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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

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6i

Ausgrabungen und Funde — Kongresse — Denkmäler — Vermischtes

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Pariser Jahren stammen einige treffliche Kopien nachTizian-
schen Madonnen, sowie einige gemalte Studien, welche
bereits die farbige Wirkung kräftig betonen. Von- der selb-
ständigen Betätigung Eges zeugen sodann einige vortreff-
liche Bildnisse, darunter das des Königs Wilhelm II. von
Württemberg und das des Herrn Dr. N., beide in vornehm-
artiger Auffassung und talentvoller Charakteristik. Ege ist
dann nach Italien übergesiedelt und hat sich dort fast
ausschließlich der Landschaftsmalerei gewidmet. Er lebt
ständig in Vicovaro im Sabiner-Oebirge; dort hat er sich
als einziger Deutscher in sonst noch unberührtem italienisch-
ländlichen Gebiete ein Wohnhaus mit Atelier errichtet.
Die Motive seiner Landschaften stammen samt und
sonders teils aus der Umgebung von Vicovaro, teils
aus dem Sila-Gebirge zwischen Corenza und Crotone
in Calabrien. Das italienische Land tritt uns in Eges
Landschaften in bemerkenswert anderer Weise entgegen als
auf den üblichen italienischen Bildern deutscher Maler.
Das Neuartige daran liegt weniger in einer bestimmten
persönlichen Note, es beruht auf dem eindringlichen Natur-
studium, auf der allseitigen Beobachtung des Landes zu
allen Jahreszeiten. Nicht die lineare Schönheit der Berges-
umrisse und der Aufbau des Landes nach Vorder-, Mittel-
und Hintergrund hat den Künstler interessiert, er gibt auch
nicht bloß den ewig blauen Himmel mit Sonnenschein, er
zeigt uns vielmehr das Land mit den Augen des modernen
Landschafters gesehen in den wechselnden Stimmungen
von Luft und Licht, mit prachtvollen Wolkenbildungen, in
Sturm und Regen, im ganzen kraftvoller und herber, als
wir uns gerade die Umgegend von Rom vorzustellen
Pflegen. Daß dabei auch andere Farbenwirkungen zutage
treten, ist selbstverständlich. Ege sieht z. B. in dem Grun
der Wiesen und Hänge ein feines Grau, das die Gesamt-
stimmung merklich verfeinert erscheinen läßt, gegenüber
der sonstigen Erinnerungsbilder, die wir von Mittelitalien
haben. Auch die süditalienischen Landschaften mit ihrer
blauen Harmonie, in die das Graugrün der Oliven einen
elegischen Ton bringt, haben in Eges Darstellung einen
eigenen Reiz. Am überzeugendsten war uns diese Egesche
Weise in dem Bilde »Homerische Gestade- (Golf von Poh-
castro), in dem sich Wollen und Können des Künstlers
wohl am besten deckte. Zwei mächtige Oliven stehen
VordercninHo

zu

stell

AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Aus England wird ein Bilderfund berichtet. In Leeds
hat ein Trödler einen Rubens und einen van Dyck für
wenige Mark erworben, für die ihm jetzt schon mehr als
40000 Mark geboten sein sollen.

KONGRESSE
In den letzten Tagen war in Berlin die erste Delegierten-
versammlung der Bildhauervereinigungen Deutschlands.
Es wurde ein Zusammenschluß aller der bisher in Deutsch-
land vereinzelt bestehenden Bildhauervereinigungen zu einer
geschlossenen Organisation vereinbart. Ein sofort einge-
setzter Ausschuß soll sich insonderheit mit der Regelung
der Konkurrenzfragen beschäftigen.

DENKMÄLER
In Werder a. d. Havel wurde am 20. Oktober im
Beisein des Kaisers, des Kronprinzen und vieler Fürstlich-
keiten das von dem Bildhauer Arnold geschaffene Denkmal
Kaiser Friedrichs enthüllt.

VERMISCHTES
Rubens und Anna von Osterreich. Der »Kölnischen
Zeitung« entnehmen wir folgendes Referat: Im Pariser
Louvre befindet sich ein Gemälde von Rubens, das eine
ungefähr 25 Jahre alte Fürstin vorstellt, die vor einem
Hintergrunde mit reichen Behängen und architektonischen
Verzierungen auf einem Lehnstuhl sitzt. Es galt bisher für
das Bildnis Elisabeths von Frankreich, Tochter Heinrichs IV.
und Gemahlin Philipps IV. Neuerdings sucht jedoch Louis
Hourticq in der »Revue de l'Art« nachzuweisen, daß es die
Gemahlin Ludwigs XIII., Anna von Österreich darstellt,
und die hierfür angeführten Gründe haben vieles für sich.
Zunächst enthält nach Hourticq die Münchener Pinakothek
ein Bildnis Elisabeths von Frankreich, das dem Pariser
durchaus nicht gleicht; dann wurde dieses im Jahre 1683
von Lebrun als das Bildnis der verstorbenen Königin-
Mutter bezeichnet; ferner besitzt das Madrider Museum
eine Wiedergabe des Pariser Gemäldes, auf der die Behänge
mit Lilien bestickt sind, und endlich ist ein Stich des
Stempelschneiders Louys vorhanden, der dieselbe Frau in
derselben Stellung und in derselben Umgebung zeigt und
dazu eine Inschrift trägt, die keinen Zweifel über die Per-
sönlichkeit übrig läßt. Noch interessanter ist die zweite
Entdeckung Hourticqs, daß der 1628 ermordete Her-
zog von Buckingham dem Maler Rubens das Bild der
Königin bestellt hat. Als Beweis hierfür wird folgendes
angeführt: Das Gemälde trägt keinerlei Abzeichen könig-
licher Würde, ist also kein offizielles Bild. In der Architektur
des Hintergrundes bekränzt ein Amor eine Büste, die aber
nicht die Ludwigs XIII. ist. Das Gemälde wurde daher
für einen Liebhaber gemalt, und zwar für Buckingham,
dessen treffende Ähnlichkeit mit der Büste auffällt. Er
war 1625, zu der Zeit, als Rubens die Luxembourg-Galerie
vollendete, in Paris; Rubens war sein Lieblingsmaler, und
man weiß, daß ihm in jenem Jahre von Buckingham
zwei Bildnisse bestellt wurden: das des Herzogs selbst
und ein anderes. Nun erzählt Tallemant, daß Buckingham
in demselben Jahre ein Bild der Anna von Österreich besaß,
das er einem Edelmann aus Saintonge auf einer Art Altar
mit brennenden Kerzen zeigte.

Kl'ass?kerdeerLSnl7r in,Wien- Y.°!l-i-udriE H4yesL - Der Pariser Herbstsalon. Von Karl Eugen Schmidt. - Die Kunst des Jahres;
Düsseldorferw,. f ~1 Jraurenz-Schäfer t- — Direktoratswechsel an der Wiener Kunstgewerbeschule. - Große Berliner Kunstausstellung:
träts. — Bil-Wf sle'Iun,8: Ausstellung des märkischen Künstlerbundes in Berlin; Dresdener Kunstleben; Ausstellung russischer Por-
Werder a d I w.i England. — Delegiertenversammlung der Bildhauervereinigungen Deutschlands. — Denkmal Kaiser Friedrichs in
a. a. Havel. — Rubens und Anna von Österreich. - Anzeigen.

pr Ochs weidet, den
----^giunae, unter denen ein grauer ab Das

Hintergrund schließt ein fein geformter dc k, & g pa,ette,
Bild ist auch charakteristisch durch dl^b"jies keine bloße
deren sich Ege gemeinhin bedient. Da» a mjt der

Manier ist, zeigt das Bild Torre dfU* " r sträucher, die
leuchtenden Pracht goldgelber ginstera"'^ „ wirkt aUch
den Vordergrund erfüllen. Überaus kiau bUdungen,
das Campagnabild mit den wunderbaren w geben,
die der Darstellung etwas Heroisch-Mas eüerschen
freilich in anderem Sinne, als wir das von a ^ Eg£

Landschaften zu sagen pflegen. Auen dje sicb

wiederholt gemalt, so in der gewaltigen_ ;» ^ gerade
im Sturm an der Küste bricht. Doch senem jeben zU
diese Bilder mehr im Skizzenhaften stecKei s diesen
sein als andere. - Jedenfalls war es er d;utendes
Künstler kennen zu lernen, von dem sich noen
erhoffen läßt. . n„ Rußland wird

Unter dem Protektorate des Kaisers von R»BJ» ^
Beginn des nächsten Jahres in I

stattfindenrUSS'SCher Porträts des l8- und 1 °- Jahrhunderts
 
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