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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

DOI Artikel:
Behne, Adolf: Peter Behrens und die toskanische Architektur des 12. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0057

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NEUE ARBEITEN DES DRESDENER KUNSTGEWERBEVEREINS



Tympanon offenbar in Erinnerung an die dorischen
Triglyphen gedacht sind. Es ist dadurch, daß Behrens
strenger in der Verwendung seiner Mittel ist, bei ihm
ein Eindruck zustande gekommen, der gegenüber seinen
Vorbildern tektonischer ist, wenngleich nicht geleugnet
werden kann, daß dieses ganze Dekorationssystem eine
ausgesprochene Flächendekoration ist. Ein Lieblings-
motiv der toskanischen Dekorateure ist das ineinander-
gestellte Spiel von Kreis und Quadrat oder Rhombus,
wie wir es bei Behrens im Giebelfelde wiederfinden.
Im Innern von S. Miniato al Monte bei Florenz ist

es mehrfach zur Anwendung gekommen. □
o Wir sehen auch hier, daß Behrens die Anregun-
gen durchaus persönlich, sichtend und wählend, auf-
genommen hat. Nirgends findet sich ein System oder
Motiv sklavisch übertragen, sondern die Verwendung
ist stets dem besonderen Platze im Ganzen angepaßt. □
□ Zum Schluß ein kleiner Exkurs auf den Buch-
künstler Peter Behrens. Die Muster, die zur Füllung
der Rauten, zu Umrahmungen usw. in den von uns
angezogenen toskanischen Architekturen beliebt wur-
den, haben in Behrens’ Entwürfen zu Umschlägen,
Adressen und anderem eine über-
raschende Auferstehung gefunden.
Auch sie zeigen, wie tief das ita-
lienische Mittelalter auf unseren
Künstler gewirkt hat. Und damit
kehren wir zu unserem Ausgangs-
punkte zurück. Die römische An-
tike, die italienische Renaissance
haben oft genug bei uns Einkehr
gehalten. Das italienische Mittelalter
hat unseren Architekten bisher kaum
eine Anregung gegeben. Der ro-
manische und gotische Stil hat uns
ja Monumente auf eigenem Grund
und Boden hinterlassen. Die italie-
nische Architektur dieser Zeit ist von
unseren Künstlern darüber fast ver-
gessen worden. Von den Motiven
also, die sich hier ein Künstler holt,
kann man nicht sagen, daß sie in der
Luft gelegen hätten. Schon in der
Wahl solcher Motive liegt durchaus
etwas Eigenes und Persönliches, o

Marg. Just

Ausführung durch Gertrud Scharlau
 
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