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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 6
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Willis, Frederick C.: Die Frühromantische Malerei, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0115

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Die frühromantifche Materei

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dankenweit der Romantik. Die AnfAauungen der beiden Und aufs engEe
miteinander verwandt/ das bezeugen au A Friedrich's Ausfprüche, die jetzt
durch das neuerwachte Intereffe feit der JahrhundertausEellung wieder bekannt
geworden find. Sie finden in den Briefen feines Freundes Carus eine wit!-
kommene Ergänzung.
Im ganzen Bifde die Stimmung feEzuhalten, wo Runge fie nodi in den
einzefnen Gegenwänden fymboiiliert, das wird jetzt die Aufgabe, die Carus
fo ausdrü&t: »LandiAaEskunE iE die DarEellung einer gewiffen Stimmung
des Gemütslebens, durA die NaAbildung einer entfpreAenden Stimmung des
Naturlebens.c Und FriedriA, der von WA felbit fagt, daß er die LandiAaE
niAt erEnde, fondern empEnde, fuAt diefe Stimmung bei aller SAliAtbeit
no A zu differenzieren, indem er unter EA ähnliAe LandfAaEsauslAnitte zu
verlAiedener Stunde und BeleuAtung malt — in einer Weife, die uns an
Monet und WbiEler denken läßt. — Bei aller Breite und VeriAwommenheit
der Ferne fpielt das Lineare noA immer eine beaAtenswerte Rolle,- die
Silhouette iE von Eligranartiger Feinheit, wie Ee vielleiAt nur noA Sdiinkel
in feinen zarten BildAen übertrifft,- jedes einzelne aufs forgfältigEe Eudiert
und durAgebildet, aber dabei alles, au A die BeleuAtungseffekte und die
Staffage, niAt aus malerifAen Erwägungen zu erklären, fondern nur auf das
eine Ziel eingeEellt: die Stimmung,
»Der Maier foil niAt bloß malen, was er vor EA Eeht, fondern was er in
EA Eeht,3 fagt FriedriA felbE und trifft damit das, was Carus mit dem eigen-
tümliAen Wort »Erdleben-BildkunEc in derLandiAaE bezeiAnet haben will.
AuA hier freiliA iE wieder die TeAnik der retardierende Faktor,- un-
ferem empEndiiAen Auge kann es niAt entgehen, daß diefe LandfAaEen bei
aller Naturliebe doA nur eine aus der Erinnerung gemalte AteiierkunE End.
Und trotzdem Eehen Ee uns in ihrer ZeitloEgkeit näher als die Stimmungs-
kunE der dreißiger Jahre, die der Hilfsmittel des MärAens, des Mittelalters
und des Orients niAt entraten kann. IE doA C. D. FriedriA überhaupt der
BrEe, dem die deutfAe LandiAaE, das norddeutfAe FlaAland, die Mittel-
gebirge und die OEfeeküEe den Stoff gibt, aus dem er feine PhantaEen formt.
Br widerlegt den klafEziEifAen Wahn, der no A folange naAgewirkt hat, der
die malerifAe LandiAaE allein in den Mittelmeerländern fuAte. Und fo Eeht
er, lange verkannt, am Anfang der großen Entwiddungslinie deutfAer Land-
iAaEskunE, die über BleAen und Spitzweg bis zu Stadler und LeiEikow führt.
Es iE ein fehr allmähliAer Prozeß, in dem die LandiAaE EA faE un-
merkliA des romantiEhen Charakters entkleidet und mehr und mehr zur
realen, oE nüAternen WirkliAkeit gelangt. Diefe KunE, die EA erE gegen
den KlafEzismus aufgelehnt hatte. Endet ihrerfeits ihre Reaktion in der bür-
geriiAen Atmofphäre der fogenannten Biedermeierromantik, die do A keine
 
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