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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 11
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Tietze, Hans: Josef Hoffmann: zum fünfzigsten Geburtstag am 15. Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0214

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204 Jofef Hoffmann zum fünfzígíten Geburtstag am 15. Dezember
Rhythmus den emiten Bau und tragen über dem dreiRuhgen Gebäht Abraxas,
die die Anfage einfaffen,- in der Mitte, wo heb die Pfeiier fo&ern, öffnet bdt
der Zugang zum Innenbof. Gefchfoffenheit der Faffade und bnngemäße Be-
tonung des Inneren bnd mit jener SefbRverRändfiAkeit verbunden, die Hoffmann
feiner Reten Verknüpfung mit zweckbedingten Aufgaben jeden Ranges ver-
dankt,- hier iR er auf das individuehe Zie!, AusReffungshaffe und Repräfen-
tationsbau in Einem zu febaffen, mit gewohnter Sicherheit und befonderem
Erfofge fosgegangen.
An diefen beiden monumentafen Bauten in Rom und Köln, die auf einer
höheren Stufe zufammenfaffen, was Hoffmann in jedem Wohnhaus und jedem
Geräte angestrebt hat, reiht Reh eine repräsentative Sdiöpfung anderer Art,
das Stoclet=Haus in Brüflef. Bei jenen, die zu vorübergehendem Beftand
beftimmt waren, hat er mit fparfamRen Mittein auszufangen gehabt, bei die-
fem für die Dauer geichaffenen Bau fchwefgt er im Reichtum, den die außer-
ordentfiche Gefegenheit geftattete. Ein (trotzender Materiafreichtum dient der
Idee, ohne Re zu erfti&en,- auch hier, wo Re die Meifterhand am üppigften
gewähren fäßt, bfeibt die Materie dem GeiRe untergeordnet. Diefes Über-
gewicht der Idee macht Reh hier wie in verwandten Schöpfungen — etwa dem
großen Landhaus Ait in Wien — afs eine einigermaßen hörende Anomafie
gehend. Das Stifmoment der Bauten — in dem <z. B. im Landhaus Pri-
mavesi in Winkefsdorf) auch die FarbenkompoRtion eine Hauptroffe fpieft —
entfremdet Re ihren Beitimmungen,- dasGefpenRdesPartpour Part fchfeicht drohend
um diefe harmonifch durchgebifdeten, künRferifch hochwertigen Organismen.
Den gfeichen Sprung zeigt mit zunehmender Deutlichkeit die fetzte Bnt-
wickfung des Wiener KunRgewerbes,- obwohf Hoffmanns eigene Arbeit — wie
etwa die Metaffarbeiten auf der KunRichau diefes Sommers — auch heute
unverrückt an ftrenger Werkgerechtigkeit fefthäft, hat er diefe Wendung, die
insbefondere bei den Erzeugniffen der von ihm gefeiteten Wiener WerkRätte
auffaffend iR, nicht gehindert. Für diefes der feichten öRerreichifchen Begabung
fo verfo&ende Auswudiern ins Aparte, Spieferifche, Zwe&entbundene iR
Hoffmann dadurch verantwortfich, daß er diefem großen Kreis, den er afs
führender Lehrer der KunRgewerbefchufe und durch das Gewicht feiner
Perfönfichkeit beherrfcht, zu dem Ideafismus, den er ihm einflößte, nicht auch
die Rrenge SefbRzucht aufzuerfegen verband, die er fefbR der Schufung bei
Otto Wagner verdankt und für feine Perfon niemafs preisgegeben hat. Die
gefährfi&e Neigung, Reh in die Sonderweft des Nur=Künftferifchen zu ver^
fieren, hat Hoffmann in Reh fefbR faR immer mit Erfofg bekämpR,- daß er
Re bei den viefen, die im KunRgewerbe von ihm teben, nicht zu erßi&en
vermochte, iR nicht nur ein Zei&en einer.Schwäche afs Schufhaupt, fondern
auch ein AnRoß feiner befcheidenen und gerechten Denkart, die jedermanns
 
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