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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 18.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.5912#0209

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399

Sammlungen — Stiftungen — Institute — Vereine — Vermischtes

400

krieges und des Geburtstages der heiligen Elisabeth in
Eisenach wird auch eine Ausstellung von Werken deutscher
Kunst von den Zeiten der heiligen Elisabeth bis zum Aus-
gange des Mittelalters verbunden werden. Diese unter
Leitung des Konservators der Kunstdenkmäler Thüringens,
Prof. Georg Voß, stehende Ausstellung wird Leben und
Kunst in der Blütezeit des deutschen Rittertums und der
deutschen Dichtung des Mittelalters zur Anschauung
bringen. Sie wird in den Räumen des Thüringer Mu-
seums angeordnet werden.

In der Pariser »Bibliotheque nationale« ist eine
Ausstellung von Bildnissen geschichtlicher Persönlichkeiten
in Miniaturen, Zeichnungen und Gemälden vom 13. bis
17. Jahrh. veranstaltet. Es sind 532 interessante Nummern.

Eine originelle Idee hat die Leitung der Ausstellung
alter umbrischer Kunst in Perugia (1. Mai bis Mitte
November) vor: Täglich wird von Perugia ein bequemes
Automobil größere Rundfahrten machen und dabei die
malerisch gelegenen und kunsthistorisch interessanten
Städtchen und Bergnester wie Urbino, Assisi, Foligno,
Gubbio, Montefalco, die sonst nur schwierig und unter
großem Zeitverlust zu erreichen waren, berühren. Jede
Woche wird eine neue Route eingeschlagen, die Ispettori
dei Monumenti haben die Führung an den betreffenden
Orten in liebenswürdigster Weise übernommen, man be-
kommt so die reizvolle Gegend und die verschiedenen
Denkmäler mühelos zu Gesicht. Der Vater dieser glück-
lichen Idee ist Dr. Bombe, der Assistent am deutschen
kunsthistorischen Institut zu Florenz.

SAMMLUNGEN
Berlin Königl. Nationalgalerie. Die beiden in der
Mittelachse des ersten Stockwerkes gelegenen sogenannten
»Corneliussäle« sind nach erfolgtem Umbau soeben dem
Publikum geöffnet worden. Aus dem ersten Saal wurden
nach Entfernung der großen Kartons die übermäßig hohen
Wände für die Aufnahme der weitaus kleineren Gemälde
in geschicktester Weise dadurch umgeschaffen, daß man
die Bespannung mit diskret graugrün getöntem Rupfen
über der oberen Bilderreihe aufhören ließ und dann rings-
um einen breiten, steinfarbig gestrichenen Fries herum-
führte. In diesem Raum haben die großen historischen
Werke Menzels nebst dem Eisenwalzwerk und einer An-
zahl Skizzen speziell zu Arbeiten mit historisch-patriotischem
Vorwurf Platz gefunden. Ihnen schließen sich die um-
fangreichen Geschichtsbilder, Herrscher- und Feldherren-
porträts an. Die Verteilung der Bilder auf die Wand-
flächen, die bei der Verschiedenheit von Größe und
dargestelltem Objekt gewiß nicht leicht war, zeugt von
dem gleichen Feingefühl, das für das Gelingen der
Neuaufstellung der ganzen Galerie ausschlaggebend war.
Der zweite Saal enthält die großen Kartons, vermehrt
durch einige der schönsten Arbeiten von Rethel. In
der Apsis, die der Büste von Cornelius zum Hinter-
grund dient, kommen die biblischen Bilder Schirmers in
ihren schönen ruhigen Farben trefflich zur Geltung. —
Die französische Kollektion des Oberstockes ist wieder
durch zwei Stücke ersten Ranges bereichert worden. Es
gelang, einen Monet zu erwerben, wie ihn nur wenige
Sammlungen besitzen: ein weites Feld, aus dem einzelne
vom Wind gebeugte Bäume aufragen, im Vordergrund
eine Dame in ruhender Stellung. Ferner von Renoir, aus
seiner frühen Zeit, die Halbfigur eines sitzenden Mädchens
mit aufgelöstem schwarzen Haar, vor einem Hintergrund

heller, grüner Blätter, ein Bild von erstaunlicher Kraft und
Frische der noch äußerst kontrastreichen Farbengebung
wie der Modellierung des Fleisches. svs.

STIFTUNGEN

Die Berliner Museen haben wieder durch den hoch-
herzigen Entschluß eines Sammlers einen bedeutenden
Zuwachs erhalten. Die Witwe des kürzlich verstorbenen
Dr. Oeorg Reichenkeim in Berlin hat dessen bei allen
Kennern hochgeschätzte Sammlung von Kleinkunst dem
Berliner Museum zum Geschenk gemacht. Silberarbeiten
wie jede andere Art von Kleinkunst hat die Reichen-
heimsche Sammlung in ausgezeichneten Beispielen.

Der Münchener Künstlerunterstützungsverein
hat eine erfreuliche Erbschaft getan. Die beiden ver-
storbenen Tiermaler Braith und Mali haben ihm ihr in der
Landwehrstraße gelegenes Haus vermacht, das in Zukunft
unter dem Namen »Künstlerheim« dem Verein als Sitz
dienen soll und dessen Ateliers er verdienten Mitgliedern
einräumen wird.

INSTITUTE

Die Berliner Akademie der Künste hat die Be-
stimmung getroffen, daß die Zahl ihrer in Berlin wohn-
haften ordentlichen Mitglieder nicht über sechzig steigen
soll (der gegenwärtige Stand bleibt unter dieser Ziffer).
Dagegen ist weder die Zahl der auswärtigen Mitglieder
beschränkt, noch die der Ehrenmitglieder, zu denen auch
Künstlerinnen gewählt werden können oder Personen, die,
ohne Künstler zu sein, sich um die Kunst besondere Ver-
dienste erworben haben. Für freiwerdende Plätze in der
Zahl der ordentlichen Berliner Mitglieder werden jährlich
im Januar Wahlen vorgenommen werden, wobei aus-
wärtige Mitglieder, die nach Berlin verzogen sind, das
erste Anrecht haben.

VEREINE

Der neue Jahresbericht des Krefelder Museums-
vereins gibt wieder Kunde von seiner erfreulichen und
eifrigen Tätigkeit. Aus dem Vermächtnis des Herrn von
Beckerath wurde ein Ölbild von Thoma: »Stille vor dem
Sturm« und ein Aquarell: »Pflügender Bauer« von Gregor
von Bochmann erworben. Ferner wurde durch Beihilfe
dreier Bürger die »Dorfstraße in den Kempen« von Eugen
Kampf angekauft. Besonders sind aber aus Anlaß der
niederländisch-indischen Ausstellung dem Museum reiche
Gaben aus diesem Kulturgebiet zugefallen.

VERMISCHTES

Der vornehme künstlerische Geschmack, der neuer-
dings bei Hotelbauten und Restaurants, die ein ver-
wöhntes Publikum aufnehmen sollen, unbedingte Not-
wendigkeit geworden ist, betätigt sich bei dem jetzt am
Pariser Platz in Berlin erbauten großen Hotel in einer neuen
Form: Die Direktion des Hotels hat nämlich von einer Reihe
von Künstlern graphische Originalarbeiten zur Ausstattung
der Zimmer eigens schaffen und nur in soviel Exemplaren
abziehen lassen, als für diesen Zweck gebraucht werden.

Bodes Museumspläne finden im preußischen Ab-
geordnetenhause einen günstigen Widerhall. Eine erste
Rate ist bewilligt worden und Regierung wie Volksver-
tretung haben sich im allgemeinen für die Bodesche Denk-
| schritt erklärt.

Inhalt: Der 36. (oder 37.?) Delfter Vermeer. Von A. Bredius — Die Kanzel von Kaiman. Von Josef Strzygowski. — Eine zeitgenössische Notiz
Uber Dürer. Von Hans Koegler. — Dr. Eduard Paulus t; Adolf Lohse fi Professor Schulz f; James Hook t- — Personalnachrichten. —
Wettbeweib um das Wissmanndenkmal in Lauterberg; Ideenwettbewerb für ein Kriegerdenkmal in Wiesbaden; Wettbewerb für ein Liebieg-
Museum in Reichenberg; Wettbewerb für ein Plakat. — Virchowdenkmal in Berlin. — Entdeckung eines Rembrandt. — Ausstellungen in
Berlin, Dresden, München, Posen, Leipzig, Eisenach, Paris und Perugia. — Berlin, Kgl. Nationalgalerie. — Schenkung an die Berliner Museen;
Erbschaft des Münchener Künstlerunterstützungsvereins. — Berliner Akademie der Künste. — Krefelder Museumsverein. — Vermischtes.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf. g. m. b. h. Leipzig
 
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