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Max Dvorak
hundertjährige Arbeit zur Erkenntnis des rein HiGorifAen und des rein For-
maten hegt dazwifAen und hebt den neu gewonnenen Standpunkt auf eine
höhere Stufe. KunG und Leben taufen niAt paratte!, ineinander wirkend und
fidi ineinander fpiegetnd,- fie find eines, untrennbare Auswirkungen gleichen
GeiGes, der dur A fein Formwerden fein Wefen — Gatt es einzubüßen oder
abzufAteifen — vertieft und verklärt. In feinem »Idealismus und Natura^
tjsmus in der gotifAen Skutptur und Materei« (MünAen 1918, f. KGAr. 1919,
Nr. 35), diefem paAenden ManifeG einer verjüngten WiGenfAaG, hat Dvorak
feine neue Auffatlung proklamiert,- er hatte gefAwiegen, fotange er gefAwankt
hatte, nun hatte er GA wiedergefunden und wottte fpreAen. Er trat in eine
Periode der FruAtbarkeit, die feine Freunde mehr erfAre&en durfte afs früher
fein VerGummen,- in wütender Arbeit fprudefte er tang zurü&geGauteBner^
gien hervor. Mehrere große Arbeiten wuAfen nebeneinander — von denen
einzelne fo weit abgefAtoflen find, daß tie gewiß dru&reif gemaAt werden
können — feine Vorträge und Vortefungen, die immer ausgefeilte Meifter-
leiftungen gewefen waren, wuAfen zu einer hinreißenden Größe des Stils,-
hinter dem RaGlofen, der GA von innerem ReiAtum bedrängt fühlte, Gand
aufpeitfAend eine feit Monaten unentfliehbar gewordene Todesahnung. Sein
Programm »KunftgefAiAte als GeiGesgefAiAte«, das er der Umwandlung
feines JahrbuAs zugrunde legen wollte, übergibt er der neuen Generation als
fein VermäAtnis.
Die neue Generation nimmt es an, hat es angenommen. Denn die
Wandlung, die Dvorák durAgemaAt hat, ift die Wandlung unferer WiGen-
fAaG überhaupt, lie ift mehr als das, die Wandlung in unferem ganzen Geiltest
leben. Dvorák's ganze LeiGung legte Zeugnis für einen unbedingten Idealist
mus,- feine felfenfefte Überzeugung, daß der Geift den Stoff befiegr, hat er
durA fein Leben und fein Sterben befiegelt,- denn er blieb unüberwunden
aufreAt, aber der Stoff räAte (ÌA und zerbraA. Der jungen Generation,
zu der GA Dvorák mit der Kraft gereifter Erfahrung und überlegener Kapa-
zität geltellt hatte, verehrt ihn als einen Blutzeugen diefes neuen Geiites, den
Ge niAt nennen kann und deilen Werden Ge do A mit allen Fibern fühlt.
Wir aber, zwifAen den Generationen Gehend, müde und verbrauAt,
entbehren des TroGes diefes unbedingten und leidenfAaGliAen Glaubens,- wir
fühlen an diefem frifAen Grabe nur das eine, daß unfere Liebe arm und
dürftig war und niAt ausreiAte für das hohe GlüA, einem MenfAen von fo
feltener Bedeutung und Vornehmheit im Leben begegnet zu fein.
Max Dvorak
hundertjährige Arbeit zur Erkenntnis des rein HiGorifAen und des rein For-
maten hegt dazwifAen und hebt den neu gewonnenen Standpunkt auf eine
höhere Stufe. KunG und Leben taufen niAt paratte!, ineinander wirkend und
fidi ineinander fpiegetnd,- fie find eines, untrennbare Auswirkungen gleichen
GeiGes, der dur A fein Formwerden fein Wefen — Gatt es einzubüßen oder
abzufAteifen — vertieft und verklärt. In feinem »Idealismus und Natura^
tjsmus in der gotifAen Skutptur und Materei« (MünAen 1918, f. KGAr. 1919,
Nr. 35), diefem paAenden ManifeG einer verjüngten WiGenfAaG, hat Dvorak
feine neue Auffatlung proklamiert,- er hatte gefAwiegen, fotange er gefAwankt
hatte, nun hatte er GA wiedergefunden und wottte fpreAen. Er trat in eine
Periode der FruAtbarkeit, die feine Freunde mehr erfAre&en durfte afs früher
fein VerGummen,- in wütender Arbeit fprudefte er tang zurü&geGauteBner^
gien hervor. Mehrere große Arbeiten wuAfen nebeneinander — von denen
einzelne fo weit abgefAtoflen find, daß tie gewiß dru&reif gemaAt werden
können — feine Vorträge und Vortefungen, die immer ausgefeilte Meifter-
leiftungen gewefen waren, wuAfen zu einer hinreißenden Größe des Stils,-
hinter dem RaGlofen, der GA von innerem ReiAtum bedrängt fühlte, Gand
aufpeitfAend eine feit Monaten unentfliehbar gewordene Todesahnung. Sein
Programm »KunftgefAiAte als GeiGesgefAiAte«, das er der Umwandlung
feines JahrbuAs zugrunde legen wollte, übergibt er der neuen Generation als
fein VermäAtnis.
Die neue Generation nimmt es an, hat es angenommen. Denn die
Wandlung, die Dvorák durAgemaAt hat, ift die Wandlung unferer WiGen-
fAaG überhaupt, lie ift mehr als das, die Wandlung in unferem ganzen Geiltest
leben. Dvorák's ganze LeiGung legte Zeugnis für einen unbedingten Idealist
mus,- feine felfenfefte Überzeugung, daß der Geift den Stoff befiegr, hat er
durA fein Leben und fein Sterben befiegelt,- denn er blieb unüberwunden
aufreAt, aber der Stoff räAte (ÌA und zerbraA. Der jungen Generation,
zu der GA Dvorák mit der Kraft gereifter Erfahrung und überlegener Kapa-
zität geltellt hatte, verehrt ihn als einen Blutzeugen diefes neuen Geiites, den
Ge niAt nennen kann und deilen Werden Ge do A mit allen Fibern fühlt.
Wir aber, zwifAen den Generationen Gehend, müde und verbrauAt,
entbehren des TroGes diefes unbedingten und leidenfAaGliAen Glaubens,- wir
fühlen an diefem frifAen Grabe nur das eine, daß unfere Liebe arm und
dürftig war und niAt ausreiAte für das hohe GlüA, einem MenfAen von fo
feltener Bedeutung und Vornehmheit im Leben begegnet zu fein.