Literatur
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es geht, das Gefagte. Gründliche archi»
valifche Fundierung ergibt zufamtnen mit
entwicklungsfchichtlich und ffilkritifdh klarer
Darffellungsweife einen brauchbaren Über-
blick über das angefchnittene Kapitel aus
der Baukunß des 11. Jahrhunderts, G*g.
*
Peter Jeffen, Japan, Korea, China.
ReifeffudieneinesKunfffreundes. 8°. 164S.
E. A. Seemann, Leipzig. 40 Mk. gebd.
Jeffen war immer der Kunß des fernen
Oßens mit befonderer Liebe zugetan. Seit
je wurde fie in der von ihm geleiteten
Bibliothek des Kunffgewerbe=Mufeums, die
fchon längß ihren irreführenden, weil zu
engen Namen in den einer allgemeinen
Kunftbibliothek hätte verwandeln müffen,
mit folcher Aufmerkfamkeit berückfichtigt,
daß jeder Lernende hier an der Hand der
widitigßen heute, wenn noch vorhanden,
unbezahlbaren, meiß aber vergriffenen Ver»
öffentlichungen feine Kenntniffe aufs reichße
vermehren konnte. Kurz vor dem Kriege
durfie der Verfaffer eine alte Sehnfucht
befriedigen, im Rahmen einer Reife um die
Welt den fernen Offen zu befuchen. Es
iß erffaunlich, wie tief derfelbe Autor, der
eben ein grundlegendes Werk über den
Ornamentßich veröffentlichte, in den Geiß
der fernöfflichen Kunß eingedrungen iß,
und nicht nur in ihren Geiß und ihr Wefen,
fondern man fühlt auch bei jeder Bemer»
kung trotz aller Zurückhaltung mit Kennte
niffen zu prunken, daß der Verfaffer das
Tatfachenmateria! beherrfcht. Das bedeutet,
er weiß, was bekannt iß, noch mehr,
er weiß, wie fpärlich unfer Wißen heute
iß und wie vorlichtig man in feinem Urteil
fein muß. Wie armfelig find die fo zahl»
reichen Reifewerke über Offafien, die in
dem letzten Jahrzehnt vor dem Kriege er»
fchienen! Am kläglichffen, wenn es der
Kunß gilt. Jeffens fihmales Büchlein kann
man gerne das fympathifchffe Reifewerk über
den fernen Offen nach Inhalt und Form
nennen. Es will nicht befonders geiffreich
fein oder neue Offenbarungen bringen, aber
es will das Wefentliche herausheben und mit
knappen Worten charakterifieren. Neue und
alte Menßhen beginnen bereits wieder in die
weite Welt hinauszuziehen. Jeffens Arbeit
kann ihnen als treffliche erße Vorbereitung
zum Verßändnis der Kunß Japans, Chinas
und Koreas dienen. Sie werden nicht, wie
ihre Vorgänger ahnungslos zurückkehren,
beladen mit jenem jämmerlidien Tand, der
noch heute mit offafiatilcher Kunß ver»
wechfelt wird. Der Verfaffer hat die wich»
tigffen Kunßfiätten befucht, mit befonderer
Liebe verweilt er bei der Architektur als
dem Mittelpunkt alles Kunfffchaffens, die
Eigenart fernößlicher Kunß wird heraus»
gearbeitet, auf die wichtigffen Publikationen
hingewiefen. Eine große Reihe feinfühlig
ausgewählter guter Abbildungen begleitet
den Text. Wefentliche Verfehen, die bei
einer Neuauflage auszumerzen wären,
vermag ich nicht anzuführen. W. Cohn
\k
Zwei beachtenswerte Beiträge zur Ge-
fchichte der öfferreichifchen Barode»
kunß find in den Abhandlungen des
Kunßhißorifchen Inßituts der Päzmäny»
LIniverfität in Budapeff in ungarifcher
Sprache erßhienen, zwei umfangreiche, in
Stoff und Auffaffung etwas zufammen»
hängende Monographien »Die Pfarrkirche
in Papa und ihre Deckengemälde« von
Andor Pigler und »Die Kathedrale in
Szombathely und ihre Deckengemälde« von
Janos Kapossy. Eine ausführliche und
klare Inhalisangabe in deutfeher Sprache
ermöglicht auch dem weiteren Intereffenten»
kreis die Benützung der beiden forg»
faltigen Arbeiten, die überdies in ihrem
guten Abbildungsmaterial und den reichen
im deutfihen Originaltext belaffenen archi»
valifchen Anhängen einen internationalen
Wert befitzen. Die erhaltene Korrefpon»
denz der Bauherren, des Erlauer Bifchofs
Grafen Karl Esterhazy und des Bi»
fdiofs von Steinamanger Johann Szily von
Felsöszopor, mit ihren Künßlern enthält
wertvolle allgemeine Aufklärungen über
den Gefchmadtswandei und künfflerilchen
Betrieb in den Jahren der Auflöfung des
Barock. Die beiden Bauführungen hängen
fowohl durch die Perfonen der Auftrag»
geber als durch die der Künßler vielfach
zufammen,- die letzteren find durchaus
Wiener, deren Spätbarockffil auf wefi»
ungarifchem Boden einen letzten, fich zum
Klaffizismus umbiegenden Auffchwung ge-
nommen hat,- befonders die Wiener Fresko-
malerei hat z. T. ihre ffärkffen Leißungen
in diefem Nachbarland hervorgebracht. Die
725
es geht, das Gefagte. Gründliche archi»
valifche Fundierung ergibt zufamtnen mit
entwicklungsfchichtlich und ffilkritifdh klarer
Darffellungsweife einen brauchbaren Über-
blick über das angefchnittene Kapitel aus
der Baukunß des 11. Jahrhunderts, G*g.
*
Peter Jeffen, Japan, Korea, China.
ReifeffudieneinesKunfffreundes. 8°. 164S.
E. A. Seemann, Leipzig. 40 Mk. gebd.
Jeffen war immer der Kunß des fernen
Oßens mit befonderer Liebe zugetan. Seit
je wurde fie in der von ihm geleiteten
Bibliothek des Kunffgewerbe=Mufeums, die
fchon längß ihren irreführenden, weil zu
engen Namen in den einer allgemeinen
Kunftbibliothek hätte verwandeln müffen,
mit folcher Aufmerkfamkeit berückfichtigt,
daß jeder Lernende hier an der Hand der
widitigßen heute, wenn noch vorhanden,
unbezahlbaren, meiß aber vergriffenen Ver»
öffentlichungen feine Kenntniffe aufs reichße
vermehren konnte. Kurz vor dem Kriege
durfie der Verfaffer eine alte Sehnfucht
befriedigen, im Rahmen einer Reife um die
Welt den fernen Offen zu befuchen. Es
iß erffaunlich, wie tief derfelbe Autor, der
eben ein grundlegendes Werk über den
Ornamentßich veröffentlichte, in den Geiß
der fernöfflichen Kunß eingedrungen iß,
und nicht nur in ihren Geiß und ihr Wefen,
fondern man fühlt auch bei jeder Bemer»
kung trotz aller Zurückhaltung mit Kennte
niffen zu prunken, daß der Verfaffer das
Tatfachenmateria! beherrfcht. Das bedeutet,
er weiß, was bekannt iß, noch mehr,
er weiß, wie fpärlich unfer Wißen heute
iß und wie vorlichtig man in feinem Urteil
fein muß. Wie armfelig find die fo zahl»
reichen Reifewerke über Offafien, die in
dem letzten Jahrzehnt vor dem Kriege er»
fchienen! Am kläglichffen, wenn es der
Kunß gilt. Jeffens fihmales Büchlein kann
man gerne das fympathifchffe Reifewerk über
den fernen Offen nach Inhalt und Form
nennen. Es will nicht befonders geiffreich
fein oder neue Offenbarungen bringen, aber
es will das Wefentliche herausheben und mit
knappen Worten charakterifieren. Neue und
alte Menßhen beginnen bereits wieder in die
weite Welt hinauszuziehen. Jeffens Arbeit
kann ihnen als treffliche erße Vorbereitung
zum Verßändnis der Kunß Japans, Chinas
und Koreas dienen. Sie werden nicht, wie
ihre Vorgänger ahnungslos zurückkehren,
beladen mit jenem jämmerlidien Tand, der
noch heute mit offafiatilcher Kunß ver»
wechfelt wird. Der Verfaffer hat die wich»
tigffen Kunßfiätten befucht, mit befonderer
Liebe verweilt er bei der Architektur als
dem Mittelpunkt alles Kunfffchaffens, die
Eigenart fernößlicher Kunß wird heraus»
gearbeitet, auf die wichtigffen Publikationen
hingewiefen. Eine große Reihe feinfühlig
ausgewählter guter Abbildungen begleitet
den Text. Wefentliche Verfehen, die bei
einer Neuauflage auszumerzen wären,
vermag ich nicht anzuführen. W. Cohn
\k
Zwei beachtenswerte Beiträge zur Ge-
fchichte der öfferreichifchen Barode»
kunß find in den Abhandlungen des
Kunßhißorifchen Inßituts der Päzmäny»
LIniverfität in Budapeff in ungarifcher
Sprache erßhienen, zwei umfangreiche, in
Stoff und Auffaffung etwas zufammen»
hängende Monographien »Die Pfarrkirche
in Papa und ihre Deckengemälde« von
Andor Pigler und »Die Kathedrale in
Szombathely und ihre Deckengemälde« von
Janos Kapossy. Eine ausführliche und
klare Inhalisangabe in deutfeher Sprache
ermöglicht auch dem weiteren Intereffenten»
kreis die Benützung der beiden forg»
faltigen Arbeiten, die überdies in ihrem
guten Abbildungsmaterial und den reichen
im deutfihen Originaltext belaffenen archi»
valifchen Anhängen einen internationalen
Wert befitzen. Die erhaltene Korrefpon»
denz der Bauherren, des Erlauer Bifchofs
Grafen Karl Esterhazy und des Bi»
fdiofs von Steinamanger Johann Szily von
Felsöszopor, mit ihren Künßlern enthält
wertvolle allgemeine Aufklärungen über
den Gefchmadtswandei und künfflerilchen
Betrieb in den Jahren der Auflöfung des
Barock. Die beiden Bauführungen hängen
fowohl durch die Perfonen der Auftrag»
geber als durch die der Künßler vielfach
zufammen,- die letzteren find durchaus
Wiener, deren Spätbarockffil auf wefi»
ungarifchem Boden einen letzten, fich zum
Klaffizismus umbiegenden Auffchwung ge-
nommen hat,- befonders die Wiener Fresko-
malerei hat z. T. ihre ffärkffen Leißungen
in diefem Nachbarland hervorgebracht. Die