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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

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Behne, Adolf: Peter Behrens und die toskanische Architektur des 12. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0056

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NEUE ARBEITEN DES DRESDENER KUNSTGEWERBEVEREINS

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den vorbildlichen Architekturen
aus Toskana auch in ihrem
äußeren Gewände an. □
n Konnten wir nun für den
Allgemeinen Elektrizitäts - Gesell-
schafts - Pavillon ein ganz be-
stimmtes Vorbild aufweisen, so
ist dies dem Krematorium zu
Hagen gegenüber schwieriger.
Denn das Toskanische scheinthier
eine Kreuzung mit der Antike
eingegangen zu sein. Offenbar
war der Basilikentypus mit seinem
höheren Giebeldach und zwei
tieferen Pultdächern, wie ihn die
toskanischen Kirchen, z. B. San
Miniato, befolgen, für Behrens’
Zwecke zu wenig wuchtig, zu
wenig feierlich-ernst. Deshalb
griff er auf den monumentalen
griechischen Giebel zurück. Viel-
leicht ist auch die eingiebelig
umgebaute Fassade der Collegiata
zu Empoli, unweit Florenz, mit-
bestimmend gewesen. Es handelt
sich also für uns bei diesem Bau
— entgegengesetzt dem ersten
Falle — mehr um die Dekoration,
als um die Form. Doch sei auf
einen Punkt der ganzen Anlage
hingewiesen, den mächtigen, äußer-
lich getrennt von dem eigentlichen
Baukörper stehenden Schlot. Er
vertritt hier den Campanile, der
nach italienischer Gewohnheit frei
neben der Kirche seinen Platz hat.
□ Wenn wir nun zu den ein-
zelnen Motiven der Dekoration
die entsprechenden Gegenstücke
suchen wollen, so können wir
wieder auf das Baptisterium re-
kurrieren. Die Tribuna zeigt uns,
wo die Parallele zu dem System
der weißen, schwarzgerahmten
Rechtecke, der schwarzen Wag-
rechten und Senkrechten zu finden
ist. Doch ist nicht zu verkennen,
daß Behrens seinem Vorbilde
gegenüber strenger, einfacher,
geometrischer ist. Das wird vor
allem der Fassade von Fiesoie
gegenüber deutlich. Bei Behrens
herrscht ein System fast ausschließ-
lich von Geraden, während in
Italien allerlei mehr oder minder
komplizierte Gebilde hinzutreten.
Auch finden wir in der Behrens-
schen Dekoration wiederum jenen
griechischen Einschlag, indem die
drei zusammengestellten kurzen
Senkrechten im Fries unter dem
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