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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.5901#0264

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Vermischtes

512

Eine internationale Buchbindekunstausstellung

wird der Mitteldeutsche Kunstgewerbeverein in der Zeit
vom 15. März bis 16. April 1906 im Kunstgewerbemuseum
zu Frankfurt a. M. veranstalten. Zweck der Ausstellung
ist die weitere Verbreitung des Sinnes für den Wert und
die Schönheit künstlerischer Bucheinbände und die Schaffung
neuer Anregungen auf diesem Gebiet.

Von Anfang Oktober bis Mitte November wird im
Landesmuseum zu Graz eine Ausstellung stattfinden, zu
der der Verein bildender Künstler Steiermarks einladet.
Bei dieser Gelegenheit kommt der neue, vom Ministerium
für Kultus und Unterricht gestiftete Preis von 1000 Kronen
zur Verleihung.

In Salzburg findet zur Zeit bis zum 1. Oktober die
21. Jahresausstellung des Salzburger Kunstvereins
statt, die vom In- und Ausland reich beschickt ist und
Kollektivausstellungen vom Ausstellerverband Münchener
Künstler, des Radierers William Unger in Wien und des
Malers Heinrich Hermanns in Düsseldorf enthält.

Die Königl. Kupferstich- und Handzeichnungen-
sammlung zu München hat kürzlich eine Ausstellung
von Alpenlandschaften eröffnet, die an Hand von Zeich-
nungen, Aquarellen, Stichen usw. die Darstellung der
Alpenlandschaft vorzugsweise in der deutschen Kunst vom
15. Jahrhundert bis zur Gegenwart veranschaulichen soll.

Gelegentlich der 3. bayerischen Jubiläums-Landes-
ausstellung, die von Mai bis Oktober 1906 in Nürnberg
stattfindet, wird die Stadt Nürnberg eine Sonderausstellung
veranstalten, die eine allgemeine Abteilung und eine histo-
rische Abteilung in voneinander getrennten Gebäuden
umfassen soll. In der historischen Ausstellung soll in
malerischer Anordnung gezeigt werden, was das alte
Nürnberg als Stätte der Wissenschaft, der Kunst und des
Kunsthandwerkes geleistet hat. Es handelt sich dabei
hauptsächlich um Schöpfungen der Nürnberger Malerei,
Werke der Groß- und Kleinplastik in Stein, Holz und
Elfenbein, Werke des Bronzegusses, der Edelmetallkunst
wie der Keramik. Auch sämtliche Nürnberger Handwerks-
erzeugnisse, Zunftdenkmäler, Münzen und Medaillen, wert-
volle Urkunden, wie sonstige Werke von hervorragenden
künstlerischen Eigenschaften und besonderer historischer
Bedeutung sollen aus dem Besitze Privater vorgeführt
werden.

Die Vereinigung Kölner Künstler veranstaltet im
Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln vom 18. November
bis 23. Dezember dieses Jahres eine Kunstausstellung, die
Werke der Malerei, Skulptur, graphische Künste sowie des
Kunstgewerbes umfaßt; Werke, die bereits in Köln aus-
gestellt gewesen sind, werden nicht zugelassen. Die An-
meldungen müssen bis zum 20. Oktober erfolgen.

VERMISCHTES
Holbeins Bildnis des Bryan Tuke. Dr. Karl Voll
in München hat die Behauptung aufgestellt, auf dem in
der dortigen Pinakothek befindlichen, allbekannten Holbeiu-
schen Gemälde des Schatzmeisters mit dem Tod im Hinter-
grund sei der Tod von fremder Hand später hinzugemalt.

Er veröffentlicht diese Beobachtung im wesentlichen, um
einem Beispiel, das Herr Meier-Graefe in seinem Buch
»Der Fall Böcklin« herangezogen hat, die Möglichkeit zu
entziehen. Indem wir den Streit um Böcklin, der mit
dieser kunsthistorischen Angelegenheit nur höchst mittelbar
zusammenhängt, beiseite lassen, möchten wir die Behaup-
tung des Herrn Dr. Voll als durch die von ihm vorge-
tragenen Gründe noch nicht erhärtet anerkennen. Seine
Gründe sind im wesentlichen die, daß in der älteren
Literatur von einem zweiten Exemplar dieses Bildes ge-
sprochen wird, auf welchem sich der Tod nicht befindet
und das bisher unauffindbar geblieben ist, ferner daß die
Sprungbildung auf der Partie des Todes eine wesentlich
andere ist, als auf der Partie des Bildnisses; und schließ-
lich daß unter der Malerei des Todes Stücke des Ge-
wandes durchschimmern.

Tizians Porträt des Pietro Aretino aus dem Pal. Chigi
ist von einem Amerikaner gekauft worden.

Der aus der Königlichen Gemäldegalerie im Haag
gestohlene Frans Hals ist in Antwerpen entdeckt worden
und befindet sich bereits wieder im Mauritshuis.

Das neue königliche Theater in Kissingen ist
nunmehr vollendet. Das Gebäude ist das Werk der
Architekten Heilmann und Littmann, während den plasti-
schen Schmuck die Bildhauer Heinrich Walther und Julius
Seidler in München verfertigten. Das Theater zeichnet
sich durch vornehme Einfachheit aus und hat in der inneren
Ausschmückung zahlreiche Malereien des Münchener Malers
Julius Mößl.

Auch in Stuttgart ist nunmehr ein Museumsverein,
der aus privaten Mitteln da nachhelfen wird, wo die staat-
lichen zur genügenden Bereicherung der Kunstsammlung
nicht ausreichen, im Entstehen begriffen.

In New York wird eine Akademie der schönen
Künste errichtet werden, selbstverständlich im großartigsten
äußeren Stile und, wie berichtet wird, mit streng syste-
matischer innerer Ordnung.

Das italienische Ausfuhrverbot für Kunstwerke ist
bis Ende 1906 verlängert worden.

Für die Herstellung eines Monumentalbrunnens
der Stadt Hannover hat der dort kürzlich verstorbene
Ziegeleibesitzer Stamme die Summe von 125000 Mark
vermacht. Außer diesem Vermächtnis hat der verstorbene
Kunstfreund dem städtischen Museum noch seine umfang-
reichen Sammlungen überwiesen, deren Wert auf mindestens
100000 Mark geschätzt wird.

In Aachen wurde ein »Verein für Kunst in der
Schule« gegründet, der seine Aufgabe in der künstlerischen
Ausschmückung der Volksschulen sieht.

Pius X. hat bestimmt, daß für den Herbst andere
Empfangsräume für den Kardinal-Staatssekretär eingeräumt
werden sollen und das Appartamento Borgia wie zuvor
den Besuchern offensteht.

Die Erwerbung des jüngst im herzoglichen Museum
ausgestellten Till Eulenspiegelbrunnens von dem Dresdener
Bildhauer Arnold Kramer ist nunmehr durch den Kunst-
sinn eines Privaten für Braunschweig gesichert.

Inhalt: Die Kunstausstellung im Palazzo delle belle arti in Rom. — Das Baseler Holzschnitlalphabel von 1464 in einer gleichzeitigen französischen
Miniaturkopie. Von [aro Springer. — Neues aus Venedig. Von A. Wolf. — Neues aus Paris. — Die Sammlungen aller Kunst Italiens
in ihrer jüngsten Entwickelung. — Georges Riat f; Jean Jacques Henner f; Anton Azbe fi Eduard Leonhard! ti Francesco Martini t-
— Denkmalserrichtungen. — Das Haus der Julia Capuletti in Verona; Ankauf der Stadtgemeinde Freiburg i. B.; Leipzig, Aufstellung der
Aschenbrödelfresken von Schwind; Sechster Tag für Denkmalpflege in Bamberg; Neubau der Kirche San Babila in Mailand. — trnst
Seger zum Professor ernannt; Auszeichnung von Professor Eduard Gebhardt; Aufträge an Franz Stuck, Ludwig Dettmann, Angeld> Jank
und Naum Aronson. — Preisausschreiben. — Der neuentdeckte Rubens. — Ein Gemälde von Joos van Cleef; Neuerwerbung des Alber-
tinums; Erwerbung des Vereins zur Erhallung von Nürnberger Kunstwerken; Erwerbung der Stadt Leipzig: Stiftung an die Stadt Frank-
furt a. M.; Erwerbungen für die Pinakothek und das Kgl. Kupferstichkabinett in München; Museumseröffnung in Eisenach; Geschenk an
die englische Nationalgalerie. — Versammlung des Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein; Ausstellungen in Darmstadt,
Mannheim, München, Frankfurt a. M., Graz, Salzburg, Nürnberg und Köln. — Holbeins Bildnis des Bryan Tuke; Bildnis des Aretino ver-
kauft; Bilderdiebstahl im Haag; Vollendung des neuen kgl. Theaters in Kissingen; Museunisverein für Stuttgart; Akademie der schönen
Künste in New York; Ausfuhrverbot für Kunstwerke in Italien; Monuinentalbrunnen für Hannover; Verein für Kunst in der Schule in
Aachen; Öffnung des Appartamento Borgia; Erwerbung des Eulenspiegel-Brunnens für Braunschweig.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., g. m. b. h., Leipzig
 
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