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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 9
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Seidlitz, Woldemar von: Henry Thode †
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0176

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166

Henry Thode '[*

votiert BetraAtung, in der es galt, in gemeinfamem SuAen Antwort auf die
höAlten Fragen des Lebens zu finden. Hier erwies er [idi a!s Prophet, der
in feiner ZuhörerlAaft die beiten Kräfte zu we&en verftand.
Die Verbindung beider BigenfAaften, des Forichers und des Propheten,
hat vieie an ihm irre werden laifen, obwoh! er he niemals miteinander ver-
mengt hat, fo daß weder feine wilfenlAaftliAe Tätigkeit durch Phantalterei
beeinträchtigt wurde, no A feine Vorträge in feiAte Popuiariherung ausarteten.
Es war bei ihm der Ausfluß einer groß und frei entwickelten PerfönliAkeit,
der ihn dazu drängte, hA Gegengewi Ate für das eine wie für das andere
Gebiet feiner Betätigung zu lAaffen.
Weiterhin ilt das Bild feiner PerfönliAkeit dadurA ferner gerii At, daß
er zwei Seiten der KunltforfAung, die jetzt noA immer das Intereffe wefent-
liA in AnfpruA nehmen, teils weniger berü&hAtigt hat, teils niAt mit be-
fonderem GlüA. So lebhaft er die Zufammenhänge der Kunft mit dem
Geiltesleben der Zeiten verfolgte, hat er doA nur geringen Trieb verfpürt,
die Kunlterzeugnifle auf allgemeinere äfthetilAe Begrilfe zurü&zuführen, he
alfo mehr na A der philofophilAen Seite zu betraAten. Auf das Gebiet der
Kritik der Kunltwerke hat er hA wohl gelegentliA begeben, damit aber niAt
immer dauernde Ergebnilfe erzielt. Seine ZulAreibung des großen Meißner
Bildes z. B., eines niederländilAen Werkes aus den Anfang des 16. Jahr-
hunderts, an Dürer war ein entlAiedener Mißgriff, wie die Erwerbung einer
frühen Madonna von Correggio für das StädellAe Inltitut zum minderen
überflüfhg und diefer ausgewählten Sammlung niAt würdig war, da das
Bild wegen feines lAleAten Erhaltungszultandes keine zureiAende Verkeilung
von dem Meilter zu geben vermoAte. In bezug auf fein letztes großes Werk
über MiAelangelo bleibt es fehr zu bedauern, daß infolge einer unzweA-
mäßigen Gliederung naA den verlAiedenen RiAtungen des Innenlebens diefes
großen Geiftes die Darltellung zerfplittert aushel, fo daß keine Gefamtdar-
Heilung daraus hervorging. Für die Zukunft wird hA jedoA gerade diefes
Werk als eine unerlAöpfliAe Fundgrube bewähren.
Sind fo Li At und SAatten in der Wirkfamkeit Thodes Hark gemilAt
gewefen, fo er weilt hA do A die Wärme, die von feiner PerfönliAkeit aus-
Hrahlte, als eine fortwirkende Kraft fowoh! in den Kreifen der FaAgenoffen
wie in denen des weiteren Publikums. Vermöge der Höhe feines Stand-
punktes aber werden feine SAriften noA weiter in Geltung bleiben und neue
Anregungen ausHreuen.
 
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