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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

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505

Denkmäler —

Denkmalpflege

506

Grunde und war einer der glänzend geschulten französischen
Maler alten Schlages. Aber durch sein Beharren auf dem
einmal erreichten goldenen Punkt hatte er sich die Sym-
pathien ernster Kunstbetrachter längst verscherzt. Übrigens
gehörte er in Paris auch zu den gefälschtesten Malern,
was bei der Verkäuflichkeit seiner Werke nicht wunder
nimmt. Bekannt ist das Histörchen, wie er vor ein paar
Jahren zu einem der großen Kunsthändler in den Laden
tritt und seiner Empörung darüber Ausdruck verleiht, daß
ein Bild von ihm im Schaufenster stände, das gar nicht
von ihm herrührte, sondern gefälscht sei. Der kluge
Händler schlug ihm vor, seine Klagen lieber recht leise
und still vorzubringen und sie gar nicht erst an die große
Glocke zu hängen; denn wenn erst im Publikum bekannt
würde, daß es auch gefälschte Henners gäbe, so würden
die echten stark im Preise fallen.

In München verstarb der Leiter der bekannten Mal-
schule Anton Azbe, Lehrer vieler heute anerkannter
Künstler, der es selbst in seiner beinahe sprichwörtlichen
Bescheidenheit zwar nicht bis zum eigenen Ruhme ge-
bracht, dessen Wirken aber in dem, was er seinen Schülern
und Freunden in selbstloser Hingabe gewesen, von rei-
chem Segen gelohnt war. Als Mensch war er eine der
originellsten und bekanntesten Künstlerpersönlichkeiten
Münchens.

Eduard Leonhard! f. In Loschwitz bei Dresden ist
am 15. Juli der Landschaftsmaler Professor Eduard Leon-
hardi gestorben, einer der letzten, wenn nicht der letzte
Schüler Ludwig Richters. Er wurde am 19. Januar 1826
zu Freiberg geboren und besuchte von 1844 an die Dresdener
Kunstakademie, von 1846 an Richters Atelier. In den
Jahren 1853—59 bildete er sich in Düsseldorf weiter, dann
ließ er sich in Loschwitz nieder. Einen Ruf als Professor
der Landschaftsmalerei an die Kunstschule zu Weimar 1863
lehnte er ab. Dagegen kaufte im folgenden Jahre die
Königliche Gemäldegalerie zu Dresden seine große »Deutsche
Waldlandschaft«, die einen Höhepunkt seines Schaffens be-
deutet und noch heute als ein gutes bezeichnendes Werk
der Landschaftsmalerei jener Zeit anzusehen ist. Zugleich
wurde Leonhardi zum Ehrenmitglied der Dresdener Kunst-
akademie ernannt. Seitdem hat er zahllose Landschaften
gemalt, zu denen ihm die Umgebung von Loschwitz, der
Edmundsgrund und der Dürr-Kamnitzgrund in der Säch-
sischen Schweiz, auch wohl der Rabenauer Grund bei
Dresden und der Oybin bei Zittau die Motive lieferten.
Lieblich blühende Bäume im Frühling, die idyllische Wald-
einsamkeit, Waldmühle bei Abenddämmerung waren seine
Lieblingsmotive, die er immer von neuem variierte. Mit
liebevoller Sorgfalt führte er alle Einzelheiten aus: Gräser
und Farnkräuter, Steine und Steinchen, Moose, Zweige und
Blätter. Sehr viele seiner Bilder sind infolgedessen nur
Vordergrundsbilder. Das Weite, Große und Dramatische
lag ihm ferner, er war vorzugsweise Lyriker. Ausnahms-
weise malte er Alpenbilder aus der Umgegend von Gar-
misch-Partenkirchen. Freier als in seinen Ölgemälden war
Leonhardi in seinen Aquarellen, von denen eine Reihe von
29 Stück 1887 in der ersten internationalen Aquarellaus-
stellung zu Dresden zu sehen war und dem Künstler das
Preisdiplom einbrachte. Leonhardi hat in den sechziger
und siebziger Jahren in der deutschen Landschaftsmalerei
eine angesehene Rolle gespielt. Die weitere Entwickelung
hat er nicht mehr mitgemacht, wie auch in seiner Malerei
keine eigentliche Entwickelung festzustellen ist. Ölgemälde
von ihm findet man in der Galerie zu Dresden, im Wall-
raff-Richartz-Museum zu Köln und in großer Anzahl in
der Roten Amsel, einem originellen Künstlerheim in Losch-
witz bei Dresden, das Charles Palmie im Äußern mit
humoristischen Sprüchen usw. ausgestattet hat. (Dieses

Leonhardi-Museum steht täglich, außer Sonntags, von
10—5 Uhr dem freien Besuch offen.) P. Seh.

In Neapel starb im Alter von 76 Jahren der älteste der
neapolitanischen Maler Francesco Martini, der ein treff-
licher Landschafts- und Militärmaler war. Von demselben
sind einige Bilder in der römischen Nationalgalerie zu sehen.

DENKMÄLER

In Ensisheim wurde das Denkmal für den daselbst
im Jahre 1604 geborenen Dichter Jakob Balde, den soge-
nannten deutschen Horaz, enthüllt. Das Denkmal, ein
Werk des Bildhauers Alfred Marzolf, besteht aus einer
Büste mit Umrahmung.

Auf dem Kirchhof von Harrow hat man für Lord
Byron bei der steinernen Bank, auf der er als Schulknabe
oft stundenlang saß und träumte, eine Gedenktafel ange-
bracht. Dies ist wenigstens der Anfang zu einer gerechten
Würdigung des großen Toten, der es zu einem Grab-
denkmal in der Westminster-Abtei wohl niemals bringen
wird, da er doch gar zu sehr den englischen Begriff von
Anstand und Sitte durch sein freies Liebesleben verletzt hat.

In Greifswald wurde das Denkmal Kaiser Wil-
helms I., ein Werk des Bildhauers Wenck, enthüllt.

Für das Denkmal für F. A. Krupp in Essen wurde
von der Jury der Entwurf Hugo Lederers gewählt.

In München ist das Kaiser-Ludwig-Denkmal Ferdinand
von Millers enthüllt worden.

In Hamm i. W. wurde das von Wilhelm Wand-
schneider in Charlottenburg geschaffene Denkmal für den
ehemaligen preußischen Kultusminister Falk enthüllt.

In Reichenweier bei Straßburg wurde für die da-
selbst am 28. Januar 1750 geborene Marie Karoline Flachs-
land, die Gattin Herders, eine von Professor Eberbach in
Heilbronn gefertigte Gedenktafel enthüllt.

In Tönning wurde das von Professor A. Brütt ge-
schaffene Esmarch-Denkmal an der Westseite des Schloß-
platzes aufgestellt.

In Straßburg hat sich nunmehr unter dem Vorsitz des
Statthalters das Preisgericht für das Kaiser-Wilhelm-
Denkmal aus den Professoren v. Zumbusch, Geheim-
rat Dr. Bode, Professor Theodor Fischer und Geheim-
rat Thode konstituiert. Zur Einreichung von Entwürfen
im engeren Wettbewerb sind Professor Manzel (Berlin),
Professor Brütt (Weimar), Professor v. Rümann (München),
Bildhauer Lederer (Berlin), Bildhauer Tuaillon (Berlin) auf-
gefordert worden, die sämtlich ihre Beteiligung zugesagt
haben.

Ein Denkmal für Antoine Wiertz soll nach dem Ent-
wurf des Bildhauers de Haene in seiner Vaterstadt Dinant
errichtet werden.

DENKMALPFLEGE
Das sogenannte Haus der Julia Capuletti wurde von
der Stadt Verona für 14500 Lire angekauft und soll als
historisches Denkmal erhalten bleiben. Wenn auch die
Taufe auf die unglückliche Geliebte nur Phantasiegebilde
ist, so begrüßen wir die Nachricht deshalb mit besonderer
Freude, weil dies sogenannte Haus der Julia als Zeugnis
für die düstere Baukunst des Duecento in Verona einen
ähnlichen Wert hat wie die alten Paläste im ehemaligen
Quartiere der Medici (Via delle Terme) in Florenz, die
vor nicht langer Zeit zu einem traurigen Schicksal bestimmt
schienen.

Die Stadtgemeinde von Freiburg i. B. hat das Haus
»Zum schönen Eck«, ein Meisterwerk des Rokokostils,
dessen Erbauer der Maler und Bildhauer Christian Wen-
zinger gewesen ist, angekauft und beabsichtigt weitere
 
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