HAUS ZUM WOLF VON TESSENOW
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in der Gartenvorstadt Hopfengarten bei Magdeburg unter-
suchen wollen, weil es im hohem Grade die Anforderungen
eines modernen Wohnhauses im Garten erfüllt. □
□ Dieses Haus steht in einem Eckgrundstück und hat zu-
nächst die Aufgabe zu erfüllen, in dem lockeren Straßen-
bilde einer Gartenstadt die Ecke zu betonen und eine in-
nigere Beziehung zur Straße herzustellen als durch Vor-
gärten zu ermöglichen ist. Das wird dadurch erreicht, daß
ein Teil der Wirtschaftsräume sich bis an die Straße heran-
schiebt und die Fortsetzung seinerniederen undfensterlosen
Straßenwandinder Gartenmauer findet,welchedie Ecke mit
umfaßt. Da auch nach der andern Seite hin der Garten durch
die zwei Meter hohe Mauer abgeschlossen wird, entsteht
zwischen Straße und Haus ein Vorhof, der durch sein
Ziegelpflaster sich unmittelbar mit dem Backsteinsockel
der Grundmauern verbindet und sogleich den Eindruck
ruhiger Zurückgezogenheit erweckt. All diese Motive wirken
vornehm und sind doch lediglich aus dem Bedürfnis der
Situation erwachsen: demzufolge erscheint die nicht zu
überbietende Schlichtheit der Erscheinung keineswegs
nüchtern oder gar ärmlich, und das große, in einer Fläche
bis an die Straße herabgezogene Pfannendach steigert
diesen Charakter der Ruhe. Viel trägt dazu bei, daß Raum-
anordnung und Zentralheizung die Beschränkung auf den
einen, sehr ausdrucksvoll sitzenden Schornstein erlaubten.
□ Auch in der Farbe wirken die Häuser Tessenows streng:
zwischen rotem Sockel und rotem Dach stets die hellgraue
Wand mit noch helleren Läden vor den in die Außen-
fläche gesetzten Fenstern. Sie rechnen mit dem freudigen
Weiß des Tür- und Fensterholzes und dem Gartengrün:
inmitten halbmoderner »Villen« würde ihre Schlichtheit dem
Bürgergeschmack zweifellos mißfallen. □
□ Entzieht sich nun der Garten nach der Vorderseite durch-
aus dem Vorübergehenden, so beweist das Haus von der
andern Seite, daß es lediglich für die Bequemlichkeit des
Bewohners gebaut ist. Hier öffnet es sich vollkommen in
den Garten und verschmilzt mit ihm durch eine Veranda
mit Terrasse. Wie man von der Straße ebenerdig, nur
mit einer leichten Stufe, in Vorplatz und Haus tritt, so
braucht man auch in den Garten keine Treppen hinunter-
zuklettern. Die drei kleinen Stufen in den (etwas tiefer
als die Straße gelegenen) Garten sind an den Rand der
Terrasse verlegt. Es folgt ein sehr breiter Weg an den
drei Seiten des Hauses, von Buchsbaum eingefaßt; und der
Garten, völlig den kleinen Abmessungen und seiner engen
Beziehung zur Wohnung entsprechend, setzt seine gerad-
linige Regelmäßigkeit in Blumenstreifen, Obstbaumreihen
und einer rings umhegenden Hecke von wilden Rosen
fort. Wie ein schützender Mantel liegt der Garten ums
Haus. □
□ Den von der Straße her Eintretenden empfängt ein sehr
heller Vorraum, um den sich die Räume des Erdgeschosses
herumlagern. Es sind die Wohn- und Wirtschaftsräume:
Kinderzimmer, Wohn- und Speisezimmer, Anrichte und
Küche mit Spülküche und einem kleinen Abstellraum. Die
Glastüre des Flures weist auf die Straße: sonst öffnen sich
alle Fenster der Wohnung auf den Garten, und nur von
der Spülküche aus läßt sich Straße und Eingang durch ein
Fensterchen überblicken. □
□ Wohn- und Eßzimmer sind durch eine große Türöff-
nung mit schwerem Vorhang verbunden. Dies Motiv wirkt,
weil raumerweiternd, repräsentativ und vermittelt die Vor-
teile der verschiedenen Beleuchtung beiden Räumen. Be-
sonders günstig ist der Lichteinfall im Speiseraum durch
die Stellung der Fenster in der Ecke. Dergestalt sind gute
Raumwirkungen auch im Innern mit den allereinfachsten
Mitteln gewonnen. Auch der niedrigen Deckenhöhe (2,80 m)
ist durch Hinaufziehen des kräftigen Farbenanstrichs bis in
die Kante und Verlegung des Schlußstriches an die Decke
selbst begegnet. Zu dem Eindruck des Ganzen gehört
allerdings die Behandlung der Fenster: das ganze Gewände
ist mit Holz ausgekleidet und Leisten noch ringsum zur
Verdeckung der Mauerkanten geführt. Wegen dieser An-
spruchslosigkeit der raumabschließenden Flächen, wegen
ihrer trefflichen Proportionen und entschiedenen und hei-
teren Farbigkeit der Wände paßt jeder Möbelstil hinein —
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in der Gartenvorstadt Hopfengarten bei Magdeburg unter-
suchen wollen, weil es im hohem Grade die Anforderungen
eines modernen Wohnhauses im Garten erfüllt. □
□ Dieses Haus steht in einem Eckgrundstück und hat zu-
nächst die Aufgabe zu erfüllen, in dem lockeren Straßen-
bilde einer Gartenstadt die Ecke zu betonen und eine in-
nigere Beziehung zur Straße herzustellen als durch Vor-
gärten zu ermöglichen ist. Das wird dadurch erreicht, daß
ein Teil der Wirtschaftsräume sich bis an die Straße heran-
schiebt und die Fortsetzung seinerniederen undfensterlosen
Straßenwandinder Gartenmauer findet,welchedie Ecke mit
umfaßt. Da auch nach der andern Seite hin der Garten durch
die zwei Meter hohe Mauer abgeschlossen wird, entsteht
zwischen Straße und Haus ein Vorhof, der durch sein
Ziegelpflaster sich unmittelbar mit dem Backsteinsockel
der Grundmauern verbindet und sogleich den Eindruck
ruhiger Zurückgezogenheit erweckt. All diese Motive wirken
vornehm und sind doch lediglich aus dem Bedürfnis der
Situation erwachsen: demzufolge erscheint die nicht zu
überbietende Schlichtheit der Erscheinung keineswegs
nüchtern oder gar ärmlich, und das große, in einer Fläche
bis an die Straße herabgezogene Pfannendach steigert
diesen Charakter der Ruhe. Viel trägt dazu bei, daß Raum-
anordnung und Zentralheizung die Beschränkung auf den
einen, sehr ausdrucksvoll sitzenden Schornstein erlaubten.
□ Auch in der Farbe wirken die Häuser Tessenows streng:
zwischen rotem Sockel und rotem Dach stets die hellgraue
Wand mit noch helleren Läden vor den in die Außen-
fläche gesetzten Fenstern. Sie rechnen mit dem freudigen
Weiß des Tür- und Fensterholzes und dem Gartengrün:
inmitten halbmoderner »Villen« würde ihre Schlichtheit dem
Bürgergeschmack zweifellos mißfallen. □
□ Entzieht sich nun der Garten nach der Vorderseite durch-
aus dem Vorübergehenden, so beweist das Haus von der
andern Seite, daß es lediglich für die Bequemlichkeit des
Bewohners gebaut ist. Hier öffnet es sich vollkommen in
den Garten und verschmilzt mit ihm durch eine Veranda
mit Terrasse. Wie man von der Straße ebenerdig, nur
mit einer leichten Stufe, in Vorplatz und Haus tritt, so
braucht man auch in den Garten keine Treppen hinunter-
zuklettern. Die drei kleinen Stufen in den (etwas tiefer
als die Straße gelegenen) Garten sind an den Rand der
Terrasse verlegt. Es folgt ein sehr breiter Weg an den
drei Seiten des Hauses, von Buchsbaum eingefaßt; und der
Garten, völlig den kleinen Abmessungen und seiner engen
Beziehung zur Wohnung entsprechend, setzt seine gerad-
linige Regelmäßigkeit in Blumenstreifen, Obstbaumreihen
und einer rings umhegenden Hecke von wilden Rosen
fort. Wie ein schützender Mantel liegt der Garten ums
Haus. □
□ Den von der Straße her Eintretenden empfängt ein sehr
heller Vorraum, um den sich die Räume des Erdgeschosses
herumlagern. Es sind die Wohn- und Wirtschaftsräume:
Kinderzimmer, Wohn- und Speisezimmer, Anrichte und
Küche mit Spülküche und einem kleinen Abstellraum. Die
Glastüre des Flures weist auf die Straße: sonst öffnen sich
alle Fenster der Wohnung auf den Garten, und nur von
der Spülküche aus läßt sich Straße und Eingang durch ein
Fensterchen überblicken. □
□ Wohn- und Eßzimmer sind durch eine große Türöff-
nung mit schwerem Vorhang verbunden. Dies Motiv wirkt,
weil raumerweiternd, repräsentativ und vermittelt die Vor-
teile der verschiedenen Beleuchtung beiden Räumen. Be-
sonders günstig ist der Lichteinfall im Speiseraum durch
die Stellung der Fenster in der Ecke. Dergestalt sind gute
Raumwirkungen auch im Innern mit den allereinfachsten
Mitteln gewonnen. Auch der niedrigen Deckenhöhe (2,80 m)
ist durch Hinaufziehen des kräftigen Farbenanstrichs bis in
die Kante und Verlegung des Schlußstriches an die Decke
selbst begegnet. Zu dem Eindruck des Ganzen gehört
allerdings die Behandlung der Fenster: das ganze Gewände
ist mit Holz ausgekleidet und Leisten noch ringsum zur
Verdeckung der Mauerkanten geführt. Wegen dieser An-
spruchslosigkeit der raumabschließenden Flächen, wegen
ihrer trefflichen Proportionen und entschiedenen und hei-
teren Farbigkeit der Wände paßt jeder Möbelstil hinein —
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