Literatur — Perfonatíen
191
fcher und Orientatifcher Reifebefchreibung
ufw. 1675 und 1676 (ich benütze die
deutfche Ausgabe Nürnberg 1690!) ift die
Wiedergabe korrekt. Diele Kritik ftützt
heb auf eine Photographie im kunftgefchicht-
heben Inftitut (Lehrkanzet Strzygowski)
der Wiener LIniveriität, die Hofrat Strzy-
gowski fetbft aufgenommen hat — denn
auch die im Hände! befmdtichen Photo-
graphien des Sockets zeigen ihn durchs
Wegs von den andern Seiten. Trotzdem
entnehme ich das Detai! der vier Leute
um den Wett-
bäum (Abb. 1)
tieberdemStich,
da die Photo-
graphie ver-
btaßt iff,- die
Zeichnung ift
vöÜig getreu,
nur b!ieb das
um den Mitte)-
pfoiten gewun-
dene Seit weg,
das deuttich am
ReÜef erkenn-
bar iit. Vier foiche Weübäume — je zwei
in zwei Streifen übereinander — wurden
zum Aufziehen des Obetisken benutzt,
doch find nur die beiden unteren gut er-
haben. Je zwei (die über Kreuz) zeigen
den gteichen Rhythmus der Figuren,- die
Abbiidung gibt den unteren Weübaum
redits.
Dazu nun die Ihuftration des 11. Pfat-
mes, deilen Sditußverfe tauten : »Ringsum
wandetn die Ootttofen, wenn Gemein-
heit unter den Menkhenkindern obenauf
kommt«. Diefes »ringsum wandetn« (in
circuitu ambutant) hat der Ihuftrator her-
ausgegriffen und in zwei Bifdern veran-
khauticht, die in der für die Ihuftration dia-
rakteriftitchen Weife das »ringsum« wört-
tich nehmen. Das eritema! iff es ein Ring(?),
um den ßdi zehn Leute herumfehieben,
das anderemat ift es ein Wettbaum, d. h.
ein rotierbarer Pftock, an dem kreuzweis
tange Stäbe befeftigt find, die vier Männer
herumdrehen (Abb. 2). In den Stettungen,
in den Gebärden, in der Mafchine ftimmt
die Zeichnung vöttig mit der Darftettung
auf dem Retief überein, nur daß ihrem Mittet-
pfoften jede Andeutung des Seites fehtt.
Natürtich hat der Ihuftrator in feinem
franzöfjfchen Ktofter jenes Retief in Kon-
ftantinope) nicht kopiert. Doch muß man
bei der zähen Kon-
fequenz, die jede in
den Formenfchatz
der ktafßfchen oder
mittetattertidien
Kunft einmaf einge-
führte Löfung fin-
det, im vorhinein
eine Fitiation diefer
urfprüngtidien Auf-
faffung, diefer erften
Wiedergabe eines
aktuet) ertebten Vorganges in die fpätere
Handfchrift annehmen. Noch ein pfycho-
togifcher Grund fpricht gegen die Interpre-
tation, daß der Ihuftrator des Ütrecht-Pfafters
fetbftändig auf die Darftettung des Wett-
baumes gegriffen hätte, den er ja bei jedem
Bau in Tätigkeit fehen konnte: denn nicht
der direkte Eindruck des Wettbaumes, nur
fein bitdnerifcher und dann fein graphifcher
Schatten hatten die Kraft, zur Abftraktion
fleh umzugeftatten,- nicht mehr die Ma-
fchine wird gegeben, die mittets des Seites
wirkt, fondern ihre der in die Augen
fpringenden Kaufatität beraubte Hütte, atfo
nur mehr der PHock, um den die Menfchen
»ringsum gehen«. So dürfte von diefer
Übereinftimmung aus mit größter Wahr-
fcheintichkeit auf eine griechifche Vortage
zu fchtießen fein, die — jedenfahs für diefes
Défait — zwifchen der berühmten byzan-
tinifchen Skutptur und der im Ktofter Haut-
vihers(Diözese Rheims) gefchriebenenHand-
fchrift die Verbindung hergefteht hat.
Æ. 7)'e/ze-Co7r/'c7/'
PERSONALIEN
Dem bekannten Erzbildner Fritz von
Mit ter, Profeflor an der Kunftgewerbe-
fchute in München, wurde zur Feier feines
80. Geburtstages von der Technifchen
Hochfchute München die Würde eines
Doktor-Ingenieurs ehrenhatber vertiehen.
-¡¡t
Der Münchener Mater und Graphiker
W. Schnarrenberger hat einen Lehr-
auftrag für Gebrauchsgraphik an die Staat-
tiche Kunftfchute Kartsruhe erhaften.
Abb. Z
191
fcher und Orientatifcher Reifebefchreibung
ufw. 1675 und 1676 (ich benütze die
deutfche Ausgabe Nürnberg 1690!) ift die
Wiedergabe korrekt. Diele Kritik ftützt
heb auf eine Photographie im kunftgefchicht-
heben Inftitut (Lehrkanzet Strzygowski)
der Wiener LIniveriität, die Hofrat Strzy-
gowski fetbft aufgenommen hat — denn
auch die im Hände! befmdtichen Photo-
graphien des Sockets zeigen ihn durchs
Wegs von den andern Seiten. Trotzdem
entnehme ich das Detai! der vier Leute
um den Wett-
bäum (Abb. 1)
tieberdemStich,
da die Photo-
graphie ver-
btaßt iff,- die
Zeichnung ift
vöÜig getreu,
nur b!ieb das
um den Mitte)-
pfoiten gewun-
dene Seit weg,
das deuttich am
ReÜef erkenn-
bar iit. Vier foiche Weübäume — je zwei
in zwei Streifen übereinander — wurden
zum Aufziehen des Obetisken benutzt,
doch find nur die beiden unteren gut er-
haben. Je zwei (die über Kreuz) zeigen
den gteichen Rhythmus der Figuren,- die
Abbiidung gibt den unteren Weübaum
redits.
Dazu nun die Ihuftration des 11. Pfat-
mes, deilen Sditußverfe tauten : »Ringsum
wandetn die Ootttofen, wenn Gemein-
heit unter den Menkhenkindern obenauf
kommt«. Diefes »ringsum wandetn« (in
circuitu ambutant) hat der Ihuftrator her-
ausgegriffen und in zwei Bifdern veran-
khauticht, die in der für die Ihuftration dia-
rakteriftitchen Weife das »ringsum« wört-
tich nehmen. Das eritema! iff es ein Ring(?),
um den ßdi zehn Leute herumfehieben,
das anderemat ift es ein Wettbaum, d. h.
ein rotierbarer Pftock, an dem kreuzweis
tange Stäbe befeftigt find, die vier Männer
herumdrehen (Abb. 2). In den Stettungen,
in den Gebärden, in der Mafchine ftimmt
die Zeichnung vöttig mit der Darftettung
auf dem Retief überein, nur daß ihrem Mittet-
pfoften jede Andeutung des Seites fehtt.
Natürtich hat der Ihuftrator in feinem
franzöfjfchen Ktofter jenes Retief in Kon-
ftantinope) nicht kopiert. Doch muß man
bei der zähen Kon-
fequenz, die jede in
den Formenfchatz
der ktafßfchen oder
mittetattertidien
Kunft einmaf einge-
führte Löfung fin-
det, im vorhinein
eine Fitiation diefer
urfprüngtidien Auf-
faffung, diefer erften
Wiedergabe eines
aktuet) ertebten Vorganges in die fpätere
Handfchrift annehmen. Noch ein pfycho-
togifcher Grund fpricht gegen die Interpre-
tation, daß der Ihuftrator des Ütrecht-Pfafters
fetbftändig auf die Darftettung des Wett-
baumes gegriffen hätte, den er ja bei jedem
Bau in Tätigkeit fehen konnte: denn nicht
der direkte Eindruck des Wettbaumes, nur
fein bitdnerifcher und dann fein graphifcher
Schatten hatten die Kraft, zur Abftraktion
fleh umzugeftatten,- nicht mehr die Ma-
fchine wird gegeben, die mittets des Seites
wirkt, fondern ihre der in die Augen
fpringenden Kaufatität beraubte Hütte, atfo
nur mehr der PHock, um den die Menfchen
»ringsum gehen«. So dürfte von diefer
Übereinftimmung aus mit größter Wahr-
fcheintichkeit auf eine griechifche Vortage
zu fchtießen fein, die — jedenfahs für diefes
Défait — zwifchen der berühmten byzan-
tinifchen Skutptur und der im Ktofter Haut-
vihers(Diözese Rheims) gefchriebenenHand-
fchrift die Verbindung hergefteht hat.
Æ. 7)'e/ze-Co7r/'c7/'
PERSONALIEN
Dem bekannten Erzbildner Fritz von
Mit ter, Profeflor an der Kunftgewerbe-
fchute in München, wurde zur Feier feines
80. Geburtstages von der Technifchen
Hochfchute München die Würde eines
Doktor-Ingenieurs ehrenhatber vertiehen.
-¡¡t
Der Münchener Mater und Graphiker
W. Schnarrenberger hat einen Lehr-
auftrag für Gebrauchsgraphik an die Staat-
tiche Kunftfchute Kartsruhe erhaften.
Abb. Z