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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 23
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Endell, August: Handwerkerschule und Akademie in Breslau
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0456

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446

Handwerkerichule und Akademie in Bresfau

Technik und Materia!. Daß man 1ÌA ins Handwerk hineinkniete, war in der
Tat recht nötig, woüte man nicht eiend aus allen Himmeln faßen. Daß man
aber im Handwerk die Kunlt fchon zu haben wähnte, war ein verhängnis-
voüer Irrtum. Aber er war fo einleuchtend und fo berückend, daß auch der
Staat glaubte, hier einen ßcheren Boden zu haben, auf dem das Schulwefen
neu aufgebaut werden mülfe.
Schon feit Schadow's Zeiten hielt das preußifche Handelsminifterium es
für einen Teil feiner Gewerbeförderung, die gewerblichen Schulen dem Kultus-
minilterium zu entziehen, und hat langfam das »Kunft«gewerbe, das einltmals
felbltverltändlicher Teil der Akademie war, unter feine Obhut genommen und
fo dazu beigetragen, die Akademie immer unlebendiger, öder und verknöcher-
ter zu machen. Es wäre wohl heiler gewefen, das ganze Unterrichtswefen
in einer Hand zu laffen, Sachverftändige konnte das Kultusminiherium eben-
fogut heranziehen. Das Verteilen der Unterrichtsangeiegenheiten auf zwei
Minifterien war nicht fparfam, erfchwerte die Verwaltung und legte den Grund
zu unendlichen Eiferfüchteleien.
In Breslau hei diefem Mißgriff die Akademie zum Opfer.
Seit 1900 behänd dort eine ftädtifAe Handwerkerfchule. Seit 1904 untere
Itützte das Handelsminifterium die Schule mit geringfügigen Summen, und bewog
die Stadt, diefe Schule langfam in eine KunftgewerbefAufe umzuwandeln. 1911
waren die Reibungen mit der Akademie im fAönhen Gange, und das Handels^
minifterium, das mit fehenden Augen neben der itaatlichen Kunft= undKunftge-
werbefchule eine neue KunftgewerbefAule begründet hatte, forderte nun eine
Abgrenzung der Unterrichtsgebiete. Poelzig wehrte lieh mit den eindringlichen
und weitfehauenditen Darlegungen. Es half nichts, der Modeirrtum hegte.
Es wurde eine Löwenteilung. Die Akademie mußte alles hergeben.
Ihre Tifchlerei mußte lieh Modeliwerkltatt nennen, und das, was he an Werk-
hätten fonlt hatte, durke die Handwerkerfchule, die nun auA Kunftgewerbe-
fAule hieß, auch errichten, &mehr naA der gewerbliAen Seite hin«, als Doppelt
einriAtung! Was der Kunltakademie blieb, war ein planlos zufammenge-
itoppeltes Unding, das zum Hohn no A den Titel & Akademie für Kunlt und
Kunftgewerbe« erhielt. Die KunftgewerbefAule dagegen riß alle Tätigkeits^
gebiete an hA, he wurde zu einer »vollltändigen« KunftgewerbefAule aus?
gebaut, treibt Holz-, Stein= und Bronzeplaltik, zeiAnet Akt, hat zwei Klaifen
für Dekorationsmalerei, eine für ArAitekturzeiAnen — eine ganz neue Brhn-
dung! — nebenher treibt he no A ein bißAen Induftrie, hat eine SAneffprelle
und zwei SetzmalAinen vermiedener Gattung, erhofft eine Offfetprefle, er?
riAtet drei Stunden von Bunzlau (eine der vier keramifAen FaAfAufen in
DeutfAland) einen keramifAen Rundofen, um Bau=, Ofen-, Gefaßt und Kunft?
keramik zu treiben und wirft verhohlene Bli&e auf die hohe Kunlt, da ^es
 
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