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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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617

Kunstlitteratur.

618

ziel stets im Auge behaltend, alles vorzuführen, was für
Geschichte und Kunst nennenswert ist: von den großen
Werken der Architektur, Plastik und Malcrei, des
Glockengusses, der Textilkunst herab bis zu Heiligen-
bildchen und Standfigürchen von Thon. Die beige-
gegebencn Abbildungen — in Holzschnitt, Zinkotypie
vder Lichtdrucken (letztere vvn verschiedenfacher Güte)
— erleichtern das Verständnis der Beschreibungen.
Aber nicht nnr die erhaltenen, fvndern auch die unter-
gegangenen Werke, soweit er ihrer in ältcren Auf-
unhmen und Skizzen oder aus schristlicheu Nachrichten
habhaft werdeu konnte, berührt der Verfasser und ver-
vollständigt so nach allen Seiten das Bild vvn dem
Kunstleben des Kreises. Leider ist es hier wegen
Mangels an Raum nicht mvglich, aus dem rcichen
Jnhalt auch nur das Wesentlichste herauszugreisen
und die neu gewonnenen Resultate vorzusühren,
weshalb ich mich darauf beschränke, auf die Kapitel
über Frcckenhorst und Marienfeld, die vvn all-
gemeinem Jnteresse sind, besonders ausmcrksam zn
machen.

Nur zu einigen Bemerkungen giebt mir noch An-
laß eine jüngst in den Jahrbüchern des Vereins von
Altertumsfreunden im Rheinlande 82, 161 ff. ver-
offentlichtc Beurteilung des Buches durch Lehfeldt, den
Bcarbeiter der auch mittlerweile erschienenen „Knnst-
denkmäler des Regierungsbezirkes Koblenz."

Derselbe stellt nämlich, bei einer übrigcns durch-
aus anerkennenden Kritik, als erste Forderung die nackte
Jnventarisirung der Denkmäler auf und fährt dann fort:
„Eine andere Aufgabe ist es, ein Bild der Landschaft
nach ihrem kulturgeschichtlichen Wesen hin zn fkizziren.
Will der Versasser eines solchen Dcnkmäler-Verzeichnisses
beides vereinigen (wie es ein Mann wie Nordhoff
in der That zu leisten im stande ist), um so dankens-
werter, doch möge er stets dem Wunsche nach Über-
sichtlichkeit gerecht werden. Er möge, welches System,
welche Reihefolge er auch immcr als richtig erkannt
hat, diese energisch festhalten, sei es daß er das Ört-
liche zum Prinzip erhebt, oder das Geschichtliche, oder
dcn Zusammcnhang der Technik. Festigkeit in diesem
Sinne würde ein Buch nicht langweilig, svndern
leichtcr genießbar machen". Wenngleich ich nun
glaube, daß Lehfeldt sich plötzlich zu sehr von dem Ge-
danken der vorläufigen Jnventarisirung der Denk-
mälcr hat beherrschen lassen, und ein gut Teil seiner
Wünschc durch ein umfassendes Orts-, Personen- und
Sachrcgister besriedigt wordcn wäre, wie sich ihm denn
in der That bei Besprechung des genau so angelegten
Kreises Hamm (Bonner Jahrb. 69, 83 ff.) kein an-
derer Wunsch aufgedrängt hat, so kann ich doch nicht
umhiu, den gemachten Vorwurf des Mangels an Festig-
keit einigermaßen als berechtigt anzuerkennen. Jn dem

Bestreben, Notizeu unterzubringen, um sie fllr die Zu-
kunst zu retteu, läßt sich Nordhoff bisweilen auf Ab-
wege drängen: so werdcn z. B. bei Erwähnung dcr
Orgel in Ostbevern und Marienfeld, Vvn deren Er-
bauern wir nichts wissen, vorgreifend eine Menge Vvn
Meistern gcnannt, die erst bei Bearbeitung dcr folgcn-
den Kreise naturgemäß ihre Stelle finden müssen.
Auch der Exkurs über eine Erscheinung von so allge-
meiner Bedeutung und tiesgreisenden Folgen, wie es
die Entstehung des Gelehrtentums in der Kunst und
die Arbeitsteilung ist (S. 152—154), paßt nicht in
die Ökonomie des Ganzen; jene Bewegung durfte hier
nur angezogen werden, die weitere Ausführung ist
Sache der allgemeinen Kunstgeschichte.

Einc zweite Frage ist die: w o sollen dic Denkmäler
beschrieben werden, an der Stelle, wo sie ursprünglich
hingehören und ihren natürlichen Fundort hatten, oder
wo sie sich jetzt zufällig befinden? Lehfeldt steht auf
dem zweiten Standpunkt, Nordhoff ebenso entschieden auf
dem ersten, und ohne Zweifel ist das der höhere, idealere
Gesichtspunkt, wenn auch sür die Ausführung schwie-
rigere; nur dcn Titel seines Buches ins Auge fassend,
mußte Nordhoff sich notwendig für sein Prinzip ent-
scheiden, jedoch wird auch da bisweilcn die Festigkeit
vermißt: so wird z. B. eine Mvnstranz, die ursprüng-
lich nach Rengering hingehörte, nicht dort, sondern
unter Ostbevern beschrieben, wo sie sich jetzt befindet.
Das sind die geringfügigen Ausstellungen, die ich an
dem Werke zu machen hätte. Hoffentlich läßt sich
Nordhoff auch noch zu der Forrsetzung des Unter-
nehmcns bestimmen, zu dem er wie kein anderer be-
rufen ist.

Donaueschingen. Ur. Tumbült.

Ivoerner, Lrnst, Kunstdenkmäler im Großherzogtum
Hessen. Provinz Rheinhessen. Kreis Worms.
gr. 8". S. 30-1. Mit 119 Textillustrationen und
22 Tafeln. Darmstadt, Kommissionsverlag von
A. Bergstraeßer.

U. 6. Die Kommissivn, wclchc mit der Heraus-
gabe dcr „Kunstdenkmäler im Großherzogtum Hcssen"
betraut ist, hat in einer der Schäferschen Bearbeitung
des Kreises Offenbach (1885) vorgedruckten „Vorbe-
merkung" die Prinzipien, nach denen die „Jnventari-
sirung" erfolgen soll, veröffentlicht. Danach sollen dic
achtzehn Kreise des Landes als besvndere Abtcilungcn
des Werkes behandelt werden und innerhalb dieser
ungleich großen Gruppen in der von Lotz zuerst an-
geregten systematischen Weise die Knnstdenkmäler jeder
Art von den römischen und germanischen bis zu den
klassizirenden im Anfang unseres Jahrhunderts zur
Darstellung gelangen. Der Bearbeiter des Kreises
Offenbach hatte eine tüchtige Arbeit geliefert, welche
 
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