ARBEITEN VON RUDOLF BOSSELT
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zückende Kleinplastik, als eine blanke Schraube. So
entstand der Auftrag zu Abb. S. 71. □
n Wie schon erwähnt, hat die Porträtplakettenkunst
einen breiten Raum im Schaffen Bosselts eingenommen.
Das hat ihm schätzbare Vorteile gebracht wegen des
intensiven Studiums nach dem Naturvorbild, das hiermit
notwendig verbunden ist. Aber man würde fehlgehen,
den Hauptwert der Arbeit in der Treue der Dar-
stellung dieser Menschen sehen zu wollen. Denn
es steckt mehr darin, als Lebendigkeit und charakte-
ristisches Erfassen physiologischer Merkmale. Das
Beste ist die künstlerische Aufteilung des Raumes und
die treffsichere Hervorhebung typischer Wesenszüge.
Man betrachte daraufhin die Abbildungen, und man sieht
unter Patriz Hubers schön geformter Stirn die eigen-
sinnige Schwermut lasten, die den jugendlichen Künstler
allzufrüh aus dem Leben getrieben hat (Abb. S. 69);
man erkennt in den Zügen des Oroßherzogs Ludwig
die merkwürdige Mischung von Offiziershaltung und
bürgerlichem Mäzenatentum (Abb. S. 62); interessant
übrigens, welche wirksame Steigerung der Haltung
allein dadurch erreicht worden ist, daß der Scheitel
die innere Linie des Schriftrandes überschneidet.
A. v. Weinberg (Abb. S. 62) erscheint als der moderne
Typus des wissenschaftlich vorgeschulten und syste-
matisch vorgehenden Großunternehmers und Sports-
mannes; Frau Pfeifer (Abb. S. 62) als Schatzträgerin
kultivierter Güte und Lebenserfahrung; Ehmcke
(Abb. S. 69), der spekulative und spröde Künstler, zeigt
den Zug scharfer und selten zufriedener Kritik um
den charaktervollen Mund. □
□ ln den weiter 14—18 abgebildeten Plaketten kommt
der ganze Ernst und die philosophische Grübelei
Bosselts zum Ausdruck. Das junge Weib naht sich
zögernd und doch wieder gezogen wie von unsichtbaren
Mächten auf seinem Hochzeitsgange der Schicksalspforte,
hinter der ein Ungekanntes auf Erfüllung wartet (Abb.
S. 61). Der Mann in Vollreife ruht von langem Werke
aus unter einem fruchtschweren Baume (Abb. S. 70),
den Blick entschlossen wieder auf neue Ziele gerichtet.
Der Kampf mit dem Stier ist Symbol geworden für
das Einsetzen von Menschenintelligenz und -wille
gegen die Materie; Hamburg verkörpert ein frontal
aufgefaßtes Weib: stolze selbstbewußte Macht kann
sich nicht im Profil zeigen. Diese Plakette ist be-
sonders interessant, weil sie gegen die Stimme Licht-
warks ausgeführt wurde; er fand das Motiv unplastisch;
der Körper könne im Relief nicht von vorne dar-
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zückende Kleinplastik, als eine blanke Schraube. So
entstand der Auftrag zu Abb. S. 71. □
n Wie schon erwähnt, hat die Porträtplakettenkunst
einen breiten Raum im Schaffen Bosselts eingenommen.
Das hat ihm schätzbare Vorteile gebracht wegen des
intensiven Studiums nach dem Naturvorbild, das hiermit
notwendig verbunden ist. Aber man würde fehlgehen,
den Hauptwert der Arbeit in der Treue der Dar-
stellung dieser Menschen sehen zu wollen. Denn
es steckt mehr darin, als Lebendigkeit und charakte-
ristisches Erfassen physiologischer Merkmale. Das
Beste ist die künstlerische Aufteilung des Raumes und
die treffsichere Hervorhebung typischer Wesenszüge.
Man betrachte daraufhin die Abbildungen, und man sieht
unter Patriz Hubers schön geformter Stirn die eigen-
sinnige Schwermut lasten, die den jugendlichen Künstler
allzufrüh aus dem Leben getrieben hat (Abb. S. 69);
man erkennt in den Zügen des Oroßherzogs Ludwig
die merkwürdige Mischung von Offiziershaltung und
bürgerlichem Mäzenatentum (Abb. S. 62); interessant
übrigens, welche wirksame Steigerung der Haltung
allein dadurch erreicht worden ist, daß der Scheitel
die innere Linie des Schriftrandes überschneidet.
A. v. Weinberg (Abb. S. 62) erscheint als der moderne
Typus des wissenschaftlich vorgeschulten und syste-
matisch vorgehenden Großunternehmers und Sports-
mannes; Frau Pfeifer (Abb. S. 62) als Schatzträgerin
kultivierter Güte und Lebenserfahrung; Ehmcke
(Abb. S. 69), der spekulative und spröde Künstler, zeigt
den Zug scharfer und selten zufriedener Kritik um
den charaktervollen Mund. □
□ ln den weiter 14—18 abgebildeten Plaketten kommt
der ganze Ernst und die philosophische Grübelei
Bosselts zum Ausdruck. Das junge Weib naht sich
zögernd und doch wieder gezogen wie von unsichtbaren
Mächten auf seinem Hochzeitsgange der Schicksalspforte,
hinter der ein Ungekanntes auf Erfüllung wartet (Abb.
S. 61). Der Mann in Vollreife ruht von langem Werke
aus unter einem fruchtschweren Baume (Abb. S. 70),
den Blick entschlossen wieder auf neue Ziele gerichtet.
Der Kampf mit dem Stier ist Symbol geworden für
das Einsetzen von Menschenintelligenz und -wille
gegen die Materie; Hamburg verkörpert ein frontal
aufgefaßtes Weib: stolze selbstbewußte Macht kann
sich nicht im Profil zeigen. Diese Plakette ist be-
sonders interessant, weil sie gegen die Stimme Licht-
warks ausgeführt wurde; er fand das Motiv unplastisch;
der Körper könne im Relief nicht von vorne dar-