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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

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Schur, Ernst: Alfred Altherr
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https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0032

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ALFRED ALTHERR IN ELBERFELD

ZJ


sind sachlich und intim. Und man denkt an eine
Zeit, die einmal kommen wird, wo nicht mehr wie
jetzt, die schlimmen Ausgeburten einer wilden Archi-
tektenphantasie, die heute barock und morgen gotisch
und dann wieder bergisch sich betätigt, die glaubt,
sich von allem Bindenden der Umgebung lossagen
zu können, um Werke einer akademisch-kalten Imita-
tionsmanier hinzusetzen, auf diesen Hügeln stehen,
sondern die Fabriken sowohl wie die Miethäuser, wie
die Einzelwohnhäuser jene Kultur zeigen, die jedem
Typus seine Form gibt. Indem Altherr von seinem
architektonischen Können Proben ablegte, erweiterte
sich das Geltungsgebiet seines Strebens bedeutsam und
auch seine Innenkunst erfuhr dadurch die organische
Begründung. °
VI.
□ Diese neue Note kommt in seinen letzten Arbeiten
überzeugend zum Ausdruck. o
□ In diesen neuesten Arbeiten, den Räumen für die
Handelskammer in Elberfeld, hat Alfred Altherr das
Sachlich-Persönliche der für ihn charakteristischen
Raumkunst ins Monumentale gesteigert, ohne — er-
freulicherweise — auf eine falsche Bahn zu kommen,
wie das leicht der Fall ist, wenn die Repräsentation

reichere Erscheinung bedingt. Er ist ebenso ehrlich
und solide in seiner Arbeit geblieben und doch ist
dem Ganzen jene reiche Würde eigen, die von den
Räumen öffentlich repräsentativen Charakters verlangt
wird. Die Sachlichkeit der Formen, die Schönheit
der Materialien, die Verteilung und Gliederung der Raum-
verhältnisse, die Abtönung und das Zueinanderstimmen
der Farben, all das gibt auch diesen Räumen den
Charakter betonter, aber in sich begründeter Feierlich-
keit. Diese Note ist dem Altherrschen Schaffen nicht
fremd, sie lag in ihm und ist durch diese Aufgaben
zur Entfaltung gekommen. Solche Schöpfungen werden
dauern; sie gehören mit zu den Dokumenten der kunst-
gewerblichen Arbeit unserer Zeit. Es verdient noch
hervorgehoben zu werden, daß es Altherr gelungen
ist, die dekorative Malerei zum Schmuck der Räume
heranzuziehen. Die Künstler, Heinrich Altherr und
Ritter, die er herangezogen hat, bekunden in ihren
Schöpfungen jenes Hinstreben zum Monumentalen,
das so bedeutungvoll für unsere Zeit ist, die jetzt
mehr denn je dahin strebt, ihrem vielseitigen, rastlosen
Wollen die höhere, künstlerische Weihe in Werken
zu geben, die ais kraftvolles Zeugnis ihres innersten
Wesens zu gelten haben. □
 
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