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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 18.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.5912#0129

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239

Institute — Vermischtes

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die Herr Pierpont Morgan in Europa erstanden und dem
Museum als Geschenk überwiesen hat. Es handelt sich
um Porträts eines älteren Ehepaares, namens Badolphi,
die in der gravitätischen Festtagstracht ihrer Zeit sitzend
dargestellt sind. Die Werke stammen aus dem Jahre 1644,
demnach aus der reifsten Zeit des Meisters.

Wien. Die Grafsche Galerie antiker Porträts aus
hellenistischer Zeit, die während der letzten zehn Jahre
dem Publikum nicht zugänglich war, ist neuerdings wieder
unentgeltlich freigegeben.

Stuttgart. Die städtische Galerie wurde durch drei
Werke Amandus Faure bereichert. Der Staat erwarb das
Gemälde »Arena Goldini«. Vom Stuttgarter Galerieverein
wurden das Bild »Porta Romana« und ein Blumenstück
angekauft.

INSTITUTE

Rom. Kaiserl. deutsches archäologisches Institut. Sitzung
vom 18. Januar 1907. Nachdem Professor Chr. Hülsen
den schweren Verlust gewürdigt hatte, den das Institut
durch den Tod Otto Benndorfs getroffen hat, sprach
Professor R. Engelmann über ein Vasenbild aus der
Bibliotheque nationale in Paris. Man sieht darauf einen
älteren, in einen Chiton gekleideten Mann, welcher auf
einem Altar sitzend, vergebens sich gegen die Schläge zu
schützen sucht, welche ein bartloser Jüngling mit einem
Schemel gegen ihn führt. Man hat das Bild als eine Dar-
stellung von Theseus und Prokustes erklären wollen, aber
Professor Engelmann hat eine andere Auslegung gefunden.
Durch Vergleiche mit anderen Vasenbildern und Skulpturen
ist es ihm gelungen zu beweisen, daß nicht Theseus und
Prokustes auf der Vase dargestellt sind, sondern Herakles,
wie er seinen Lehrer Linos erschlägt. Hierauf nahm
Professor G. E. Rizzo das Wort, um die Statue des neuen
Diskuswerfers von Castelporziano, welche der König dem
Museo delle Terme geschenkt hat, zu besprechen. Die
Bruchstücke aus parischem Marmor sind nahe am Postament,
auf welchem die Statue einst aufgestellt war, neben einer
kleinen altrömischen Villa im Bereiche des königlichen
Jagdgebietes von Castelporziano gefunden worden. Erhalten
sind noch der herrliche Rumpf mit dem linken Arm bis
zur Hälfte der Hand, das ganze linke Bein und ein
großer Teil des rechten, die Basis und der Stützpfeiler
in Form eines Palmenstammes. Leider fehlen der Kopf,
zwei Drittel des rechten Armes und die beiden Füße bis
auf eine Zehe des linken Fußes. Professor Rizzo ist es
gelungen, auf Grund dieser Fragmente und anderer, die in
anderen Wiederholungen des mironischen Kunstwerkes zu
finden sind, eine vollständige Rekonstruktion des herrlichen
Bildwerkes zusammenzustellen. Für den rechten Arm
ist der antike Arm eines Diskuswerfers, welcher im Museo
Buonarroti in Florenz aufbewahrt wird, geformt worden
und die Anpassung ist, was die Größe anbelangt, mathe-
matisch genau, so daß man auf den Gedanken kommt,
der Arm könnte aus einer früheren Ausgrabung der
römischen Villa bei Laurentum (jetzt Castelporziano)
stammen, also zur gefundenen Statue gehören. Leicht
ist es gewesen, die fehlenden Finger der linken Hand
zu restaurieren, weil am rechten Bein die noch vor-
handenen Stützpunkte die genaue Länge angaben. Der
im Museum des Louvre aufbewahrte Abguß des Kopfes
vom Discobolo Lancellotti, der dem Publikum nicht zu-

gänglich ist, paßte auch genau auf den Rumpf und endlich
konnte man die Füße durch Abgüsse der Füße des Diskus-
werfers des British Museum ersetzen. So ist es Rizzo
gelungen, neben der zerstümmelten Statue eine vollständige,
ganz aus Abgüssen antiker, echter Elemente bestehender
Gipsrekonstruktion des Diskuswerfers von Miron auf-
zustellen, welche für Künstler und Archäologen von
höchstem Interesse sein wird, wenn man bedenkt, daß
die verschiedenen in Europa zerstreuten Wiederholungen
des Diskuswerfers zum größten Teil modern und falsch
restauriert sind und der Discobolo Lancellotti unfertig und
unsichtbar ist. Die Ausgrabungen sollen in Castelporziano
fortgeführt werden, um den Kopf und die anderen fehlenden
Teile der herrlichen Statue zu suchen. Fedenco Hermanin.

VERMISCHTES

Das neue Heim der Akademie der Künste zu Berlin
hat rund 4 Millionen Mark gekostet. Der Preis für das
Arnimsche Palais betrug allein 3150000 Mark, der Rest
wurde für den Ausbau und die Errichtung des neuen Aus-
stellungsgebäudes verwendet.

Man hat sich allmählich daran gewöhnt, die Chronik
der Diebstähle von Kunstwerken in Italien als etwas
Selbstverständliches hinzunehmen. Nachdem jüngst erst
der Schildkrötenbrunnen zu Rom verstümmelt worden ist,
hat man neuerdings aus der Kirche in Bagni a Ripoli
bei Florenz ein wertvolles Madonnenbild des Luca della
Robbia gestohlen und dabei verstümmelt, denn man fand
später auf freiem Felde ein Bruchstück des Werkes, das
den Kopf der Madonna darstellt.

Rom. Bollettino d'arte. Das erste Heft dieser neuen
offiziellen Zeitschrift des Ministero della Pubblica Istruzione
ist erschienen und entspricht den Erwartungen der ge-
lehrten Welt. Die großartige Serie der Gallerie Nazionali,
welche Venturi einst redigierte, wird dadurch unterbrochen.
Die neue Zeitschrift soll die Berichte über alle neuen An-
käufe der staatlichen Galerien und Museen und über die
Restaurierung alter Monumente und Bildwerke enthalten.
Der erste Bericht ist über die Erhaltung des Abendmahls
von Leonardo da Vinci in Mailand und im Namen der
besonders für die zur Rettung des köstlichen Kunstwerkes
zusammengerufenen Kommission, von Ricci verfaßt und ent-
hält die verschiedenen von Cavenaghi zur Restaurierung vor-
geschlagenen Mittel. Professor Rizzo bespricht den
Discobolo di Castelporziano und publiziert schöne Bilder
der zusammengestellten Fragmente und der Gipsrekon-
struktion. Interessant sind eine kurze Abhandlung /. B.
Supinos über die Neuordnung einiger Sammlungen des
Museo Nazionale in Florenz und ein Bericht des Dr. Gino
Fogolari über das neuerdings für die Galerie von Venedig
erworbene Bildnis eines Unbekannten, von der Hand
Lorenzo Lottos gemalt. Das Bild stammt aus der Zeit,
in welcher Lotto zum zweitenmale in den Marken ver-
weilte, also zwischen 1508 und 1512. B. Marrai publiziert
ein wahrscheinlich von Antonio di Vanni vor 1410 gemaltes
Fresko mit der Darstellung des Abendmahles, welches in
einem Saale des Istituto delle belle arti in Florenz, in dem
einst das Refektorium des Klosters von S. Matteo war, zum
Vorschein gekommen ist. Kleinere Berichte sind die über
zwei Terrakottastatuen aus der Schule der Robbia in der
Kirche von S. Jacopo in Borgo a Mozzano und über einige
Ankäufe und die Umstellung des Kgl. Kupferstichkabinetts
im Palazzo Corsini in Rom. Fed. h.

Inhalt: Berliner Brief. Von J. Sievers. — Die Winterausstellung der Münchener Sezession. Von W. Michel. — J. V. Dahlerup t; Oeremia di
Scanno f. — Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz. — Preisausschreiben für Fassadenentwürfe. — Ein unbekanntes
Lutherbild von Albrecht Dürer; Die Fresken im Palast der Päpste zu Avignon. — Ausstellungen in München, Posen, Schwerin, New York,
Darmstadt, Dresden, Venedig, Stuttgart und Frankfurt a. M. — Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum; Paris, Oesellschaft der Freunde des
Louvre; New York, Metropolitan-Museum; Wien, Orafsche Galerie antiker Porträts; Stuttgart, Städtische Galerie. — Rom, Kaiserl.
deutsches archäologisches Institut. — Vermischtes.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o.m.b.H.. Leipzig
 
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