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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 56.1920/​1921 (Oktober-März)

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Nr. 26
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Hübner, Friedrich Markus: Holländisches Kunstleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.36986#0515

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Hoüändifches KuníHeben

505

Da keine amtikhen Mittei vorhanden find, um moderne Kunit zu kaufen,
denkt man inzwifchen an die Aufrichtung eines der modernen Kunit gewid-
meten Riefenmufeums. Der Unternehmer des Pians iit die Stadt Haag. Ais
die Zeiten noch heifere waren, hatten die Stadtväter der Landesrefidenz diefen
Bau und die Einrichtung eines neuen Rathaufes hefdiioifen. Das Rathaus
foiite K. P. C. de Bazei, die moderne Gaierie H. P. Beriage zu bauen bekommen.
Beide Baumeiiter machten hch ans Werk des Rechnens und Bntwerfens, und
Beriage war im Januar 1921 foweit, feine Grundriße und ein umfängiiches
Gipsmodeii der Öffentiidikeit zur Beurteiiung vor Augen heben zu können.
Der Andrang zu diefer Aushebung war ein überrafchend großer,- die Er-
örterung, ob das Projekt auch wirkiich ausgeführt werden wird, zieht weiteite
Kreife. Der Haager Stadtrat ift nämiich wieder bedenkiidh geworden, denn
die Ausführungskoiten gehen in die Miiiionen Guiden. Man hofft jetzt auf
den Eingang freier Spenden. Im »Vaderiand« fchiug jemand einen aiigemeinen
Mufeumsarbeitstag vor. Jeder Haager Bürger nämiidi foiie, da der Bau eine
Ehrenfache und Ruhmesmehrung der Stadt fei, einen Tag von den 365 Tagen
des Jahres für das Mufeum arbeiten und diefes fo, daß er dem Mufeums-
baufonds den 365 ten Teii feines Jahreseinkommens zuführt. Da hch auch in
der hoiiändifchen Künhierfchah Widerhände gegen Ausmaß und Charakter
des BeriageTchen Projekts fühibar machen, wird es noch erkie&iiche Mühe
koiten, das fchöne Vorhaben gut unter Dach und Fach zu bringen. Daß
Hoiiand an einer- nur der modernen Kunit gewidmeten, weiträumigen Ge-
mäidefchauhaiie Mangei ieidet, fleht jedenfaiis außer Zweifei.
Daß die Landesbehörden die Wichtigkeit der Kunit für das Anfehen des
Landes hoch zu bewerten wißen, geht immerhin aus einer Bewiiiigung von
nicht weniger ais 60000 Guiden für eine Aushebung hobändif&er Meiiter-
werke in Paris hervor. Die Ehre, in Paris eine Aushebung hobändiicher
aiter und neuer Biider abhaiten zu dürfen, ih mit 60000 Guiden zwar etwas
teuer bezahit, und weitsichtiger, zukunftspoiitiicher wäre es viebeicht gehandeit,
mit demfeiben Betrage für die hobändiichen Mufeen Werke des heutigen
Maiergeichiechts einzukaufen,- aber wen geht dies etwas an ais Hoiiand feiber?
In letzter Stunde kheint die Kundgebung nun durch ümhände gefährdet, die
zuvor keiner bedacht hatte, nämiich durch die Gebrechiichkeit gewißer, für die
Aushebung ausgefuchter Biider. Seit Wochen unterhaiten ßch in der Preße
Experten, Künftier, Laien darüber, ob die Franz-Hais-Biider aus Haariem,
die »Judenbraut« Rembrandt's, das »Btaue Frauchen« des Vermeer van Deift
der Gefahr des Reifens, den Erichütterungen des Transports ausgefetzt werden
dürfen oder nicht, und man weih darauf hin, daß die Leitung des Parifer
Louvre ßch nicht getraue, ihre eigenen aitniederiändiichen Schätze ais Leih-
gabe für die Schau aus dem Haufe herauszuiaßen. Mit großer Stimmen-
 
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