DER ERSTE ADLERSCHE MEISTERKURS IN NÜRNBERG ■
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schwer fallen, diese Theorie zu umfassen, ohne dabei
Scherben zu machen. □
□ Auf den kunstgewerblichen Arbeiter läßt sich diese
Theorie, als daß darin seine Erlösung begründet sei, nur
bedingtermaßen übertragen. Als Handwerker, im hand-
werklichen Kleinbetrieb wird der kunstgewerbliche Arbeiter
wirtschaftlich nicht merkbar aufsteigen. Das Mittel- und
Bindeglied zu einer besseren Zukunft ist auch für den
kunstgewerblichen Arbeiter die Maschine. Sie spart Arbeit,
sowohl physische, als auch geistige, künstlerische. Sie
macht auch schlechte pseudokunstgewerbliche Arbeit über-
flüssig, aber sie kann der Pionier der reinsten künstlerischen
Begabung, in richtigem Maße der Distributern der besten
kunstgewerblichen Idee sein, kann dadurch zum furcht-
barsten Feind des Schundes werden. Freilich auch das nur
in einer Zeit, da die Maschine nicht zunächst ein Profit-
instrument, sondern ein Kulturwerkzeug ist, das den Adel der
Arbeit auf neue, auf moderne Art ausdrückt und zwar mit
mehr Recht, als die Handarbeit, die unter sozial rückstän-
digen Bedingungen, in langer Arbeitszeit, in schlecht beleuch-
teten Werkstätten, mit primitiven Werkzeugen und für unzu-
reichende Entlohnung entsteht, also unter einer ungeheueren
Vergeudung von geistiger und körperlicher Energie, was
soviel bedeutet wie nationale Kraftverschwendung. Das zu
verstehen, wird allerdings manchen zwingen, umzudenken.
□ Es könnte so scheinen, als ob ein solcher Zustand
einer Mechanisierung allen Schaffens gleichkomme. Ich
glaube das nicht. Neben dieser erträglichen Mechanisierung
der notwendigen Arbeiten, und zu denen gehören ja auch
die wesensechten kunstgewerblichen Arbeiten, wird soviel
Spielraum sein für freie Betätigung, daß dann erst, los-
gelöst vom Zwange des Broterwerbs, nicht gehetzt von
der Schwertkraft der Not, die künstlerische und, wenn
dieser Begriff dann noch zulässig sein wird, die kunst-
gewerbliche Arbeit ihrem Schöpfer, um mit Goelhe zu
sprechen, ganz eigens gehören wird! HUGO hillig
Tu l’as voulu, George Datidin!
(Ein offenes Wort an die Fabrikanten in historischen Stilarten)
Namhafte deutsche Bankiers und Großindustrielle
haben sich von französischen Architekten und
Kunstgewerblern ihre Häuser in französischen
Königsstilen errichten lassen.
Nun habt Ihr Jahrzehnte mit heißem Bemühen
Unser deutsches Empfinden als Narrheit verschrieen,
Habt immer gesagt, daß wir selber nichts können,
Und wollt Euer Werk nur französisch benennen.
Die Stilalphabete der welschen Kulturen,
Die schnurrtet Ihr ab wie mechanische Uhren.
Dank Euch ist der blöde Nachahmungsspleen
In Deutschland zur herrlichsten Bliite gediehen.
Die längsten Zöpfe der deutschen Chinesen
Sind Euerer Herrschaft Symbol nur gewesen!
Euch wäri es ganz gleich, wenn ein deutscher Bankier
Sich just in dem »Stil ohne Portemonnaie«
Des sechzehnten Ludwig die Möbel erwählte
Und so seinem Reichtum die »Pleite« vermählte;
Und niemals wär’s Euch wohl ironisch erschienen,
Wenn ein Schöpfer präzisester, deutscher Maschinen,
Ein Führer der gründlichsten deutschen Geister,
Sein Haus in dem Prunke verschwendender, feister,
Verstorbner Tyrannen erbaut, — — — notabene:
Gehört doch der Auftrag in Eure Domäne!
Doch seid Ihr mit lauten Protesten zur Stelle,
Wenn einer direkt an französischer Quelle
Die Stilmaskerade gewagt zu bestellen!
So pflegen begossene Pudel zu bellen. Fritz Mellwag
Ferd. Semmelroth u. Schulz, Guitarre. Föhre, grau Ahorn,
Ebenholz, Elfenbein
Chr. Schönamsgruber, Frucht- und Konfektschale. Neusilber
Schale gedrückt, Fuß gedreht und graviert
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schwer fallen, diese Theorie zu umfassen, ohne dabei
Scherben zu machen. □
□ Auf den kunstgewerblichen Arbeiter läßt sich diese
Theorie, als daß darin seine Erlösung begründet sei, nur
bedingtermaßen übertragen. Als Handwerker, im hand-
werklichen Kleinbetrieb wird der kunstgewerbliche Arbeiter
wirtschaftlich nicht merkbar aufsteigen. Das Mittel- und
Bindeglied zu einer besseren Zukunft ist auch für den
kunstgewerblichen Arbeiter die Maschine. Sie spart Arbeit,
sowohl physische, als auch geistige, künstlerische. Sie
macht auch schlechte pseudokunstgewerbliche Arbeit über-
flüssig, aber sie kann der Pionier der reinsten künstlerischen
Begabung, in richtigem Maße der Distributern der besten
kunstgewerblichen Idee sein, kann dadurch zum furcht-
barsten Feind des Schundes werden. Freilich auch das nur
in einer Zeit, da die Maschine nicht zunächst ein Profit-
instrument, sondern ein Kulturwerkzeug ist, das den Adel der
Arbeit auf neue, auf moderne Art ausdrückt und zwar mit
mehr Recht, als die Handarbeit, die unter sozial rückstän-
digen Bedingungen, in langer Arbeitszeit, in schlecht beleuch-
teten Werkstätten, mit primitiven Werkzeugen und für unzu-
reichende Entlohnung entsteht, also unter einer ungeheueren
Vergeudung von geistiger und körperlicher Energie, was
soviel bedeutet wie nationale Kraftverschwendung. Das zu
verstehen, wird allerdings manchen zwingen, umzudenken.
□ Es könnte so scheinen, als ob ein solcher Zustand
einer Mechanisierung allen Schaffens gleichkomme. Ich
glaube das nicht. Neben dieser erträglichen Mechanisierung
der notwendigen Arbeiten, und zu denen gehören ja auch
die wesensechten kunstgewerblichen Arbeiten, wird soviel
Spielraum sein für freie Betätigung, daß dann erst, los-
gelöst vom Zwange des Broterwerbs, nicht gehetzt von
der Schwertkraft der Not, die künstlerische und, wenn
dieser Begriff dann noch zulässig sein wird, die kunst-
gewerbliche Arbeit ihrem Schöpfer, um mit Goelhe zu
sprechen, ganz eigens gehören wird! HUGO hillig
Tu l’as voulu, George Datidin!
(Ein offenes Wort an die Fabrikanten in historischen Stilarten)
Namhafte deutsche Bankiers und Großindustrielle
haben sich von französischen Architekten und
Kunstgewerblern ihre Häuser in französischen
Königsstilen errichten lassen.
Nun habt Ihr Jahrzehnte mit heißem Bemühen
Unser deutsches Empfinden als Narrheit verschrieen,
Habt immer gesagt, daß wir selber nichts können,
Und wollt Euer Werk nur französisch benennen.
Die Stilalphabete der welschen Kulturen,
Die schnurrtet Ihr ab wie mechanische Uhren.
Dank Euch ist der blöde Nachahmungsspleen
In Deutschland zur herrlichsten Bliite gediehen.
Die längsten Zöpfe der deutschen Chinesen
Sind Euerer Herrschaft Symbol nur gewesen!
Euch wäri es ganz gleich, wenn ein deutscher Bankier
Sich just in dem »Stil ohne Portemonnaie«
Des sechzehnten Ludwig die Möbel erwählte
Und so seinem Reichtum die »Pleite« vermählte;
Und niemals wär’s Euch wohl ironisch erschienen,
Wenn ein Schöpfer präzisester, deutscher Maschinen,
Ein Führer der gründlichsten deutschen Geister,
Sein Haus in dem Prunke verschwendender, feister,
Verstorbner Tyrannen erbaut, — — — notabene:
Gehört doch der Auftrag in Eure Domäne!
Doch seid Ihr mit lauten Protesten zur Stelle,
Wenn einer direkt an französischer Quelle
Die Stilmaskerade gewagt zu bestellen!
So pflegen begossene Pudel zu bellen. Fritz Mellwag
Ferd. Semmelroth u. Schulz, Guitarre. Föhre, grau Ahorn,
Ebenholz, Elfenbein
Chr. Schönamsgruber, Frucht- und Konfektschale. Neusilber
Schale gedrückt, Fuß gedreht und graviert
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