Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 18.1907

DOI article:
Verschiedenes / Inserate
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.5912#0150

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
281 Funde — Denkmalpflege — Wettbewerbe — Institute — Sammlungen — Ausstellungen 282

Im Kunsthistorischen Seminar der Universität
Leipzig fand am 22. Februar eine Ehrung des Geh. R.
Professor A. Schmarsow statt. Als Abordnung der ehe-
maligen Schüler August Schmarsows waren die Herren
Professor Dr. P. Schubring, Dr. O. Wulff und Dr. G. Graf
Vitzthum erschienen, um ihren akademischen Lehrer zur
Vollendung seiner 25 jährigen Lehrtätigkeit zu beglück-
wünschen. Zur Begrüßung des Jubilars im Namen der
Gesamtheit wurde eine künstlerisch ausgeführte Adresse
überreicht und verlesen. Als Festgabe eines engeren
Kreises, in dem alle Schülergenerationen vertreten sind,
wurde ein Sammelband kunstwissenschaftlicher Beiträge,
der demnächst auch im Buchhandel erscheinen wird, in
seine Hände gelegt. Das jetzige Seminar hatte ein Dogen-
porträt Giov. Bellinis in farbiger Reproduktion darge-
bracht. Nachdem Professor Schmarsow allen Teilnehmern
mit herzlichen Worten gedankt hatte, beschloß eine ge-
sellige Vereinigung in seinem Hause die Feier. o. w.

FUNDE

In der Johanneskirche in Mainz wurden 2,5 m
unterhalb des gegenwärtigen Fußbodens schöne Mosaik-
platten aus der Karolingerzeit gefunden,

DENKMALPFLEGE
An dem Nildamm in Assuan plant die englische
Regierung bauliche Veränderungen, von denen unter-
richtete Kunstfreunde eine ernsthafte Bedrohung der
Tempel von Philae befüichten. Auch sonst soll es, wie
uns ein bekannter Ägyptologe neulich schrieb, um die
Konservierung der ägyptischen Kunstdenkmäler schlecht
stehen und speziell in Kairo der gute alte Denkmäler-
bestand immer mehr dem Untergang entgegengehen.

WETTBEWERBE
Für die Große Kunstausstellung in Dresden 1908

wird ein Wettbewerb für eine Plakette unter den sächsi-
schen Künstlern ausgeschrieben; näheres durch die Kgl.
Akademie der bildenden Künste zu Dresden.

INSTITUTE

Rom. Kais, archäologisches Institut. Sitzung vom
15. Februar 1907. Archaische Elfenbeinreliefs. Dr. Lud-
wig Pollak ging von zwei kleinen Elfenbeinreliefs, die
einst in der Pariser Sammlung Guilhou waren, aus und
die zu seiner Kenntnis kamen. Sie stammen aus Ruvo in
Apulien und stellen erstens zwei gelagerte Frauen, welche
bankettieren, und zweitens einen Jüngling vor, der von einem
laufenden Pferde abspringt. Die Reliefs sind nur zur
Hälfte erhalten, eine zweite anschließende die Darstellung
nach unten fortführende Platte fehlt beiden. Diese Reliefs
stellen eine wichtige Frage für eine ganze Klasse von
Denkmälern aus Elfenbein und Knochen, der Vortragende
konnte über 40 nachweisen, deren stilistischer und zeit-
licher Zusammenhang bisher verkannt wurde. Sie befinden
sich in den Museen von Paris, London, Berlin, Florenz,
im Museum Gregoriano, dann im Pariser Privatbesitze
W. Froehners, in Genf, einige sind verschollen. Die
wichtigsten sind vier im Jahre 1855 in Corneto gefundene
Elfenbeinplatten, die mit der Sammlung Campana in den
Louvre übergingen. Sie stellen eine Bankettszene (Mann
und Frau) eine Biga, ein sehr sonderbares männliches
Meerwesen mit semitischer Hakennase und eine Hirsch-
jagd vor. Andere wichtige Reliefs dieser Klasse sind im
Museum von Florenz aus Orvieto (Hirschjagd und Ban-
kettszene), im britischen Museum (Satyr gelagert, Panther),
dann bei Froehner (3 Tauben fliegen über das Meer),
eines im Pariser Kunsthandel (2 Löwen haben ein Rind

überfallen), einige in Berlin (Flügelfrau gelagert, Bankett-
szene, Sphinx) usw. Alle diese Reliefs zierten kleine
hölzerne Schmuckkästchen, von denen aber keines intakt
auf uns gekommen ist. Reste von Vergoldung sind an
den Rähmchen, von Rot an den Reliefs zu konstatieren.
Von näheren Fundumständen weiß man nur bei den Or-
vietaner Reliefs, die um die Milte des VI. Jahrh. v. Chr.
angesetzt werden müssen. Die nächsten stilistischen Ana-
logien zu dieser ganzen Serie sind im griechischen Osten
zu suchen. Der Gedanke an Etrurien oder griechische
Künstler in Italien ist auszuschließen. Die Sarkophage
von Klazomenae, Reliefs aus Kyzikos, Brussa, Vasen von
Daphnae wurden herangezogen, die aber im einzelnen
wieder Abweichungen zeigen. Sehr wichtig und aus-
schlaggebend ist ein merkwürdiges strauchartiges Pflanzen-
ornament, das in den Pariser Reliefs zweimal erscheint,
das auf keinen anderen rein griechischen Werke zu sehen
ist. Man muß, da jonische Kunst unbestritten in diesen
Reliefs vorherrscht, starke assyrische Einflüsse annehmen,
denn in jener Kunst sind diese Ornamente zu Hause.
Alles weist nach Cypern hin, wo auch für viele Details
die nächsten Analogien sich finden und wo auch drei
Täfelchen sich fanden. Es sind aber nicht rein cyprische
Arbeiten, sondern solche von Ioniern auf Cypern. Man
muß demnach für das 6. Jahrhundert einen starken Verkehr
zwischen Cypern und Etrurien annehmen, wo die meisten
dieser Täfelchen zutage kamen. Cypern gehörte politisch
bis in die Mitte des 6. Jahrh. v. Chr., also der Zeit unserer
Reliefs, zu Assyrien. Der Inhalt der Reliefs zeugt nicht
von besonderer Vorliebe für den Mythus; die Künstler
zogen evident das Alltagsleben mit seinem Realismus
vor. — Der von Projektionen begleitete Vortrag wird in
den »Rom. Mittheil.« bald erscheinen.

SAMMLUNGEN

Erstaunliche Kunde kommt aus Düsseldorf. Es sollen
die Bilder der dortigen Galerie durch Anwendung eines
schädlichen Firnisses die bedenklichsten Erscheinungen
gezeigt haben; derart, daß sogar Eduard von Gebhardts
Gemälde »Christus und Nicodemus« in aller Stille von dem
Künstler durch ein neues Exemplar ersetzt worden ist, weil
das alte unrettbar verloren war. An anderen Meisterwerken
von Achenbach, Burnier, Vautier u. a. sollen schon deut-
liche Spuren des Verfalls zutage getreten sein. — Ganz aus
der Luft gegriffen kann diese Nachricht kaum sein, denn
bei ihrer Schwere wäre sie sonst augenblicklich in der
schärfsten Form dementiert worden. Man darf auf die
weitere Entwickelung der Angelegenheit gespannt sein.

In manchen Zeitungen ist davon die Rede, daß die
Londoner Nationalgalerie einen falschen Perugino
erworben hätte und daß der Direktor Poynter deshalb
wahrscheinlich seinen Posten quittieren müsse. Die Nach-
richt ist in dieser Form töricht, da Poynter schon seit etwa
zwei Jahren nicht mehr Direktor der Nationalgalerie ist
und an seiner Stelle Sir Charles Holroyd wirkt. Richtig
ist, daß Poynter eine Kopie nach Perugino für echt gekauft
hat, was aber weniger ins Gewicht fällt, wie der für 150000
Mark von ihm vollzogene Ankauf einer alten Kopie nach
Dürer. Er hat überhaupt keine glückliche Hand gehabt,
denn die Venus des Velazquez, die ihm für 400000 Mark
angeboten war, hat er abgelehnt.

AUSSTELLUNGEN
Krefeld. Eine Ausstellung moderner französischer
Kunst findet in diesem Jahre vom 21. Mai bis 21. Juli im
hiesigen Kaiser-Wilhelm-Museum statt. Zur Förderung
des Unternehmens hat sich ein französisches Komitee von
sehr angesehenen Künstlern und Kunstschriftstellern gebil-
 
Annotationen