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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Ausgrabuirgen und Funde. — Sammlungsn und Ausstellungsn. — Vermischte Nachrichtsn.

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die Wage gehalten, er wäre sich seiner reformatorischen
Bedeutung bewußt geworden und hätte in seiner Lebens-
führung der Welt nicht das bekümmernde Schauspiel
eines tragischen Ausganges gegeben. Aber er war
ein zn guter Mensch, zu sehr erfüllt von der Ver-
ehrung der gcwaltigcn Persvnlichkeit seines Lehrherrn
David, als daß er allein dem eigenartigen Empfinden
seiner Sccle — so verheißungsvoll und glückbeschwingt
es War — Ausdruck geliehen und selbstbewußt die
JUnger der Romantik unter seiner Fahne versammelt
hätte. Der gute Baron traute mehr Andern als
sich selbst; wenn Guörin oder Girodet gesprochen hatten,
dann gab er sich zufrieden, und war es David, —
alors, lirons l'pekislls, o'sst Is vsrbs äivin, inoon-
tsstv, inknillibls, irrskragnbls. Aber dieses Nachgeben
war sein Unglück, und so kam es, daß er gerade die-
jenigen seiner Werke, welche auch heute noch beredte
Zeugen seiner großcn künstlerischen Kraft sind, wie die
Pestkranken von Jaffa oder das Schlachtfeld von Eylau,
nicht anerkannt wissen mochte, sondern daß er es fich,
verderblichen Jrrtums, angelegen sein ließ dem ab-
gelebten Jdeal nachzuhängen jener mißverstandenen
Klassizität, welche David auf sein Programm ge-
schrieben hatte.

G. Dargenty hat die Bwgraphie von Gros mit
sichtlicher Liebe und sorglichcm Fleiße geschrieben. Er
wird dem Menschcn svwohl wie dem Künstler gerecht,
giebt eine gute Vorstellung von der Bedeutnng Gros'
im Rahmen der weiteren Entwickelung der französi-
schen Malerei und deckt feinsinnig eine innere Wahlver-
wandtschaft von Gros und Delacroix auf, der sich willig
vor dem älteren Genossen beugte. Dabei eignet dem Ver-
faffer eine anregende Schreibweise, welche den Leser für
den Gegenstand zu gewinnen weiß. Mit diesem Werke,
dem der Verleger eine reiche bildliche Ausstattung ge-
geben hat, ist es dem Verfasser gelungen, die schrift-
stellerische Schuld, die er sich durch die lächerlichen
Angriffe auf Menzel gelegentlich der Pariser Menzel-
Ausstellung auflud, in etwas wenigstens vergeffen zu
machen: Gros hat er verstanden, nicht aber Menzel.

k. Or.

Ausgrabungen und Funde.

u. Ein vorgeschichtlichcr Schatz ist nach einer Nachricht
des Nonitsur orislltal kürzlich etwa drei Wegstunden von
Schliemanns trojanischer Fundstätte in Kleinasien entdeckt
worden. Man fand bei dsm Dorfe Bnnarbaschi in der Tiefe
von drsi Metern ein Grab, aus welchsm u. a. eine mit
Eichenlaub und Fruchtschnüren vsrzierts Krone, ein acht Centi-
meter breiter Gürtel, eins lange Kstts und zwei Stäbe von
gediegenem Golds zum Vorschein kamsn. Die Nachgrabungen
waren ohne Vorwissen der Behörden von einem Derwisch
veranstaltet, dsr jedoch seines Fundes nicht froh werden
sollte. Der Schatz wurde ihm abgenommen und nach Kon-
stantinopel gebracht.

Sammlungen und Ausstellungen.

kl. .-v. I,. Aquarcilansstcllung in Drcsdcn. Am Sonntag
den 14. August wurde die von der Dresdener Kunstgenossen-
schaft vsrailstaltete Ausstellung von Aquarellen, Pastell-
gemälden und Handzeichnungen in Gegenwart Sr. Maj.
des Königs Albert feierlich eröffnet. Dieselbe ist geradezu als
ein Ereignis für Dresden anzusehen, insofern hier die Kunst-
genossenschaft zum erstenmal den Versuch gsmacht hat, eine
größere Ausstelluna sslbständig in die Hand zu nehmen nnd
sich statt auf die Bsihülfe des akademischen Natcs auf die
eigene Thatkraft zu stützen. So weit eine flüchtige Überschan
ein vorläufiges Urteil gestattet, kann der Versuch als gelungen
bezeichnet werden. Die Ausstellung ist gut beschickt, nament-
lich von Düsseldorf aus, welches mit 6ll4 Werken vertreten
ist. Leider fchlen die Engländer gänzlich, ebenso die Fran-
zosen. Um so zahlreicher haben sich die Jtaliener und Spanier
eingefunden, so daß von jenem beklagenswerten Fernbleiben
abgesehen in der That nur wenig Künstler vermißt werden,
die sich auf den in Rede stehenden Gebieten einen Namen er-
worben haben. Übrigens enthält die Ausstellung durchaus
nicht lauter Werke aüs der jüngsten Verqangenheit. So be-
gegnet man aus ihr nicht nur einer Reihe von Nummern,
die bereits auf der Berliner Jubiläumsausstellung zu sehen
waren, sondern namentlich auch Schöpfungen älterer Meister,
unter denen die Zeichnungen von E. Bendemann, Julius
Hübner, Ludwig Richter und Julius Schnorr von
Carolsfeld einbesonderesJntsresse gewähren. Ein wesent-
liches Verdienst um die Bereicherung der Ausstellung hat
sich die Direktion der Berliner Nationalgalerie erworben,
indem sie dem Komitee 22 in ihrem Besitz befindliche Ori-
ginalzeichnungen und Aquarelle Adolf Menzels übersandt
hat. Zu den besten Arbeiten dsr auf der Ausstellung ver-
tretsnen deutschen Künstler gshören die Landschaften von
Hans Bartels und Gustav Schönleber, sowie die Genre-
scenen Ludwig Passini's und Franz Skarbina's. Unter
den Jtalienern ragen Augusto Morelli und Augusto Bom-
piani hervor, während unter dsn Belgiern vor allem Emile
Wautsrs zu nennen ist. — Die Ausstellung befindet sich
in dem königl. Polrstechnikum am Bismarcksplatz und bleibt
bis zum 2». Septsmber geöffnet. Wir gedenken später ein-
gehender auf sis zurückzukommen.

vermischte Nachrichten.

II, .-4. D. St. Georgsbrunncn zu Dresden. Jn den ersten
Tagen des Juli ist in Dresden der auf dem kleinen Platz
am Ausgangs der großen Brüdergasse nächst der Sophien-
kirchs errichtets St. Georgsbrunnen enthüllt worden. Der-
selbe ist das gemeinsameWerk des hiesigenBildhauers Hähnel
und des Baurates Möckel, von denen der erstsre das Mo-
dell zu der Statue des den Drachen besiegenden Ritters
St. Georg entworfen und der Stadt Drssden zum Geschenk
gemacht, der andere die Zeichnung sür den eigentlichsn
Brunnen und das die Statue tragende, in spätgotischem Stile
ausgeführte Brunnenhaus geliefert hat. Hähnel hat den
Ritter Gsorg in dem Moment aufgefaßt, da er eben den zu
seinen Füßen sich krümmenden Lindwurm erlegt hat und
sein Schwert wieder in dis Scheide steckt. Er ist in voller
Rüstung dargestellt mit wallendem Mantel, lockigem Haar
und gsflügeltem Helm. Die Haltung der Figur ist vornehm
und von jener edlen, wahrhaft plastischen Ruhe, welche
Hähnels Arbeiten eigen zu sein pflegt Dagegen erscheint
der Gesichtsausdruck als verfehlt. Offenbar wollts der
Künstler in Hinblick auf Schillers bekannte Ballade die fromme
Demut des siegreichen Helden zur Darstellung bringen, slatt
dessen aber hat er ihm eine so weinerliche und klägliche
Miene verliehen, daß man meinen könnte, der Ritter sei über
seine That aufs höchste betrübt. Dsr von Möckel entworfene
und von dem Bildhauer Hermann Hasenohr modellirte
llnterbau schließt sich passend an die Hähnelsche Statue an.
Der Bronzeguß ist von Pirner und Franz in Dresden
ausgsführt worden.

8. .4.1.. Martin Engclkc's Relicfs. Die im Auftrage
der Tiedge-Stiftung fllr den in Löbtau gelegenen Dresdener
Annenfrisdhof von dem Bildhauer Martin Engelke in
Blasewitz angefertigten Reliess sind vor kurzem enthüllt
 
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