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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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699

Vermischte Nachrichten. — Vom Kunstmarkt.

700

Ranks's von I. Schrader nnd eine Marmorbiiste Philipp
Veits von dem Mainzer Bildhauer A. Scholl angekauft.
Im Auftrage der Galerie führt der Bildhausr Prof. Erdmann
Encke eine Gruppe aus, welche die Kurfiirstin Elisabeth von
Brandsnburg, ein Kind in der Bibel unterweisend, darstellt.
Disse Gruppe war ein Bestandteil des von Encke sür die
Konkurrenz um das Berliner Lutherdenkmal gefertigten
Entwurfs.

Vermischte Nachrichten.

x.— Iür die künstlerischc Ausschmückung des Rathaus-
saalcs in Düffcldorf hat neben dem Kunstverein fiir Nhein-
land nnd Westfalen auch der preußische Kultusminister eine
finanzielle Beihülfe aus Staatsmitteln in Aussicht gestellt,
zuvor aber die Aufstellung eines Programms verlangt. Be-
hufs Ausarbsitung desselben ist nun eine von dem Stadtrate
bestätigte Kommission zusammengetreten, in welcher die Aka-
demie mit sechs Professoren und der Kunstverein mit vier Mit-
glisdern dss Verwaltungsrats vertreten ist.

Schutz der arabischcn Kunstdenkmälcr in Agyptcn.
Die „Pol. Corr." berichtet: Der neue Direktor der Kirchen-
güter. Osmnn Pascha Ghaleb, hat im Verein mit dem Chef-
Jngenier Franz Pascha und Grant Bep ein Memorandum
ausgearbeitet, welches sich einqehend mit der Erhaltung und
Beschützung der arabischen Kunstdenkmäler in Ägypten be-
schäftigt. Dieses Memorandum wurde dem Khedive unter-
breitet. Während für die altngpptischen Altsrtümer in frei-
gebiger Weise gesorgt wird, geschah bisher fast gar nichts,
um die unserer Zeit näherliegenden und vom künstlerischen
Standpunkte gewitz intsressanteren Überblsibsel der arabischen
Vergangenheit vom Untsrgange zu retten. Es wäre eine
dankenswerte Aufgabe für auswärtige Forscher und Gesell-
schaftsn, bisrin mit thätigem Bsispiel voranzugehen.

Das preußische Kultusministerium hat die Frage der
Einführung der elektrischen Beleuchtung in dsn könig-
lichen Museen nach eingehenden Erwägungen imverneinen-
den Sinns entschieden. Ausschlaggebend hierfür soll, wie
die „Vossischs Zeitung" mitteilt, wesentlich der Nmstand ge-
wesen sein, datz die Tagesbesuchszeit für bas Publikum zur
Besichtigung der Sammlungen sich als völlig ausreichend er-
wiesen, und daß eine stwaige Ausdehnung der Besuchszeit
auf die Abendstunden eine Vermehrung des Äufsichtspersonals
zwsifellos zur Folge haben müßte. Nur das Kunstgewerbe-
museuin soll hiervon eine Ausnahme machen. Abgesehen da-
von, datz hier die nötigen Einrichtungen für die elektrische
Bsleuchtung bereits vorhanden sind, hat sich auch die Ver-
längerung der Besuchszeit im Intsresse der hier zu ihrer
technischen Ausbildung sich aufhaltenden zahlreichen jungen
Leute als ein unabweisbares Bedürfnis herausgestellt.

(7) Eine Bronzebüste dcs Füistcii Bismarck nach einem
Modelle des Profsssors A. Donndorf in Stuttgart ist von
der Stadt Göttingen dsr dortigen Universität zu ihrer 158-
jährigen Jubelfeier geschenkt worden. Nach demselben Mo-
dell hat der preutzische Kultusminister eins Marmorausführung
in kolossaler Größe für den Staat bestellt. Bei der Uni-
versitätsfeier übergab der Kultusminister im Namen der
Staatsregierung die von Prof. Biermann in Berlin ge-
malten Bildnisse der Professoren Gautz und W. Weber, des
letzten der „Göttinger Sieben".

— Prof. N. Begas hat im Auftrage des Kronprinzen
Flachreliefs des kronprinzlichen Paares angefertigt; dieselben
sollen durch Bronzegutz vervielfältigt wsrden.

— In dcr Basilika in Tricr sind als plastischer Schmuck
die Kolossalstatuen der visr Evangelisten von der Hand des
Frankfurter Bildhauers Kaupert aufgestellt worden.

x. — Die Münstcrkirche in Bonn hat kürzlich einen neuen
Schmuck erhalten, nämlich Glasmalereien in einem der öst-
lichen Fenster der Chornische, welche von A. Linnemann
in Frankfurt a. M. ausgeführt wurden, der in seinem Zu-
sammenwirken mit Ed. iion Steinls in der Ausschmückung
des Frankfurter Domes seine Meisterschaft bewährt hat. Die
Anorduung des Fensters ist derart getroffen, datz ein reiches,
oblonges Rahmenwsrk die Hauptdarstellung, Christus am
Ölberg einschlietzt; der Zweiteilung entsprechend mutzte die
Figur des Heilandes in dem einen Felde Platz finden, wäh-
rmd die Gruppe der Jünger und der Cngel des Trostes

die zweite Hälste einnehmen. Jm Geiste der mittelalterlichen
Bilderwerke sind vorbildliche Begebnisse aus dem alten
Bunde, das Gebet der frommen Susanna und des Königs
Ezechias, in den unteren Feldern angebracht, während Brust-
bilder von Propheten (David und Jonas) mit dem Hinweis
auf die betreffenden Schriftstsllen die Dreipässe im obsren
Abschlutz füllen. Die übrigen Fenster derselben Chornische
sollen gleichen Schmuck erhalten. Es ist zu erwarten, daß
derselbe insgesamt so harmonisch ausfallen wird. wie in dem
ersten Fenster.

^ In Göttingcn fand aus Anlaß der Jubiläumsfeier
u. a. die feierlichs Enthüllung der Waitz-Büste statt, welche
Schüler und Vsrehrer des dahingegangenen Historiksrs ihm
widmsten. Die Marmorbüste ist das Werk des trefflichen
Fr. Hartzer in Berlin, welchem Göttingen auch eine geist-
volle Büste des Auristen Thoel verdankt. Bei der Ent-
hüllung der Waitz-Büste hielt Prof. v. Kluckhohn, ein Schiiler
des Verswigten, eine dessen Wesen glllcklich charakterisirende
kurze Ansprache und iibergab dann das Werk dem Vorstande
der Göttinger Bibliothek, in deren großem historischen Saal
es seine Aufstellung gefunden hat.

Nom Aunstmarkt.

I'. Auktion der Sammlung Zwicrlein in Gcisenhcim.
Vom 12. bis 1S. September wird durch I. M Heberle
(M. Lempertz' Söhne) in Köln die Sammlung des Freiherrn
v. Zwierlein zu Geisenheim versteigert werden. Wiederum
verschwindet damit eine der alten Sainmlungen, welche ihren
Bsstand zum grötzten Teil aus dem kunstreichen Rheinland
sslbst gezogen. Die Geisenheimer Sammlung. im letzten Jahr-
zshnt oft genannt, weil man ihrs Zerstreuung teils fürchtete,
teils herbeiwünschte, wurde begründet durch den geheimen
Prokurator des Reichs und königl. preuß. Geheimrät Hans
Karl Freiherrn v. Zwierlein (geb. 1768, ch 1850),
dsssen Enksl Hans weitere Gruppen hinzufügte. Dem ersteren
werden als wichtigster Bestand die autzerordentlich reichhaltige
und wertvolle Sainmlung gemalter Glasscheiben, dem letzteren
die Gemälde und Porzellane verdankt. Die Glasmalereien
gehören zum großen Teil dem Mittelalter an, eine großs An-
zahl derselben stainmen nachweislich aus alten kölnischen
Kirchen: aus S. Cunibert, der jetzt zerstörten Kreuzbrüder-
kirche, Ordenshäusern rc. Es wäre wohl zu wllnschen, datz
diese Fenster wenn auch nur zum Teil nach Köln zurück-
wandertsn: sis würden eins Hauptzierde des neuen Gewerbe-
museums abgeben. Süddeutsche und Schweizer Scheiben ge-
hören dem 16. und 17. Jahrhundert an, auch aus dcr
Lorcher Kirche stammen einige Stücke. Es folgen Porzellane,
vorwiegend chinssische und japanische, Frankenthalsr und
Meitzener Fabrikate, unter letzteren zwei prachtvolle Kande-
laber und zwei mächtige Vasen, einiges Silber, Möbel, Elfeu-
bein rc. Einen breiteren Raum nehmen dann wieder die
Gemälde ein, iin ganzsn 157 Stück, unter den einige deutsche
hervorragen, an Zahl jedoch von den Niederländern iiber-
troffen werdsn.

Ilr. Dic vom 10. bis 14. Mai d. I. im Hotcl Drouot
abgehaltene Vcrstcigcrung kostbarer Drucke und Einbände aus
der Bibliothck L. Techeners brachtegegen Zgvouii Frs. ein.
Hervorzuheben sind: Nr. 15. Geschriebenes Horarium Franz'II.,
in 8°, mit vielen vergoldeten Jnitialen und 23 Miniaturen,
gebunden in blauen Maroquin, eingelegt mit weitzem Perga-
ment, Goldschnitt, mit Schließen: 5S5V Frs.; Nr. 22. Hsrirss
ä I'usaZs äs karis. Paris, Anthoine Verard, 1516, 8",
Pergamentdruck, gebunden in blauen Maroquin, der Rücken
mosaikartig eingelegt mit citrongelbem und rotem Maroquin,
Goldschnitt: 2646 Frs. Nr. 75. Lsssariouis Earäiiralis
Moeui. Vsustüs, ^iäus, Folio, reicher Einband von Grolier
mit seinem Namen und seiner Devise: 5566 Frs.; Nr. 87—96.
I-S8 6Im.raetsre8 äs 1'lisoplirg8ts, truäuits par I,g Lruz-srs,
zehn Originalausgaben von 1688—1699 erschienen, in gleich-
müßigem Einband von Trautz-Bauzonnct, Lavallisre-Maro-
quin, Goldschnitt: 3666 Frs.

^ Kunstauktion in Basel. Am 12. und 13. Ssptember
kommt im städtischen Käsino in Basel die Sammlung des
verstorbenen Oberstlieutenants Pfau aus dem Schlosse Ky-
burg bei Winteithur zur öffentlichcn Versteigerung. Die
Sammlung enthült eine Anzahl iuteressanter sitüstungen und
 
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