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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Levin, Th.: Die Ausstellung von Bildern älterer Meister zu Düsseldorf, [4]
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Die Ausstellung vou Bildern ältcrer Meister zu Düsseldorf.

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Bvde die Physioguomie cines Malers, den man in
oincr ähnlichen Darstetluug iin Palazzo Bvrghese wicder-
findct. Dagegen ist das vom Bcsitzer (I. Fischer) bis-
l)er Duck benannte Bild „Zwei Kavaliere niit dcr
Wirtin" ein Pieter Cvdde von fcinster Qualität. Ein
»lit I. Duck bczeichnctes Bilv. das Verhvr einer Edel-
frnu dnrch pliindernde Soldatcn darstellcnd (I. Hvlscher),
gehvrt zn den vollendctstcn Arbeiten dieser Art. Eine
ganz gleichartige Darstellnng im hicsigcn Privatbesitz,
nur lcidcr zn spät bckannt gcwvrdc», trägt die Be-
Zeichmmg ck. (zusammengezogcn) Ormlr, was gegen-
iiber dcn Zweiseln an dcr Jdentität Vvn I. und A.
Dnck vvn cntschcidcnder Bcdcutnng ist. Anch dcr Duck
bvn W.Dahl ist cin charakteristisches Wcrk dcs Mcistcrs.
Dcr erst jüngst in seine Rcchte zurnckgetrctene I. Olis
konnte in einem Hanptbildc „Vier Kavalicrc bei Spicl
»nd Trunk" (I. Fischer) voll gewiirdigt werden. Was
Pictcr Pvttcr in dieser Ziichtung zu lcisten vermvchtc,
crwies cin Schlvßintericur nach der Pliindcrung aus
f'er Sammliing Dahl. Dersclben gehvrt cin Gesell-
fchaftsstiick ganz ausgezeichneter Qnalität Vvn Pieter
Duast an. Auch PalamedcS war gnt vertreten.
Für ihn wollte man zugleich dic beiden sigurenreichen
Bilder auS Driburg in Ansprnch nehmen, welche auf
die Antorität Bode's hin Dirk Hals genannt sind.
^ndlich ein charaktcristisches Wcrk Vvn M. Stvvp
„Soldaten mit eincr Dirne beim Kartcnspiel" (Graf
^sterhazy), dcffen Signalnr ich crst nach Ervsfniing der
^usstellnng fand.

Von den Schlachtcnmalern ncnnc ich Palamcdes
(drei Bilder, darnnter ein besvndcrs feines von I. B.
Hvfmann), van dcn Stvffc, Jacob Weier. Dahin
tzchvrcn auch zivci ausgezcichnete Bilder vvn Esaias v. d.
Pelde (I. Fischer und 1)r. Sels). Philips und Picter
"Äouwcrman waren mit je eincm Werk (Fnrst Salm
"»d W. Dahl) gut rcpräscntirt. Jch gedenke endlich
»vch dcr grvßen Bildcr von I. B. Weenix, Familic
fui Park (Baron von Niesewand), und Lingelbach,
'talicnische Phantasielandschaft (I. Fischer), die dcr Ans-
stcllnng ganz besvnders zu dckorativem Schniuck gc-
beichten.

Daß Landschnft und Stilllcbcn einen breiten Raum
elunahmcn, versteht sich Vvn selbst. Abcr die Qnalitat
f)at dvch mit der Zahl im ganzen gleichcn Schritt ge-
stalten. Fiinf Bildcr von Jacob Ruisdael, daruntcr
Perlen wie die Bleiche bei Harlem aus Dribnrg, sieben
bon Salomon, untcr denen die Flnßlandschaft im
^harakter des Niederrheins (Barvn v. Niesewand) die
(lochstgcschätztc Gattung des Mcisters auf das glänzcndste
^kpräsentirt, drcizehn van Goyen, wobei zwar man-
Hcs nur der Schule angehvrend, doch auch wieder
^cffliche Qualitäten, wie das kleine Bauerngehöft von
Eö' Dahl und das durch seine Melancholie feffelnde

Bild mit den laublosen Eichen (St. C. Michel), deffen
Motiv wir in Nr. 103 des Rijksmusenms wiedcr-
sinden — das ist der Stamm, um den sich cine Reihe
intercffanter Einzelheiten gruppirt. Von drei Bildern
Everdingcns verdient unbcdingt der Wafferfall aus
Dribnrg den Prcis. Auch ein höchst anziehendcr Cvr-
nclis Deckcr, Hiitte am Waffer im Walde, stammte
daher. Der Jan van Kessel von Oppenheim (Bleiche
bci Harlem), ein Jan Hackaert in der Art dcr
Eschcnallcc im Nijksmuseum, nnr kiihler im Ton, mit
Staffage von A. v. d. Velde, ein Jan van der
Meer vvn Harlem ohne Bezeichnung, Bleiche mit
Blick auf eine nahc Stadt, aus der Sammlnng Michel,
dic bcidcn Acrt van dcr Neer und zwci Pietcr
Molyn vvu W. Dahl, eine Landschaft mit Vich vvn
I. F. Sv vlmaker, den man als Nachahmer mit Ge-
ringschätzung zu bchandcln Pflegt (Privatbesitz Kvln),
zeichncten sich dnrch kiinstlerischcn Reiz und volle Frische
der Erhaltnng besvnders ans. Als intereffante Selten-
heiten hcbe ich noch hervor: die Arbeitcn von Govacrt
Camphuysen, Cvelenbier, A. van Crvos, das
Cuyp benannte Bild, welches A. Bredius dem Por-
trätmaler ten Ocver zuschreibt (F. Kramcr-Köln),
einen Strand mit reicher Staffage von Benjamin
Cuyp (I)r. Sels), zivei Bildcr vvn Frans de Hulst,
cin bedcutcndcs Wcrk von Willem Kvol, Blick auf
Amcrsfvrt (I. Jttenbach) und cin Bild in der Art des
Gvycn von I. Vynck (vdcr Vinck). Seltene, bezw.
nene Namen erschienen in dcn wcniger bedeutenden Ar-
bcitcn von D. Krvon (Nachahmer von Berghem),
H. de Meyer, L. Fieling, W. Ticn nnd Schvcsf.
Bemerkcnsivcrt ist die Thatsache, daß ich das Original
des mit vollcm Namcn bezeichneten Bildes von I. van
Govl (Graf Esterhazy) in einem Adriaen v. d. Velde
dcr Sammlnng Six angctroffen habe.

Unter den Bildern cher Marinemaler nahm ein
dnrch die Wärme des Tones ansgezeichneter Strand
mit reicher Staffage von S. de Vlieger (St. C.
Michel) dcn ersten Platz cin. Abraham Storck, in
vier Bildern vertreten, erschien in einem Werke von
1679, in welchem die Architektur dominirt, am be-
dentensten (A. Schmöle). Anch Backhuyzcn fehlte
nicht. Eine Marine von Sorgh (W. Dahl) gehört
zu dcn gesuchten Scltenheitcn. Bellevois, Dubbels,
Rietschovs, Silo, Witringa begegncn dem suchen-
den Forscher nicht cben häufig.

Die Architcktur wics zwei Kircheniuterieurs Vvn
Em. de Witte auf (Assessor Wätzen-Diiffeldorf und
1)r. Hölscher), die sich den Rang streitig machtcn. Dazn
ein schöner Dirk van Deelen von 1668 (St. C.
Michel).

Zum Schluß noch einen Blick auf die Stillleben-
maler, bei denen man sich nach ihrer Bedeutung für
 
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