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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 23
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Tietze, Hans: Max Dvořák †
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0451

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KUNSTCHRONIK LIND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV HIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZB
NR. 23 4. MÄRZ 1921

MAX DVORAK T
VON HANS TIETZB
A ÆAX DVORAK iit am 8. Februar pfötzfiA geftorben. Er hatte HA in
IV1 Jen fetzten WoAen niAt ganz wohl gefühit und über HerzbeiAwerden
gekfagt/ der Arzt fand ihn organiiA ganz gefund, aber ungeheuer überar-
beitet und verordnete ein ausgiebiges Ausruhen. Dvorak bekhfoß die Fa-
iAingstage auf dem Out eines Freundes in GrusbaA in Mähren zu ver-
bringen,- er genoß in voüer FrifAe und Heiterkeit einen Tag der Ruhe und
des Behagens, am näAiten Morgen fand ihn der Diener bewußt!os neben
dem Bette. Er iit niAt mehr erwaAt, am NaAmittag war er entfAtummert,-
ein GehirnfAfag hat feinem Leben ein Ende bereitet. Wir haben ihn dann
an einem fAönen Wintertage zu Grabe getragen, über die Straße, über die er
drei Tage vorher, ein Mann in der B!üte feiner Jahre, zum SAfoß des Grafen
Khuen gefahren war. »Diefe LandfAaft hätte auA dem a [ten Bruegheí ge-
faßen«, hatte er damais feinem Begieiter gefagt. Sanft Hoffen die Hügeßinien,
die hatbvereiften Weiher biinkten und die Weiden fAwoßen in werdender
Kraft. Wir aber fühften, daß unfer Leben ärmer geworden iit und daß nur
die mythotogifAe PiötzfiAkeit der EntrüAung, diefes Wegraffen von der Höhe
des Lebens fAmerzvoße Verzweigung mit der Wofke des UnbegreiffiAen
wohitätig verhüßte.
AuA heute, da iA naA Tagen diefe Zeiten niederfAreibe, iit es mir
noA unverftändfiA, daß Max Dvorák uns entriffen iit/ iA fürAte, daß die
näAiten Monate, vießeiAt Jahre erft aßmähfiA das wirkiiAe Begreifen bringen
werden, dem die auf den Sarg niederkoffernden ErdfAoßen nur ein trauma
haftes Erfebnis gebfieben find. Kein Teif unferes kunfthiftorifAen Lebens in
ÖiterreiA, das niAt eng mit Dvorák zufammenhing,- afs ForfAer, afs Lehrer,
afs Autor, afs Haupt der DenkmafpHege und der Kunftinventarifierung, afs
Vorhand der Mufeumskommiffion, afs warmer Freund affer jungen ftarken
Kunft iit er unfer Führer gewefen. Unfer Führer unbedingt/ niAt nur wegen
feiner Vieffeitigkeit und wegen feiner Überfegenheit im Einzefnen, fondern
weif aß diefe verfAiedenen Seiten einer Einheit entftammten, im menfAfiAen
Wefen Dvorák s wurzeften. Seine menfAfiAe Güte war der warme weiAe
Mutterboden feines Kunftverftandes,- fein Verftändnis für MenfA und Ding
 
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