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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

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Wolf, August: Angeblich neue Gefahr für die Markuskirche in Venedig
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5901#0078

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139

Personalien —^Vermischtes — Kunstzeitschriften

140

licherweise hat sich während dieser ganzen Zeit kein
weiterer Riß an Gewölben und Mauern gezeigt, was
solche Saumseligkeit und Leichtsinn gewiß nicht ver-
dient. — Manfredi stellt das große Tonnengewölbe,
welches das Halbrundfenster der Fassade umschließt,
als den gefährlichsten Punkt dar und schlägt vor, stets
ein fertiges Gerüst bereit zu halten, welches in wenigen
Stunden aufgeschlagen werden könne beim geringsten
Anzeigen weiterer Verschiebungen dieses Gewölbe-
bogens. (All das vor sechs Monaten!) Er macht
darauf aufmerksam, wie ein auch leichtes Erdbeben
(wie sie hier häufig sind) die schrecklichsten Folgen
haben könne. — Er hebt weiter hervor, wie sämt-
liche tragenden Bauglieder nicht mehr der Last der
Kuppeln gewachsen seien und wie nur eine ver-
tikale Restauration der bedrohtesten Stellen das Bau-
werk zu retten imstande sei. Schlechte Fundamen-
tierung von alters, Verwendung antiken Materials
und sehr primitives Verfahren in Herstellung der
Mauern selbst bei schlechtem Mörtel, sowie ganz be-
sonders der unsolide Untergrund Venedigs werden
als Hauptgründe der Zersetzung der Massen hiesiger
Bauwerke, besonders der Markuskirche, mit Recht
angesehen. Boni in Rom meinte auf Befragen, man
sei bei den beständigen bisherigen Restaurationen
nicht mit jener Energie verfahren, welche der ge-
gebene Fall erheischte, sondern mehr nach dem Ge-
sichtspunkte, den Schaden zu verdecken durch mög-
lichst beste Wiederherstellung der Oberfläche, ohne
der Sache auf den Grund zu gehen. (Es muß jedoch
demgegenüber daran erinnert werden, wie in den
siebziger Jahren die ganze Südseite der Kirche von
Grund aus neu aufgeführt wurde, sowie auch unter
österreichischer Regierung noch der ganze nördliche
Teil derselben.) Es ist unbegreiflich und unverzeihlich,
daß nach der oben erwähnten, so ernsten Bericht-
erstattung Manfredis man sich an maßgebender Stelle
nicht rührte, die Mittel flüssig zu machen, welche
derselbe verlangte (zunächst 150000 Lire). Erst
nachdem die Zeitungen, veranlaßt durch den gedruckt
vorliegenden Bericht, Lärm schlugen, gesteht die Regie-
rung die schleunigste Hilfe zu und verspricht, da es
sich um S. Marco handle, kein auch noch so großes
Opfer zu scheuen. Hoffentlich bleibt es nicht, wie
schon so oft, bei schönen Versprechungen. Für den
Augenblick mögen Manfredis und anderer Sachver-
ständigen Erklärungen, daß keinerlei momentane Ge-
fahr bestehe, die Gemüter beruhigen; auf die Dauer
jedoch gibt die entsetzliche Saumseligkeit, das be-
ständige Verschleppen aller Dinge, der Mangel an
Energie von Seiten der Regierung zu ernsten Be-
fürchtungen immerhin genügende Veranlassung.
Venedig, 15. Dezember. AUGUST WOLF.

PERSONALIEN

Budapest. Der bisherige Direktor-Kustos der Na-
tionalgalerie und des damit in Verbindung stehenden
Kupferstichkabinetts, Dr. phil. Gabriel von Terey wurde
zum Abteilungsdirektor ernannt.

Aus Amerika kommt die eigentümliche Kunde, daß
Pierpont Morgan zum Direktor des Metropolitanmuseums

in New York ernannt worden ist. Der letztverstorbene
Direktor war Louis de Cesnola.

VERMISCHTES

Am 15. Dezember ist an vielen Orten durch Vorträge
und Aufsätze des 100. Geburtstages von Ernst Rietschel
gedacht worden. In Leipzig schilderte im dortigen Kunst-
verein Professor Dr. Julius Vogel das Lebensbild des un-
sterblichen Schöpfers des Wormser Luther-Denkmals und
des Weimarer Goethe-Schiller-Standbildes in einer Rede.
Der Leipziger Bildhauer Lehnert hat bei dieser Gelegen-
heit eine Rietschelplakette ausgeführt.

Im Verlage von Helbing & Lichtenhahn in Basel be-
ginnt soeben ein großes Handzeichnungswerk älterer
Schweizer Meister zu erscheinen. Die Blätter werden
im wesentlichen dem Bestand des Baseler Museums ent-
nommen. Die Herausgabe besorgen Daniel Burckhardt,
H. A. Schmid und Paul Ganz. Die erste Lieferung ent-
hält 15 Blätter nach Holbein, Urs Graf, Deutsch und
anderen.

Im Berliner Kunsthandel ist ein bisher kaum be-
kanntes Bildnis von Felix Mendelssohn-Bartholdy auf-
getaucht, das Horace Vernet in Rom 1831 gemalt hat. Die
Photographische Gesellschaft in Berlin wird es demnächst
vervielfältigen. Das Bild soll sich durch jugendliches
Feuer auszeichnen.

Eine reiche Amerikanerin hat der spanischen
Herzogin von Villahermosa ri/a Millionen Franken für das
Bildnis König Philipps von Velazquez geboten. Die
Herzogin lehnte jedoch das Gebot ab und hat das Bild
dem Pradomuseum geschenkt.

KUNSTZEITSCHRIFTEN
The Studio. November 1904. Henri Frantz, The art of
Richard Parkes Bonington 1801—1828. — A. S. Levetus.
An Austrian decorative artist: Koloman Moser. —
Leonore van der Veer, The art of Victor Gilsoul. —
Some regent designs for domestic architecture. —
R. Quick, Primitive art as exemplified in Tobacco
pipes. — More leaves from the London sketchbook
of Vernon Howe Bailey. — F. Strange, Needlework
at the Liverpool school of art. — Studio competition
A. LXII. Designs for a row of three labourers
cottages.

The Burlington Magazine. Dezember 1904. Editorial
articles: Art as a national asset III. — The picture ex-
hibition of the future. — Leonce Amaudry, The
collection of Dr. Carvallo at Paris. Articlell: Spanish
and other later pictures. — Julia Cartwright, The
drawings of Jean Francois Millet in the collection
of the late Mr. James Staats Forbes, Part III. — Lionel
Cust, M. N. O., F. S. A., Notes on pictures in the
royal collections. Article V: A triptych by Lucas
Cranach. — R. S. Cloustan, Minor english furniture
makers of the eighteenth Century. Article IV: Matthias
Lock. — Cecil Smith, A bronze Statuette from Para-
mythia. — J. M. Spink, Sheffield plate in the collection
of the Viscountess Wolseley, Part II. — John Hodgkin,
Transfer printing on pottery. Part I: John Sadler, the
inventor.

Gazette des beaux-arts. Dezember igo4. Emile Male, Jean
Bourdichon et son atelier. — M. Roger Marx, Le
salon d'automne. — Emile Michel, Artistes contem-
porains: Armand Charnay. — Edouard Andre, Swebach-
Desfontaines (dernier article). — M. A. Dastray, Un
roi peintre: Don Carlos I^r de Portugal — M. Pierre
de Nolhac, Lady Düke.
 
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