BERLINER SCHMIEDEARBEITEN
1 QB
1 JU
Beleuchtungskunst (Inh. Max Krüger), Entwurf und Ausführung
eines Kronleuchters
Viktor Hillmer, Entwurf und Ausführung eines
fünfarmigen Standleuchters
Sfl®
Fachleuten und vom Publikum vollkommen überwunden
ist. Man wird doch nicht erwarten, daß das Publikum die
Führung übernehmen solle; von solidem, überlegtem
Schaffen wird es sich aber schneller überzeugen lassen,
wie von Richtungen, die sich nur auf Schlagworte wie
»modern« oder »moderne Auffassung« stützen. — Die
Kunsthandwerker werden durch Gewöhnung selbst folgen,
wenn sie sehen, daß die Arbeit so und nicht anders ver-
langt wird; für den Handwerker ist es ja das natürlichste,
sein Material sachgemäß zu behandeln; wenn auch mit
immer neuen, auf Verbilligung und Ersatz gerichteten Ver-
suchen gerechnet werden muß, so wird er sich mit Sicher-
heit von den Künsteleien der letzten Jahrzehnte frei machen.
Die Lehrlinge, die während ihrer Lehrzeit unter solchen
Einflüssen gestanden haben, werden als Gesellen und
Meister schon auf festem Boden stehen. Eine Besserung
ist hier noch zu erwarten, wenn die strebsameren Lehr-
linge vom Besuch der Pflichtfortbildungsschule befreit
werden, sobald sie den Nachweis erbringen, daß sie eine
Fach- bezw. Flandwerkerschule mit Fleiß und Erfolg be-
suchen; die Pflichtfortbildungsschulen müssen ja mit einem
ganz anderen Schülermaterial rechnen, sie können nicht
dieselben Leistungen verlangen wie eine Schule, welche
von den jungen Leuten aus Interesse an der Sache besucht
wird. Einen Fortschritt wird auch der an den Schulen
geplante Handfertigkeitsunterricht bringen, weil alle Be-
teiligten wenigstens den Wert der guten Arbeit schätzen
und von billigem »Ersatz« derselben unterscheiden lernen.
□ Die Führung hat zurzeit der Architekt, er muß sie be-
halten, weil er die einzelnen Arbeiten am Bau zueinander
in Einklang bringen muß. Soweit ich das beobachten
konnte, haben die führenden Architekten sich selbst mit
der Technik der einzelnen Berufszweige vertraut gemacht,
und sie haben außerdem jede Zeichnung vor der Aus-
führung genau mit dem Fachmann besprochen, bezw. dabei
abgeändert. Ein vollständiges Beherrschen sämtlicher in
Frage kommenden Berufszweige kann man von den
Architekten natürlich nicht erwarten, denn jeder einzelne
Zweig ist eine ganze Lebensaufgabe; wie aber der Hand-
werker durch geeignete Übungen den Architekten verstehen
lernen muß, so ist es auch erforderlich, daß der Architekt
schon während seiner Studienzeit Gelegenheit finde, die
Arbeit des Kunsthandwerkers verstehen zu lernen. Ein
Teil unserer jungen Architekten hat diese Notwendigkeit
erkannt, und besucht auf den Rat der Lehrer während
und nach der Studienzeit die verschiedenen Betriebe; was
dabei gelernt wird, läßt sich durch Vortrag und Bücher
nicht ersetzen. Wegen der damit verbundenen Störung im
Betriebe ist es natürlich nur einem geringen Teil der an-
gehenden Architekten möglich, sich auf diese praktische
Weise die erforderlichen Kenntnisse anzueignen; soll die
Gelegenheit hierzu allgemein gegeben werden, so ist das
nur durch Einrichten eines Werkstattraumes innerhalb der
Hochschulen möglich, in welchem ohne große Mühe ab-
wechselnd in den einzelnen Berufszweigen Kurse ein-
gerichtet werden könnten. □
1 QB
1 JU
Beleuchtungskunst (Inh. Max Krüger), Entwurf und Ausführung
eines Kronleuchters
Viktor Hillmer, Entwurf und Ausführung eines
fünfarmigen Standleuchters
Sfl®
Fachleuten und vom Publikum vollkommen überwunden
ist. Man wird doch nicht erwarten, daß das Publikum die
Führung übernehmen solle; von solidem, überlegtem
Schaffen wird es sich aber schneller überzeugen lassen,
wie von Richtungen, die sich nur auf Schlagworte wie
»modern« oder »moderne Auffassung« stützen. — Die
Kunsthandwerker werden durch Gewöhnung selbst folgen,
wenn sie sehen, daß die Arbeit so und nicht anders ver-
langt wird; für den Handwerker ist es ja das natürlichste,
sein Material sachgemäß zu behandeln; wenn auch mit
immer neuen, auf Verbilligung und Ersatz gerichteten Ver-
suchen gerechnet werden muß, so wird er sich mit Sicher-
heit von den Künsteleien der letzten Jahrzehnte frei machen.
Die Lehrlinge, die während ihrer Lehrzeit unter solchen
Einflüssen gestanden haben, werden als Gesellen und
Meister schon auf festem Boden stehen. Eine Besserung
ist hier noch zu erwarten, wenn die strebsameren Lehr-
linge vom Besuch der Pflichtfortbildungsschule befreit
werden, sobald sie den Nachweis erbringen, daß sie eine
Fach- bezw. Flandwerkerschule mit Fleiß und Erfolg be-
suchen; die Pflichtfortbildungsschulen müssen ja mit einem
ganz anderen Schülermaterial rechnen, sie können nicht
dieselben Leistungen verlangen wie eine Schule, welche
von den jungen Leuten aus Interesse an der Sache besucht
wird. Einen Fortschritt wird auch der an den Schulen
geplante Handfertigkeitsunterricht bringen, weil alle Be-
teiligten wenigstens den Wert der guten Arbeit schätzen
und von billigem »Ersatz« derselben unterscheiden lernen.
□ Die Führung hat zurzeit der Architekt, er muß sie be-
halten, weil er die einzelnen Arbeiten am Bau zueinander
in Einklang bringen muß. Soweit ich das beobachten
konnte, haben die führenden Architekten sich selbst mit
der Technik der einzelnen Berufszweige vertraut gemacht,
und sie haben außerdem jede Zeichnung vor der Aus-
führung genau mit dem Fachmann besprochen, bezw. dabei
abgeändert. Ein vollständiges Beherrschen sämtlicher in
Frage kommenden Berufszweige kann man von den
Architekten natürlich nicht erwarten, denn jeder einzelne
Zweig ist eine ganze Lebensaufgabe; wie aber der Hand-
werker durch geeignete Übungen den Architekten verstehen
lernen muß, so ist es auch erforderlich, daß der Architekt
schon während seiner Studienzeit Gelegenheit finde, die
Arbeit des Kunsthandwerkers verstehen zu lernen. Ein
Teil unserer jungen Architekten hat diese Notwendigkeit
erkannt, und besucht auf den Rat der Lehrer während
und nach der Studienzeit die verschiedenen Betriebe; was
dabei gelernt wird, läßt sich durch Vortrag und Bücher
nicht ersetzen. Wegen der damit verbundenen Störung im
Betriebe ist es natürlich nur einem geringen Teil der an-
gehenden Architekten möglich, sich auf diese praktische
Weise die erforderlichen Kenntnisse anzueignen; soll die
Gelegenheit hierzu allgemein gegeben werden, so ist das
nur durch Einrichten eines Werkstattraumes innerhalb der
Hochschulen möglich, in welchem ohne große Mühe ab-
wechselnd in den einzelnen Berufszweigen Kurse ein-
gerichtet werden könnten. □