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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Zwei neue Galeriewerke
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0181

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357

Kunstlitteratur. — Nekrologe.

358

(»u 12 Mark die Lieferung) auch eiue Luxusnusgabe
uuf echtem japauischem Papier (die Lieferung zu 20 Mk.),
U^elche den Bücherfreunden besouders empfohlen sein
wag. — Mr werden spciter Anlaß nehmen, auf beide
^er angezeigte Werke, nachdem sie weiter vorgeschritten
^in werden, ausführlicher zurückzukommen.

0. v. 0.

Aunstlitteratur.

L. 6. Von Lvon Palustre's Wcrk I,n Reunissnuve on
(Paris, Quantin) liegt eine neue — die dreizehnte
7" Lieferung vor, weiche sich, ivas den Gehalt der kunstarchäo-
^gischen Forschung und die vornehme Pracht der Jllustration
Und der Ausstattung anlangt, würdig an die bisher er-
lchienenen Teils dss großen Werkes anschließt. Diese Liefe-
ffung beschäftigt sich mit der Renaissance im Maine, jener
)brovinz des alten Frankreich, die, obwohl sast an die Nor-
Ulandie und Bretagne grenzend, doch das, so weit unssre
saenntnis reicht, älteste Denkmal neuen Stiles diesseits der
Aipen aufweist. Es ist das Grabmal Karls von Anjou im
Ehor der Kathedrale von Le Mans, ein Werk das der Jtaliener
»rancesco Laurana etwa 1475 im Geiste italienischer Früh-
schaissance ausgeführt hat. Jndessen fand dieses frühe Bei-
!?lel keine direkte Nachahmung, und die Spätgotik trieb ihre
Uppige Blütenpracht noch bis um die Wende des Jahr-
Mnderts und darüber hinaus. Erst >496 stoßen wir wieder
!U dem Tabernakel mit der berühmten „Grablegung Christi"
ju Solesmes auf ein Renaissancewerk, das auch hier wieder
^taliener zu Urhebern hatte. Von da ab mehren sich im
suaine die Beispiele, zeitigen die fremden Anregungen reich-
Uche Früchte. Wenn wir von der Kirche in La Ferts-
>iernard absehen, so sind es nainentlich die Schloßbanten,
?°schs — bezeichnend für den Entwickeluugsgang der fran-
»chischen Renaissance — in ihrer Dekoration durchgreifende
ssud eigeuartige Wandlungen darstellen , wir nennen Saint-
^"en, Le Lude, Le Rocher aus der Zeit Franz' I, dann aus
?^r Regierung Heinrichs IV. Foulletorte uud Montscler.
Uineni Bürgerhause in Le Mans entstamint ^die Lucarne,
chelche wir auf Sp. 359 reproduziren. Die Fornrensprache
jhrer Dekoration weist unverkennbar nach Oberitalien, sie
!Wt das Werk als dein Beginn des 16. Jnhrhunderts ange-
Uprig erscheinen, und Palustre glaubt an ihm die Hand des
EsUst hochgeprissenen Nuistrs 8z-mon Ss.z-snsukvs, issu äau-
Ksvei (gest. 1546) zu erkennen, eines Künstlers, von dem
Pr zwar wissen, daß er „a xssss jsuussse uvseiis iss Ita-
Ukns", von dessen Leistungen uns aber nichts Authentisches
sshalten ist. Es würds zu weit führen, wollten wir an
oieser Stelle näher auf den reichen Jnhalt dieser Lieferung
eingehen; rühmend sei nur noch hingewiesen aus die trefflichen
'Ualerisch gehaltenen Architekturravirungen von Sadoux,
welche in und außer dem Texte im Verein niit einigen
Zinkographien das Werk zieren. Eine wiederholte Be-
'prechuna aller bis jetzt erschienenen Lieferungen diesss seincr
^ostspieligkeit wsgen — dis Lieferung zu 25 Frs. — in
^outschland zu wenig gekannten Werkes, wird die Zeitschrift
Ueröffentlichen.

— I. Die Bau- und Kunstdenkmälcr der Rheinprovinz
Uerden auf Veranlassung der Provinzialvorstände der Rhein-
Urovinz uach dem Vorgange der fleißig begonnenen Jnven-
sarisirungsarbeiten in fast allen Gebieten des deutschen Reiches
Mtematisch beschrisben und zusarnmengestellt. Ein erster
'Oand dieser für den Kunst- und Geschichtssorscher sowohl als
u.uch für das kunstliebende Publikum überaus wichtigen Arbeit
sjdgt im Verlage von L. Voß L Co. in Düsseldorf vor. Er
?ut Paul Lehfeldt zum Verfasser und behandelt in streng
mchlicher Weise, mit stetem Bezug auf die Urkunden und die
Fstteratur, besonders aber auf Grund umfassendster Autopsie
Bau- und Kunstdenkmäler im Negierungsbezirk Koblenz
"ad begreift in alphabetischer Anordnung folgende Kreise:
„)°unau, Ahrweilsr, Altenkirchsn, Koblenz, Kochenr, Kreuz-
^5ch, Mayen, Meisenheim, Neuwied, Sanit Goar, Siminern,
7U°tzlar u„p Zbll. Dem Bande ist ein ausführliches Orts-
rzeichujZ beigegeben; die durchaus notwendigen Jllustra-

tionen werden zu ernem vom Text getrennten Atlas vereinigt
werden.

— Hans Tirols scltener Holzschnitt, welcher in achtzehn
zu einem einzigen großen Blatte vereinigten Blattteilen die
Belehnung König Ferdinands I. durch Karl V. (Augsburg
1539) darstellt und der 1536 bei Heinrich Stayner gedruckt
wurde, ist in einer sorgsältigen Publikation von A. Essen-
wein zu allgemeiner Kenntnis gebracht worden. Jn dem
Texte zu dem Werke hat der Verfasser die Ergebnisse um-
sänglicher archivalischer Studien niedergelegt; sie suchen mit
Ersolg die interessants Gestalt des Meisters Hans Tirol, der
auch als Baumeister thätig war, zu rekonstruiren und weisen
nach, daß verschiedene Holzschneider nach Tirols Visirungen
arbeiteten. Hans Tirol ist zwischen Oktober 1575 und Oktober
1576 gestorben. S. den 5. Bd. dss Jahrbuchs der östsrreich.
Kunstsammlungen.

x. Die Kirche dcs heiligen Viktor zu .4'anten, begonnen
1213 und 1522 vollendet, hat in Stephan Beissel einen ein-
dringlichen Monographen gefanden. Jm Jahre 1883 ver-
öffentlichte Beissel eine „Baugeschichte" der Kirche, drei Jahre
später eine inhaltsreiche kulturgeschichtliche Studie im An-
schluß an die Baurechnungsn der Viktorkirche (von 1369 an):
„Geldwert und Arbeit im Mittelalter", eine äußerst müh-
same und höchst verdienstliche Arbeit. Vor kurzem endlich
hat der Verfasser im Herderschen Verlage zu Freiburg i. Br.
eine „Geschichte der Ausstattung der Kirche des heiligen
Viktor zu Lanten" solgen lassen und damit seins mit seltenem
Fleiße ausgearbeiteten Mitteilungen über den denkwllrdigen
gotischen Bau abgeschlossen. Von den sünf Kapiteln des
Bändchens bietet namentlich das vierte über „die Maler der
Viktorkirchs und die Schule von Kalkar" manches neue:
Beissel tritt hier Scheibler gegenüber, welcher an dem schon
mehrsach angefochtenen Begriff einer „Kalkarer Malerschule"
festhält, und weist nach, daß von einer eigentlichen Maler-
schule daielbst nicht füglich die Reds scin kann.

0. N. Von dem Kunstgewerbemuscum in Berlin ist der
„Führer durch die Saminluiig" in nunmehr siebenter Auf-
lage ausgegeben worden. Gegen die früheren ist diese Aus-
lage dadurch verändert, daß, nach Freiwerden des unteren,
früher der Schliemann-Sammlung eingeräumten Saales,
dis Ofen-Abteilung hierher übertragen und in eine geschlossene
historische Folge gebracht werden konnte. Ferner ist dem
Führer beigegeben ein Nachweis kunstgewerblicher Arbeiten in
königlichem oder öffentlichem Besitz in Bsrlin außerhalb des
Kunstgewerbemuseums.

Nekrologe.

T Der Genrc- und Poiträtmalcr Rudolf Schick ist am
26. Februar in Berlin gsstorben. Er hat sich vornehmlich
durch Genrebilder mit reichem landschaftlichen Hintergrunde
nach Motiven aus Jtalien bekannt gemacht, wohin er mehrere
Studienreisen unternommen hat. Von seinen Gemälden und
Zeichnungen, welche von eiuer großen koloristischen Begabung
zeugen, sind der „Abend im Garten Giusti zu Verona",
die „Quelleneinsamkeit", der „Frühling am Gardasee",
„Erster Schwimmunterricht im Golf zu Neapel", die „Ruhe
der heil. Familie auf der Flucht", ,,Die beiden Leonoren",
„Mignon", „Das Dianabad bei Sorrent", „Genuesischer
Brunnenhof" hervorzuheben. Seit 1879 erschren er auf den
Berliner Ausstellungen. Er stand im Ansang der vierziger
Jahre.

8n. Barthold Sueimondt, der bekannte Kunstsammler,
Ehrenbürger der Stadt Aachen, die ihm ihre städiische Galerie
verdankt/ist am I.März d. I. einem mehrinonatlichen Leiden
erlegen, kurz vor Vollendung seines 69. Lebensjahres. Unsere
Zeitschrift hat von dem feingebildeten Kunstsreunde in
früheren Jahren manche Anregung und Förderung erfahren;
sie hat daher allen Grund, an der Trauer vollen Anteil
zu nehmen, mit welcher der Todesfall die Freunde und
Bekannten des Verstorbenen erfüllt.

(-) Dcr fianzösische Archäologc Olivier Nayet ist am
19. Februar in Paris, 39 Jahre'alt, gestorben. Er war
anfangs Professor an der französischen archäologischen Schule
zu Athen und seit 1884 Professor der Archäologie an der
Pariser Nationalbibliothek.
 
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