237
Sammlungen
238
tigen Stücken vertreten. Das Selbstbildnis, der Gelehrte
in der Laube, endlich Kolonialdirektor Dernburg. Nicht
so sehr Bildnis als koloristisches Meisterstück war das
»Pelzjackett« von 1905. Ein besonderer Akzent lag diesmal
auf der Landschaft, der etwa ein Drittel der ausgestellten
Gemälde angehörten. Helle Sonne in dem bereits be-
kannten Sommermorgen, in der Parklandschaft mit der
blühenden Kastanie und »An der Felswand« mit der
lesenden Dame und dem Blick in die grüne Tiefe. Kolo-
ristisch besonders interessant das blauviolette blühende
Pharzeliafeld mit den dunkelblauen Bergen im Hintergrund
(1904). Weniger bedeutend die Landschaft mit Burgtor
(1904). Ausgezeichnet dagegen diejenigen des Jahres 1905:
Berglandschaft mit Baum, von einer herben Größe, dann
drei aus Hamburg: Alsterbassin, fast ausschließlich in
grauen und weißen Tönen; von besonderer Wucht der
Segelschiffhafen, von ungewohnter Vielfarbigkeit das Fleet
beim Hopfenmarkt in Hamburg, das in Posener Privat-
besitz übergegangen ist. Das Museum kaufte das gleich-
falls ausgestellte bekannte Reiterbildnis: ein Dragoner-
offizier auf schräg in das Bild hineingestelltem Pferde, ein
Bild von intensiver innerer Spannung.
Schwerin. Im Großherzoglichen Museum ist eine
Sonderausstellung des Professors Ludwig Deitmann, des
Bildhauers Martin Schauß und des Tiermalers M. Stöcke
eröffnet worden.
New York wird demnächst die seit langem durch
den Privatsammler Hugo Reisinger vorbereitete erste
deutsche Kunstausstellung sehen. Dieselbe wird im Na-
tional Arts Club stattfinden und Werke von etwa 30 ersten
deutschen Künstlern, darunter Uhde, Liebermann, Leistikow,
Lenbach und Stuck, bringen. Als Pendant zu dieser Ver-
anstaltungsoll baldmöglichst eine Ausstellung amerikanischer
Kunst in Deutschland die Runde machen.
Darmstadt. Für die große hessische Landesausstellung
freier und angewandter Kunst, die im nächsten Jahre in
der Zeit vom 23. Mai bis 31. Oktober in Darmstadt statt-
finden soll, wird die Stadtgemeinde ein großes massives
Ausstellungsgebäude mit einem Kostenaufwand von
350000 Mark, welches die Abteilungen Malereien und
Plastik aufnehmen soll, erbauen. Für die anderen Ab-
teilungen der angewandten Kunst usw. werden besondere
Gebäude errichtet.
Dresden. In einer der letzten Stadtverordneten-
sitzungen wurden 20000 Mark als Beitrag der Stadt zum
Garantiefonds für die große Kunstausstellung zu Dresden
im Jahre iqo8 bewilligt.
Venedig. Die Beteiligung an der diesjährigen inter-
nationalen Kunstausstellung ist außerordentlich stark. Im
ganzen haben sich 766 Künstler mit 1760 Werken an-
gemeldet. Vor allem ist diesmal das Ausland, darunter
Deutschland mit an erster Stelle, durch 127 Künstler ver-
treten, gegenüber der letzten Ausstellung vor zwei Jahren,
an der nur 78 Ausländer beteiligt waren.
München. In der »Modernen Kunsthandlung« findet
zurzeit eine große Sonderausstellung von Philipp Klein
statt, die sich den früheren Sonderausstellungen von Haber-
mann, Erler, Putz, Eichler würdig anschließt.
Stuttgart. In der Zeit vom 1. Mai bis 1. Juni soll
im hiesigen Museum eine Ausstellung moderner französischer
Kunst stattfinden. Zur Vorbereitung derselben hat sich,
wie in Stuttgart, so auch in Paris ein Ausschuß gebildet,
an dessen Spitze Rodin und die Direktoren des Luxem-
bourg, Benedite und Masson stehen. Die Ausstellung soll
alle Zweige der bildenden Kunst und auch kunstgewerb-
liche Abteilungen, insbesondere Bijouterien, umfassen.
Frankfurt a. M. Der Sonderausstellung des Frankfurt-
Kronberger Künstlerbundes ist eine neue Ausstellung im
Kunstverein gefolgt, in der unter anderen der Spanier
Claudio Castelucho und Gregor von Bochmann sowie
Seymour Haden mit seinen graphischen Arbeiten reich ver-
treten sind.
SAMMLUNGEN
Berlin. Soeben ist die Neueinrichtung zweier Räume
des Kaiser-Friedrich-Museums beendet worden. Es sind
die Oberlichtsäle Nr. 49 und 50, deren erster, durch das
Tiepolozimmer zugängliche, früher die Sammlung Thiem
enthielt, während der zweite bisher noch nicht benutzt
wurde. Durch Vergrößerung der Oberlichte und ver-
schiedene technische Neuerungen, wie die Verwendung
von Riffelglasplatten (Luxferglas) an den Rändern und
Verdunkelung des Glasdaches in der Mitte, ist eine un-
gemein gleichmäßige, ruhige Beleuchtung erzielt worden.
— Die Fürsorge der Direktion, die in letzter Zeit mit Erfolg
auf eine Verstärkung der zwei numerisch schwächsten
Abteilungen des Museums, der spanischen wie der eng-
lischen gerichtet war, hat den Werken dieser Schulen
nunmehr eigene Räume schaffen können. Besonders
stattlich stellt sich der neue »Spanische Saal« mit seinen
altbekannten Hauptstücken wie Murillos »Hl. Antonius mit
dem Christusknaben«, Riberas »Hl. Sebastian« und Zur-
barans gewaltigem »Kreuzeswunder« dar. Ihnen gliederte
sich der an dieser Stelle schon besprochene Neubesitz an.
Als jüngste Erwerbung sei noch ein spanisches Stilleben
aus der Mitte des 17. Jahrhunderts genannt: Bücher und
Schreibgerät, von großer Feinheit der zarten braun-grauen
Töne. Aus dem älteren Bestand ist Alonso Canos »Hl.
Agnes«, die aus Platzmangel lange nicht gezeigt werden
konnte, wieder eingereiht worden.
Der anschließende Saal enthält zunächst an einer
Längswand als Wichtigstes die englische Schule, die bis
zur Eröffnung des Kaiser-Friedrich-Museums überhaupt mit
keinem Stück in der Galerie vertreten war. Alfred Beit,
der damals durch die Schenkung des großen Herren-
porträts von Gainsborough den Grund zu dieser Abteilung
legte, hat durch letztwillige Verfügung ein großes Doppel-
bildnis der Mrs. Boone nebst ihrer kleinen Tochter von
Reynolds dem Museum vermacht: ein Werk, das allein
durch die strahlende Wärme und Schönheit seiner Farben
zu den besten englischen Bildern zählt, die in kontinentalen
Sammlungen bewahrt werden. Ein vor kurzem angekauftes,
charaktervolles Selbstbildnis des Künstlers hat daneben
schweren Stand. Von Wilson ist eine große Landschaft
in lichten auf gelb gestimmten Tönen hinzugekommen. —
An der Rückwand des Raumes gelangen die Franzosen,
in erster Linie Watteau, besser zur Geltung als früher in
dem viel größeren Saal, wenn auch freilich für diese Bilder
nur ein kleines Kabinett den richtigen Rahmen abgeben
würde. Die Werke Lebruns, Poussins, Dughets füllen die
zweite Längswand, während einer kleinen Anzahl von
Arbeiten deutscher Künstler des 18. Jahrhunderts die
schmale Eingangswand überlassen ist. Aus dem Depot
konnten unter anderen verschiedene Porträts und Genre-
bilder Chodowieckis, sowie ein farbenfrisches Selbstbildnis
Angelica Kauffmanns wieder zur Ausstellung gebracht
werden. Svs.
Paris. Die Gesellschaft der Freunde des Lou vre hat dieser
Sammlung zwei bedeutende Statuen aus der alten Abtei
von Maubuisson, die während der Revolutionszeit zerstört
worden ist, geschenkt. Dieselben stellen den König
Karl IV. und seine Gemahlin Johanna dar und sind die
einzigen sicher bezeugten Werke des Bildhauers Jean de
Liege, eines der bedeutendsten Meister zur Zeit Karls V.
Das Metropolitan-Museum in New York ist wieder-
um um zwei Bildnisse von Frans Hals bereichert worden,
Sammlungen
238
tigen Stücken vertreten. Das Selbstbildnis, der Gelehrte
in der Laube, endlich Kolonialdirektor Dernburg. Nicht
so sehr Bildnis als koloristisches Meisterstück war das
»Pelzjackett« von 1905. Ein besonderer Akzent lag diesmal
auf der Landschaft, der etwa ein Drittel der ausgestellten
Gemälde angehörten. Helle Sonne in dem bereits be-
kannten Sommermorgen, in der Parklandschaft mit der
blühenden Kastanie und »An der Felswand« mit der
lesenden Dame und dem Blick in die grüne Tiefe. Kolo-
ristisch besonders interessant das blauviolette blühende
Pharzeliafeld mit den dunkelblauen Bergen im Hintergrund
(1904). Weniger bedeutend die Landschaft mit Burgtor
(1904). Ausgezeichnet dagegen diejenigen des Jahres 1905:
Berglandschaft mit Baum, von einer herben Größe, dann
drei aus Hamburg: Alsterbassin, fast ausschließlich in
grauen und weißen Tönen; von besonderer Wucht der
Segelschiffhafen, von ungewohnter Vielfarbigkeit das Fleet
beim Hopfenmarkt in Hamburg, das in Posener Privat-
besitz übergegangen ist. Das Museum kaufte das gleich-
falls ausgestellte bekannte Reiterbildnis: ein Dragoner-
offizier auf schräg in das Bild hineingestelltem Pferde, ein
Bild von intensiver innerer Spannung.
Schwerin. Im Großherzoglichen Museum ist eine
Sonderausstellung des Professors Ludwig Deitmann, des
Bildhauers Martin Schauß und des Tiermalers M. Stöcke
eröffnet worden.
New York wird demnächst die seit langem durch
den Privatsammler Hugo Reisinger vorbereitete erste
deutsche Kunstausstellung sehen. Dieselbe wird im Na-
tional Arts Club stattfinden und Werke von etwa 30 ersten
deutschen Künstlern, darunter Uhde, Liebermann, Leistikow,
Lenbach und Stuck, bringen. Als Pendant zu dieser Ver-
anstaltungsoll baldmöglichst eine Ausstellung amerikanischer
Kunst in Deutschland die Runde machen.
Darmstadt. Für die große hessische Landesausstellung
freier und angewandter Kunst, die im nächsten Jahre in
der Zeit vom 23. Mai bis 31. Oktober in Darmstadt statt-
finden soll, wird die Stadtgemeinde ein großes massives
Ausstellungsgebäude mit einem Kostenaufwand von
350000 Mark, welches die Abteilungen Malereien und
Plastik aufnehmen soll, erbauen. Für die anderen Ab-
teilungen der angewandten Kunst usw. werden besondere
Gebäude errichtet.
Dresden. In einer der letzten Stadtverordneten-
sitzungen wurden 20000 Mark als Beitrag der Stadt zum
Garantiefonds für die große Kunstausstellung zu Dresden
im Jahre iqo8 bewilligt.
Venedig. Die Beteiligung an der diesjährigen inter-
nationalen Kunstausstellung ist außerordentlich stark. Im
ganzen haben sich 766 Künstler mit 1760 Werken an-
gemeldet. Vor allem ist diesmal das Ausland, darunter
Deutschland mit an erster Stelle, durch 127 Künstler ver-
treten, gegenüber der letzten Ausstellung vor zwei Jahren,
an der nur 78 Ausländer beteiligt waren.
München. In der »Modernen Kunsthandlung« findet
zurzeit eine große Sonderausstellung von Philipp Klein
statt, die sich den früheren Sonderausstellungen von Haber-
mann, Erler, Putz, Eichler würdig anschließt.
Stuttgart. In der Zeit vom 1. Mai bis 1. Juni soll
im hiesigen Museum eine Ausstellung moderner französischer
Kunst stattfinden. Zur Vorbereitung derselben hat sich,
wie in Stuttgart, so auch in Paris ein Ausschuß gebildet,
an dessen Spitze Rodin und die Direktoren des Luxem-
bourg, Benedite und Masson stehen. Die Ausstellung soll
alle Zweige der bildenden Kunst und auch kunstgewerb-
liche Abteilungen, insbesondere Bijouterien, umfassen.
Frankfurt a. M. Der Sonderausstellung des Frankfurt-
Kronberger Künstlerbundes ist eine neue Ausstellung im
Kunstverein gefolgt, in der unter anderen der Spanier
Claudio Castelucho und Gregor von Bochmann sowie
Seymour Haden mit seinen graphischen Arbeiten reich ver-
treten sind.
SAMMLUNGEN
Berlin. Soeben ist die Neueinrichtung zweier Räume
des Kaiser-Friedrich-Museums beendet worden. Es sind
die Oberlichtsäle Nr. 49 und 50, deren erster, durch das
Tiepolozimmer zugängliche, früher die Sammlung Thiem
enthielt, während der zweite bisher noch nicht benutzt
wurde. Durch Vergrößerung der Oberlichte und ver-
schiedene technische Neuerungen, wie die Verwendung
von Riffelglasplatten (Luxferglas) an den Rändern und
Verdunkelung des Glasdaches in der Mitte, ist eine un-
gemein gleichmäßige, ruhige Beleuchtung erzielt worden.
— Die Fürsorge der Direktion, die in letzter Zeit mit Erfolg
auf eine Verstärkung der zwei numerisch schwächsten
Abteilungen des Museums, der spanischen wie der eng-
lischen gerichtet war, hat den Werken dieser Schulen
nunmehr eigene Räume schaffen können. Besonders
stattlich stellt sich der neue »Spanische Saal« mit seinen
altbekannten Hauptstücken wie Murillos »Hl. Antonius mit
dem Christusknaben«, Riberas »Hl. Sebastian« und Zur-
barans gewaltigem »Kreuzeswunder« dar. Ihnen gliederte
sich der an dieser Stelle schon besprochene Neubesitz an.
Als jüngste Erwerbung sei noch ein spanisches Stilleben
aus der Mitte des 17. Jahrhunderts genannt: Bücher und
Schreibgerät, von großer Feinheit der zarten braun-grauen
Töne. Aus dem älteren Bestand ist Alonso Canos »Hl.
Agnes«, die aus Platzmangel lange nicht gezeigt werden
konnte, wieder eingereiht worden.
Der anschließende Saal enthält zunächst an einer
Längswand als Wichtigstes die englische Schule, die bis
zur Eröffnung des Kaiser-Friedrich-Museums überhaupt mit
keinem Stück in der Galerie vertreten war. Alfred Beit,
der damals durch die Schenkung des großen Herren-
porträts von Gainsborough den Grund zu dieser Abteilung
legte, hat durch letztwillige Verfügung ein großes Doppel-
bildnis der Mrs. Boone nebst ihrer kleinen Tochter von
Reynolds dem Museum vermacht: ein Werk, das allein
durch die strahlende Wärme und Schönheit seiner Farben
zu den besten englischen Bildern zählt, die in kontinentalen
Sammlungen bewahrt werden. Ein vor kurzem angekauftes,
charaktervolles Selbstbildnis des Künstlers hat daneben
schweren Stand. Von Wilson ist eine große Landschaft
in lichten auf gelb gestimmten Tönen hinzugekommen. —
An der Rückwand des Raumes gelangen die Franzosen,
in erster Linie Watteau, besser zur Geltung als früher in
dem viel größeren Saal, wenn auch freilich für diese Bilder
nur ein kleines Kabinett den richtigen Rahmen abgeben
würde. Die Werke Lebruns, Poussins, Dughets füllen die
zweite Längswand, während einer kleinen Anzahl von
Arbeiten deutscher Künstler des 18. Jahrhunderts die
schmale Eingangswand überlassen ist. Aus dem Depot
konnten unter anderen verschiedene Porträts und Genre-
bilder Chodowieckis, sowie ein farbenfrisches Selbstbildnis
Angelica Kauffmanns wieder zur Ausstellung gebracht
werden. Svs.
Paris. Die Gesellschaft der Freunde des Lou vre hat dieser
Sammlung zwei bedeutende Statuen aus der alten Abtei
von Maubuisson, die während der Revolutionszeit zerstört
worden ist, geschenkt. Dieselben stellen den König
Karl IV. und seine Gemahlin Johanna dar und sind die
einzigen sicher bezeugten Werke des Bildhauers Jean de
Liege, eines der bedeutendsten Meister zur Zeit Karls V.
Das Metropolitan-Museum in New York ist wieder-
um um zwei Bildnisse von Frans Hals bereichert worden,