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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 18.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.5912#0233

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447

Vereine — Vermischtes

448

die Gegend bei Falerii diesen Fürsten zum Aufenthalt be-
stimmt war.

Der Tigranes, dessen Tochter Julia Amnia auf der In-
schrift von Vignanello vorkommt, kann wohl nur der zweite
dieses Namens als König von Armenien sein, der Augustus
den Thron verdankte. Julia Amnia ist seine Tochter ge-
wesen und die Königin, welche auf der anderen Inschrift
vorkommt, wird wohl seine Frau sein. Die Gegend von
Vignanello, nahe den Ciminischen Wäldern, war für jagd-
frohe asiatische Fürsten äußerst angenehm. Prof. Christian
Hülsen sprach über den Hain der Furrina am Janiculum.
Zu den Problemen römischer Stadttopographie gehörte
die Auffindung des Platzes des Hains der Furrina, in
welchem der hochherzige Tribun Caius Gracchus seinen
Tod gefunden hatte. Nun sind am Abhang des Janiculum,
in der ehemaligen Villa Sciarra, im Sommer 1906 bei dem
Bau eines Gärtnerhauses römische Baureste zum Vorschein
gekommen, welche zu dem Hain in engster Beziehung
stehen und die Frage seiner Situierung lösen. Acht große
Marmorblöcke mit Inschriften kamen zum Vorschein. Von
der Göttin Furrina weiß man, daß sie einen eigenen Flamen
furinalis hatte und daß die Furrinalia im Sommer gefeiert
wurden. Sie verscholl dann und mit der Zeit bildete sich
eine volkstümliche Verwechslung mit den Furien. Plutarch
nennt bei der Beschreibung des Todes des Caius Gracchus
den Hain der Furien. Fra Giocondo hat in der Kirche
dei Santi Quaranta bei S. Crisogono in Trastevere eine
Inschrift gefunden, die jetzt im Oiardino detta Pigna auf-
bewahrt ist, in welcher vom Genius Furinarium die Rede
ist. Zwischen den aufgefundenen Fragmenten ist eine
große Platte interessant, welche eine Öffnung in der oberen
Fläche zeigt und zwei griechische Verse, welche den Stein
als eine Fessel für die der Gottheit dargebrachten Gaben
bezeichnen. Prof. Hülsen bewies, daß der Stein nur der
Deckel des Thesaurus des Heiligtums bei Furrina war.

schon durchgeführten Grundsätzen anschließt. Die Zeichen-
vorlagen sind nunmehr auch aus den württembergischen
Schulen endgültig verbannt.

Zum Mannheimer Stadtjubiläum erscheint im Auf-
trag der Stadtverwaltung ein dreibändiges, stark illustriertes
Werk über »Mannheim in Vergangenheit und Gegenwart»
dessen historischer Teil von Professor Dr. Friedrich Walter
und dessen moderner Teil von Professor Schott verfaßt ist.

In Baden-Baden wird Professor Th. Fischer aus
Stuttgart einen Neubau der Kurhaus-Restauration aus-
führen.

Karl Frey, Professor der Kunstgeschichte an der
Berliner Universität, wird demnächst den 1. Band einer
großen Lebensbeschreibung des Michelangelo veröffent-
lichen. Das Werk wird zwei bis drei starke Bände um-
fassen.

In den Zeitungen ist vielfach davon die Rede gewesen,
daß ein seit mehreren Monaten in London ausgestelltes
Duplikat von Raffaels »Madonna del divin amore«,
dessen Original sich im Museum zu Neapel befindet, das
eigentliche Exemplar von Raffaels Hand wäre. Die Sache
zog schon so weite Kreise, daß in den englischen Zei-
tungen bereits die übliche Subskription zum Ankauf für
die National Gallery angeregt wurde. In letzter Stunde
haben aber die energischen Gutachten der angesehensten
englischen Kunstgelehrten diesen Plan zunichte gemacht;
sie erklären mit Bestimmtheit, daß es sich keinesfalls um
ein Bild von Raffaels Hand, sondern höchstens um die
Kopie eines Zeitgenossen handeln könne.

Die Zentralstelle für Arbeiterwohlfahrts-Ein-
richtungen hat das vor drei Jahren herausgegebene billige
Heft mit Klischeenachbildungen Reinbrandtscher Radie-
rungen aufs neue verbessert und bereichert aufgelegt.
Äußerlich fällt als hauptsächliche Änderung ins Auge, daß
an Stelle des früheren rauhen Papiers jetzt ein spiegelndes
Kunstdruckpapier gewählt ist. Dadurch kommen die ein-
zelnen Feinheiten des Striches der Originale zwar deut-
licher zur Geltung, um so weiter entfernt sich aber der
künstlerische Eindruck, so daß uns eigentlich die alte Aus-
stattung lieber war. Da es sich hier darum handeln soll,
Personen, denen die Originale ganz unbekannt sind, eine
elementare Kenntnis der Radierungen Rembrandts bei-
zubringen, so spielen die Details der Strichlagen gegen-
über dem richtigen Gesamteindruck eine mindere Rolle.

Das kürzlich erschienene internationale Adreßbuch
der bildenden Künstler, Jahrgang 1907, das G. Klement
in Wien herausgegeben hat, verzeichnet reichlich 20000
Adressen von Künstlern der ganzen Welt. Die Ziffer ist
immerhin interessant.

König Oscars Sammlung alter norwegischer Bau-
ten auf Bygdö, die bisher mit zur Oscarhalle gehörte und
im letzten Herbst umzäunt wurde, wird jetzt, wie »Ore-
bladet« erfährt, dem norwegischen Folkemuseum einverleibt
werden, dessen Freiluftabteilung dadurch einen wertvollen
Zuwachs an charakteristischen nationalen Gebäudetypen
gewinnt. Für das Studium altnorwegischer Kultur und
zur Bestimmung nordischen Alltagslebens sogar von der
Sagazeit an bietet die Sammlung ein einzigartiges und sel-
tenes Material. bg.

Inhalt- Dresdener Brief. Von Paul Schumann. — Die neuesten Entdeckungen auf dem Palatin. — Neues aus Venedig. — Philipp Klein t;.Bernh.

Plockhorst t: Hugo Loersch t; Bernh. Scheven f. — Personalnachrichten. — Großer Staatspreis für Architektur. — Kaiser-Friedrich-
Denkmal in Argenau (Posen). — Forschungen in den Katakomben der Priscilla; Fund eines Inschriftbruchstuckes; Entdeckung eines Bildes
des Carel Fabritius. - Ausstellungen in Leipzig, Berlin, Koburg, München und Paris. - Erwerbung für das Suermondt-Museum m Aachen.

- Legat für die Stadt Stettin; Reiterporträt des Kaisers an die Stadt Köln. - Florenz, Kunsthistorisches Institut; Rom Kaiserlich deutsches
archlSogisches Institut. - Ortsgruppe des Bundes deutscher Architekten; Denkschrift des Generaldirektors Bode; Meißener Manufaktur.

— Vermischtes.

VEREINE

In München hat sich eine Ortsgruppe des Bundes
deutscher Architekten gegründet.

Auch im Preußischen Herrenhause hat die Denk-
schrift des Generaldirektors Bode nur Lobredner gefunden.
Es ist ein Vergnügen, zu sehen, wie eine starke Persön-
lichkeit auch für weitausschauende Pläne, an denen sonst
mit allerlei Bedenklichkeiten gemäkelt zu werden pflegt,
die »Maßgebenden« mitreißt.

Die Meißener Manufaktur beschäftigt sich gegen-
wärtig damit, das bekannte riesige Sgraffito-Bild an der
Außenseite des Dresdener Schlosses durch eine Neubil-
bildung in Meißener Porzellan auf Grund des ursprüng-
lichen Kartons des Künstlers zu ersetzen. Es soll sich um
25000 einzelne Porzellanfliesen handeln. Die Aufstellung
ist fast beendet. Auf die künstlerische Wirkung kann man
gespannt sein.

VERMISCHTES
Die Württembergische Regierung hat kürzlich einen
neuen Lehrplan für Zeichnen an den Volkschulen aufge-
stellt, der sich vollständig den modernen, auch in Preußen

Heiausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf. G.m.b.H. Leipzig
 
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