auch sonst an Beinen
und Arineii beschädigte Statue eines Merkur genannt, ferner
Rehrere Büsten u. a. Am Campo Vsrano wurden weiter ver-
ichiedens Köpfe gefunden, am Celio in der Villa Casali eine
schöne Statue eines Paris (Ganymed?), leider auch beschädigt,
Us griechischein Marmor ausgeführt, mit Plinte I,4t> m hoch,
^ne anmutige Jünglingsgestalt, zu Boden blickend, mit der
bhrygischen Mütze das Lockenhaupt bedeckt, die Chlamys
Um die linke Schulter geworfen und über den Arm herab-
hängend, die Beine graziös übereinander gesetzt. Die linke
sthlende Hand hielt wohl den Hirtenstab, die rechte — nur
der Oberarm ist vorhanden — vermutlich den Apfel; zu
Füßen lagert das an sein Hirtenleben aus dem Berge Jda
gemahnende Kalb. Das Heft bringt eine Lichtdrucktafel der
Ichönen Figur.

Sammlungen und Ausstellungen.

^ — s —. Fugger - Muscum in Augsburg. Der Fürst

Fugger-Babenhausen hat die reichen Kunstschätze seiner
»amilis, die einen hervorragenden Teil der letzten kunst-
hrstorischen Ausstellung in Augsburg bildeten, in seinem
4mlast zu einem Museum vereint und mit der Aufstellung
desselben die Vorstände genannter Ausstellung, Galerie-
kvnservator von Huber und Buchhändler H. F. Butsch bs-
chaut. Dem Museum dienen drei gewölbte feuersichere Räums
uu Erdgeschoß. Jm ersten, der größtenteils Waffen ent-
hmt , prangt der bekannts kostbare Helm mit Schild, in
össAebener Arbeit mit Goldtauschirung, die geätzten Waffen-
Uucke und Schwerter mit in Eisen geschnittsnen Grisfen. Hisr
m auch die bemalte Fuggersche Wandbrieflade aus dem
sd- Jahrhundert aufgestellt, welche in dis damaliaen großen
Mndelsbeziehungen des Hauses einen so interessantcn Ein-
oiick gewährt. Jm zweiten Raume sind reizende Schmuck- !

gegenstände, Emails ic. zusaminengestellt, untcr denen der
kostbare Georgilöffel den gebllhrenden Ehrenplatz erhielt.
Außer einer Änzahl von Paramenten aus früher Zeit er-
heischt die Gläsersammlung große Beachtung. Wie sich in
den meisten alten Augsburger Familien noch Gläser vor-
finden, deren eingeschnittene Wappsn und Embleme auf ein-
heimischs Glasschleisekunst schlietzen lassen, finden sich auch
hier prachtvoll geschnittene Glaspokale und Becher, von wel-
chen einige sicher von der geschickten Hand des Augsburgers
Johannes Rost verziert worden stnd. Giebt ja Paul
von Stetten in seiner Kunstgeschichte an, daß in Augsburger
Steuerregistern schon 1363 Glaser und Spiegler vorkommen
und Georg Hammer 1550 sogar eine Glasfabrik bei Augsburg
betrisb. Das Bedeutendste dieser Abteilung ist ein Glas-
service mit dem eingebrannten Alliancewnppen Fugger-Turzo.
Da nur eine Turzo in die Familie Fugger hsiratete, die
1526 starb, entstand dieses Service jedenfalls vor diesem
Jahre. Der dritte und größte Saal ist mit den verschieden-
artigsten Kunstgegenständen gefüllt. Hier sind Gold- und
Silberpokale, Becher und Gefäße, Uhren, Elfenbein- und
Holzschnitzereien, Medaillen, Gewehre mit Elfenbein und
Bronze eingelegt, Thürhalter und Klopfer rc. — Das
Museum repräsentirt nicht allein alte Augsburger Kunst,
sondern durch ehrwürdige alte Familienkleinodien auch die Ge-
schichte des Hauses Fugger, dis so eng und ruhmreich mit
der von Augsburg verbunden ist. Auf einer Staffelei ist
hier die berllhmte Fugger-Leinwand aufgestellt, mit der ein-
gewebten Jnschrist: „Daz Tuch ist des Conrad Fugger gewesen
und er hat 75 Fäden meinst zettelt und geworkt der rechten
Zahl 1461." Auch von der reichen Fuggerschen Bibliothek sind
einige Werke hierher gegeben und aufgelegt, z. B- das Ehren-
buch der Fugger, Ims-Amss §uKAeioium §UKKsrarnm, von
bedeutender Künstlerhand für die Familie illuminirt, (ein
Blatt sogar ganz Handarbeit), Holzschnitts und Stamm-
bücher rc. Gemälde konnten des beschränkten Raumes halber
nur wenige im Museum untergebracht werden. Der großs
Schatz, die Fugger-Porträts, welche Tizian bei seiner Be-
rufung in Augsburg malte, das Porträt des Anton Fugger,
welches während der vorjährigen Augsburger Ausstelliinq
einstimmig dem Chr. Amberger zuerkannt wurde, und noch
viele andere gute Bildwerke schmücken die sürstliche Woh-
nung, welche auch die Gobelins ausstatten. Die drei schönen
Reliefs aus Kelheimer Stein, welche Dr. W. Bode in seiner
verdienstvollen Schrift über den „Berliner Reliefaltar von
Hans Dancher" diesem Meister zuschreibt, sind jetzt als
Stiftungseigentum der Fuggerkapelle in der Augsburger
St. Ulrichskirche überlassen und dem Museum nur die Abgüsse
zugeteilt worden. Bei H. Dauchers Erwähnung sei noch als
weiterer Beleg zu vr. Bode's Ängabe über die Herkunft des
Berliner Altars aus dem ehemaligen Jmhosschcn Hause in
Auqsburg bemerkt, daß der im Mittelrelief angebrachte
Stifter „Enzenberg" in der That als Erbauer des genannten
Hauses urkundlich nachgewiesen werden kann. Der Stadt
Augsburg wird mit dem Fugger-Museum, für welches ein
Katalog in Vorbereitung ist, ein neuer Anziehungspunkt zu
teil. Der öffentliche Besuch wird an zwei Tagen in der
Woche gestattet sein. Fürst Fugger-Babenhausen will noch
mit seiner Schöpfung einen edlen Zwsck verbinden durch
die Bestimnmng, daß der Ertrag einer festzusetzenden Ein-
trittsgebühr zu einem Stipendium für einen Kunstgewerbe-
schüler verwendet werden soll.

1.1,. Dic Lippcrhcidc'schen Holzschiiittreforinbcstrebliiigcii
wurden bereits im vorigen Jahrgang an dieser Stelle 'be-
sprochen. Bekanntlich hat der kunstfinnige Verleger der
„Jllustrirten Frauenzeitung" eine Preiskonkurrenz für die
besten in dem genannten Journal zur Veröffentlichung be-
stlmmten Zeichnungen ausgeschrieben, um die Künstler für
das Jlluftrationszeichnen, ein in letzterer Zeit mehr und
mehr vernachlässigtes Gebiet, anzuregen und heranzuziehen.
Der Unternehmer gab in einer Publikation auserlesener Holz-
schnitte aus verschiedenen englischen, amerikanischen und deut-
schen Journalen zugleich die Richtung an, welche in den
Darstellungen eingeschlagen werden sollte, und sein Aufrus
hat reiche Früchte geträgen. Eine namhafte Anzahl ganz
vorzüglicher Arbeiten war eingelaufen und das Preisrichter-
kollegium, bestehend auS den erften Künstlern Deutschlands,
hat seines Amtes gewaltet. Die Nusstellung, welche nun-
mehr in ähnlicher Tendenz wie die „kiaeic aiick VVIüt.e-
 
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