Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5901#0207

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nekrologe — Sammlungen — Denkmäler — Ausgrabungen und Funde — Ausstellungen

NEKROLOGE

In Dresden verstarb der Bildhauer Karl Herrmann
Ebler, Professor der Königl. Akademie der bildenden
Künste daselbst. In den Anlagen der Bürgerwiese steht
von ihm eine Gruppe »Zwei Mütter«, die 1899 auf der
internationalen Kunstausstellungin Dresden Aufsehen erregte.

In Breslau starb der als Porträtist geschätzte Maler
Otto Kreyher. Er war 1836 geboren und 1859 nach
Breslau gekommen, wo er eine reiche Wirksamkeit ent-
faltete.

SAMMLUNGEN
Das herzogliche Museum in Braunschweig ver-
sendet einen Nachtrag zu »H.Riegels Gemäldesammlung von
1900«, der aus der Feder des jetzigen Direktors P.J. Meier
stammt. Der Nachtrag sucht dem gegenwärtigen Stande
der Forschung Rechnung zu tragen und gibt zugleich bei
einer großen Anzahl von Bildern neue Benennungen, die
zum Teil schon vor Jahrzehnten, freilich ohne bisherige
Berücksichtigung, von anderen Forschern vorgeschlagen
waren. In verschiedenen Fällen sind die Namen von
Malern älteren handschriftlichen Verzeichnissen entnommen
worden.

Die Gemäldegalerie im Kaiser Friedrich-Museum

zu Berlin ist dieser Tage um zwei hervorragende Werke
bereichert worden. Die Altarflügel mit Szenen aus der
Legende des hl. Bertin von Simon Marmion, die aus dem
Besitze Ihrer Durchlaucht der Fürstin zu Wied erworben
sind, sind im Kabinett der Altniederländer aufgestellt; eine
Madonna in ganzer Figur von Hans Memling wurde der
Thieme-Sammlung hinzugefügt.

DENKMÄLER

In Rom ist nur wenige hundert Schritte vom Goethe-
Denkmal durch den Ausschuß der französisch-italienischen
Liga das Victor-Hugo-Denkmal des Bildhauers Palez
eingeweiht worden. Victor Hugo ist auf einem Felsen
sitzend und in die Weite blickend dargestellt, die linke
Hand ruht auf der Leier, die rechte ist auf der Brust unter
dem Rock verborgen. Eine zerbrochene Kette liegt ihm
zu Füßen, ein Löwe kauert hinter ihm. Das Kunstwerk
zeichnet einfache Größe und Natürlichkeit, verbunden mit
einer harmonischen Linienführung, aus.

Da die Errichtung des Pariser Beethovendenk-
mals auf dem Trocaderoplatze nicht genehmigt worden
war, so hat der Ausschuß darum nachgesucht, es als
Gegenstück zum Standbilde La Fontaines aufstellen zu
dürfen. Der Entwurf zum Denkmal ist fertig. Beethoven
ist auf einem Steinsockel liegend dargestellt. Dieser ruht
unter einer Kuppel, die von vier geflügelten Figuren ge-
tragen wird. Die allegorischen Figuren stellen dar: Die
Eroica, die Sonate pathetique, die Neunte Sinfonie und
die Mondscheinsonate.

In Moret soll ein Denkmal für Alfred Sisley errichtet
werden. Französische Künstler haben sich vereinigt, um
diesen Plan durchzuführen. Dem Komitee gehört auch
der Deutsche Paul Höniger an.

Eine Kolossalstatue Petrarcas von Carlo Lorenzetti,
in Bronze ausgeführt ist im Münzpalast zu Venedig ent-
hüllt worden.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE

Über das Prachtstück der neuen Ausgrabungen

von Professor Rudolf Herzog-Tübingen im Asklepieion von
Kos, die einen überlebensgroßen Marmorkopf darstellt,

lesen wir im Jahresbericht des Kaiserlich Deutschen Archäo-
logischen Institutes das Folgende: Die Erhaltung des von
einer Statue weggebrochenen Kopfes ist vorzüglich, das
Gesicht ganz unverletzt. Nur der obere Teil des Helmes
über der Stirn, der besonders angesetzt war, fehlt. In der
glatten Ansatzfläche steckte noch der Bronzedübel. Die
Züge scheinen auf den ersten Anblick ideal, zeigen aber
doch viel Individuelles und passen mit der Kopfhaltung am
ehesten zu den Porträtzügen Alexanders des Großen. Der
auf die üppigen Locken gesetzte leichte Helm einerseits,
die halb melancholisch leidenden, weichen, halb trotzig
energischen Linien des Gesichts anderseits, machen die
Deutung auf einen Gott oder einen zu Kos in Beziehung
stehenden Heros schwer. Wir haben ihn daher vor-
läufig als idealisierten Alexanderkopf bezeichnet. Er ist
von Meisterhand ausgeführt, steht der praxitelischen Schule
am nächsten und dürfte kaum älter als das 4. Jahrhundert
v. Chr. sein. Herzog hofft, das hervorragende Kunstwerk
durch Publikation dem allgemeinen Urteil zugänglich machen
zu können. Auch sonst wurde der Skulpturenbestand
durch schöne Stücke bereichert. Dahin gehört ein über-
lebensgroßer Asklepiostorso, die Replick einer im Vorjahre
gefundenen Asklepiosstatuette, sowie eine Hygieiastatuette
aus guter Zeit, beide kopflos. Sie geben eine gute Vor-
stellung von den Kultbildern. Ein schöner archaischer
halblebensgroßer Athenakopf ließ sich auf einen 1902 ge-
fundenen Hals aufpassen. Dazu kommen hübsche kleinere
Köpfe und Statuetten und eine große Menge von Statuen-
fragmenten. Die Veröffentlichung der Ergebnisse der lang-
jährigen Forschungen zur Geschichte der Insel soll in diesem
Sommer in Angriff genommen werden.

Der Leipziger Universitätsprofessor Dr. Steindorff
hat in einem Privatbrief über seine gegenwärtigen Aus-
grabungen in der Cheops-Pyramide in Ägypten berichtet:
Bis jetzt sind 50 Gräberbauten aus Stein oder Ziegel frei-
gelegt worden. Diese kleine Gräberstadt birgt eine sehr
große Anzahl von Proben ägyptischer Kunsttätigkeit,
namentlich lebenswahr und guterhaltene Steinfiguren von
Würdenträgern, Beamten und Handwerkern der ägyptischen
Kultur.

Die unter Leitung des Professors Furtwängler ver-
anstalteten Ausgrabungen auf der Insel Aegina haben
zur Entdeckung einer merkwürdigen prähistorischen Stadt-
anlage auf der Spitze des Oros, des höchsten Berges der
Insel, geführt. Besonders merkwürdig an diesen Funden
ist die bisher noch nirgends nachgewiesene Verwandtschaft
mit den Schliemannschen Funden in Troja.

AUSSTELLUNGEN

IX. Internationale Kunstausstellung zu München
1905. Die von der französischen Regierung ernannten
Kommissare Mr. Eugene Morand, Conservateur du depöt
des marbres et des ouvrages d'art appartenant ä l'Etat und
Mr. Jaques Baschet, Chef du Secretariat du Sous-Secretaire
d'Etat des Beaux-Arts werden Mitte des Monats mit einem
Teil der französischen Kollektion in München eintreffen;
es wird demnach in diesem Jahre Frankreich schon bei
Eröffnung der Ausstellung vertreten sein. —

Als Mitglieder der Aufnahmejury der Münchener
Künstlergenossenschaft wurden folgende Herren gewählt:
Sektion für Malerei: Prof. Julius Adam, Prof. Gilbert von
Canal, Michael Zeno Diemer, Prof. Adolf Echtler, Georg
Fischer-Elpons, Max Gaisser, Simon Glücklich, Hermann
Knopf, Prof. Georg Papperitz, Franz Pernat, Wilhelm
Räuber, Toby Rosenthal, Prof. Karl Seiler, Prof. Franz
Simm, Prof. Otto Strützel; Sektion für Bildhauerei: Karl
Georg Barth, Fritz Christ, Ludwig Dasio, Franz Drexler,
 
Annotationen