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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 18.1907

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Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe

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NEKROLOGE

Der Landschaftsmaler und Kupferstecher John Finnie,
geboren in Aberdeen 1829, ist am 27. Februar 1907 in
Liverpool gestorben. Er war Mitglied der Liverpooler
Kunstschule von 1855—1896 und stellte seine Bilder in der
Liverpooler Akademie seit 1856, in der »Royal Academie«
seit 1861 aus. Er begann 1864 als Radierer, widmete sich
aber von 1886 an fast ausschließlich dem Kupferstich und
stellte seine Landschaften jedes Jahr in der »Society of
Painter-Etchers« aus, deren Teilnehmer er 1887, und deren
ordentliches Mitglied er 1895 wurde. Eine Gedächtnis-
ausstellung seiner gesammelten Werke wurde vom 25. Mai
bis zum 22. Juni in der Kunstgalerie zu Liverpool ab-
gehalten. Campbell Dodgson.

Am 19. Juli starb, 76 Jahre alt, in München der Maler
Theodor Pixis. Am 1. Juli 1831 in Kaiserslautern ge-
boren, ward Pixis ursprünglich zum Juristen bestimmt,
schwenkte aber ab und wurde ein Lieblingsschüler Wilhelms
von Kaulbach. Bald segelte er mit vollem Wind im Strome
der Historie: »Huß auf dem Wege nach dem Konzil« trug
ihm 1856 eine Medaille ein, und den Ankauf durch das
Berner Museum. In der Zeit König Ludwigs II. erlebte er
seine Höhe. Unter steter Anregung des Königs malte er
einen Zyklus von Darstellungen aus den Dramen Richard
Wagners. Pixis hat auch viel porträtiert, besonders Be-
rühmtheiten. Seine stärkste Wirkung aber hat er wohl
rein menschlich in der Münchener Künstlerwelt geübt.
Sein Name wird dort noch lange fortleben.

Die Bildhauerin Elisabeth Ney ist in Austin in Texas
im Alter von 77 Jahren gestorben. Sie war als Porträt-
bildhauerin in den sechziger Jahren in München eine be-
kannte Persönlichkeit. Besonders bemerkenswert ist, daß
ihr Schopenhauer für eine Büste gesessen hat.

Der ehemals an der Dresdener Kunstgewerbeschule
wirkende Karl W. Krumbholz ist im 89. Lebensjahre
gestorben.

Bologna. Professor Edoardo Brizio, welcher den
Lehrstuhl für Archäologie an der Universität innehatte
und seit 1876 Direktor des archäologischen Museums in
jeher Stadt war, ist gestorben. Seiner unermüdlichen Tätig-
keit ist es zu verdanken, wenn dieses Institut das größte
in seiner Art in ganz Oberitalien geworden ist. Hohes
Verdienst erwarb sich Professor Brizio durch seine etrus-
kologischen Forschungen.

Der rumänische Maler Grigorescu, der in seinem
Heimatlande großes Ansehen genoß, ist gestorben.

Aus dem kleinen Ort Volpedo bei Tortona in Piemont
kommt die Nachricht, daß der Maler Pelizza, bekannt unter
dem Namen PelizzadaVoIpedo, sich im neununddreißigsten
Lebensjahre das Leben genommen hat. Es ist das ein
schwerer Verlust für die junge italienische Kunst, denn er
war einer der tüchtigsten Maler und seine Werke fesselten
besonders durch den tiefen, geistigen Gehalt und die feinen
Naturschilderungen. /=•. //.

Albert Kämpfen, der frühere langjährige Direktor
der französischen Nationalmuseen, ist im Alter von 81
Jahren in Paris gestorben. Er hat während seiner lang-
jährigen Amtsdauer mit wahrer Hingebung für die ihm
unterstellten Museen gearbeitet; infolge der Geschichte mit
der Tiara des Saitaphernes nahm er seinen Abschied.
Kämpfens Vater war schweizerischer Abstammung und
Wundarzt in der Armee Napoleons.

PERSONALIEN
Der allverehrte Senior der Kunstwissenschaft, Karl
Justi in Bonn, vollendete am 2. August sein 75. Lebens-
jahr.

Zwei bekannte Bildhauer sind wieder dauernd nach
Berlin zurückgekehrt: Professor Adolf Brütt, der einige
Zeit in Weimar gewirkt hatte, und Professor Franz Metz-
ner, der in Wien tätig war.

Der treffliche Radierer Fritz Hegenbarth ist aus
München vom Großherzog von Hessen nach Darmstadt
berufen und ihm ein Atelier im Schloß eingerichtet worden.

Professor Konrad Lange tritt von der Leitung der
Stuttgarter Gemäldegalerie zurück. Sein Nachfolger ist
noch nicht bestimmt.

Dem Maler Georg Müller-Breslau in Dresden wurde
der Professorentitel verliehen.

Karl Voll ist zum Nachfolger des Professors von
Reber als Ordinarius für Kunstgeschichte an der Münche-
ner technischen Hochschule ernannt worden.

Professor Peter Behrens gibt seine Stellung als
Direktor der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule auf, siedelt
nach Berlin über und wird dort künstlerischer Beirat der
Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft.

Der Praktikant am Germanischen Museum in Nürn-
berg Dr. Stengel ist zum Assistenten an diesem Museum
ernannt worden.

Professor Julius Diez ist an die Münchener Kunst-
gewerbeschule als Lehrer für die figürliche Dekoration und
Illustration berufen worden.

WETTBEWERBE
Wettbewerb für Kleinplastik. Der staatliche Wett-
bewerb um den Ankauf von Werken der Kabinetts- und
Kleinplastik ist in Sachsen zu einer ständigen Einrichtung
geworden und auch nicht ohne Einfluß auf das Schaffen
der Bildhauer geblieben. In diesem Jahre haben sich nicht
weniger als 60 Künstler mit 177 Arbeiten daran beteiligt.
Neben Dresden und seiner Umgebung sind namentlich
Leipzig und Meißen mit einer Anzahl von Künstlern ver-
treten. Auf Vorschlag des akademischen Rates hat die
Regierung 22 Arbeiten von 20 Künstlern angekauft, vier
weitere Arbeiten sind für den Kauf in Aussicht genommen.
Das Erzieherische des Wettbewerbes besteht darin, daß
die Bildwerke in echtem Material hergestellt sein müssen,
so daß die Künstler sich daran gewöhnen, für die betref-
fende Technik zu arbeiten und die Eigenschaften des ge-
wählten Materials in Obacht zu nehmen. So finden wir
denn auch eine reiche Musterkarte von Materialien: Bronze,
Marmor, Kalkstein, Holz, getöntes Wachs, Silber, Zinn,
Solnhofer Stein, Porzellan und Terrakotta, und auch die
Motive weisen eine bunte Mannigfaltigkeit auf. Daß unter
einer so großen Zahl von Arbeiten auch viel minder Ge-
lungenes vorhanden ist, nimmt nicht wunder; denn die
gesamte jüngere Künstlerschaft nimmt an dem Wettkampfe
teil. Immerhin sind aber auch eine ganze Anzahl wohl-
gelungener und erfreulicher Arbeiten vorhanden, die ihrem
Zwecke, im Heim Kunstfreude zu verbreiten, trefflich ent-
sprechen: Wir nennen da z. B. als ausgezeichnete Lei-
stungen den Kopf einer ernsten Südfranzösin in getöntem
Wachs von Walther Sintenis und die reizvolle Statuette
der Zopfflechterin von Harry Liebmann. Nicht minder
vorzüglich ist der Kakadu in farbigem Porzellan von Paul
Walther, einem der jüngeren Künstler der Kgl. Porzellan-
manufaktur in Meißen, dem ein ausgezeichnetes Verständ-
nis für den Porzellanstil eignet und der der Manufaktur
schon eine ganze Reihe trefflicher Modelle von Tierfiguren
geliefert hat. Auch Konrad Hentschels Porzellangruppe
»Im Mai« verdient Anerkennung. Felix Pfeifers interessante
getönte Marmormaske Athena erinnert an den Belgier Fer-
dinand Khnopff. Weiter sind eine ganze Reihe tüchtiger
Tierfiguren eingegangen, z B. eine nette Ziegengruppe von
Otto Pilz-Blasewitz, auch zahlreiche Medaillen und Pia-
 
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