MODERNE GARTENBAUKUNST
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anscheinend zusammenhanglos eingefügt. Einem beson-
deren Wunsche des Besitzers verdankt er Vorhandensein
und Lage. Eine größere Gesellschaft soll er aufnehmen
können, eine Ergänzung der Räume des Hauses im Freien.
□ Stärker noch als in dem südlich dem Hause sich an-
schließenden Parterre ist der enge Zusammenhang von
Haus und Garten ausgedrückt in dem nordöstlichen Teil,
dessen radial verlaufende Wege sich in dem Mittelpunkt
des halbrunden Erkers des Herrenzimmers schneiden. Das
scheint mir sehr stark des Herrn, des Besitzers, herr-
schenden Willen über den Garten auszudrücken. Unbekannt
ist mir, ob es Absicht ist, oder ob es aus der Lage des
Hauses, des Zimmers und des Aufganges an der Straßen-
ecke folgerichtig sich ergeben hat; herauslesen läßt es sich
aus dem Grundplan, deuten in dem genannten Sinne, n
n In scharfem Gegensatz zu den
strengen geraden Linien, die den ganzen
Garten beherrschen, stehen hier die in
freien Linien, in Kurvenform geführten
Wege, von denen sogar zwei in nur
geringer Entfernung parallel zu einander
laufen, demselben Ziele zustreben, der
eine von ihnen daher gänzlich über-
flüssig scheinen könnte. n
□ Die Lage beider in verschiedener
Geländehöhe; der obere als Begrenzung
der regelmäßigen Partie, der untere,
zum Teil hart an der Mauer ohne tren-
nende Pflanzung, so daß ein Ausguck
auf die tiefer gelegene Straße entsteht,
eine Fortsetzung zugleich für den Pfad
durch den dichtbepflanzten Gartenteil,
läßt beide Wege berechtigt, ja not-
wendig erscheinen. »Berechtigt und not-
wendig« läßt sich auch anwenden auf
die von der Geraden abweichende, auf
die Kurvenform. Überall da wird sie
angebracht sein, sich als folgerichtig
beste und zweckmäßigste Lösung er-
geben, wo wir Höhenunterschiede zu
überwinden haben, ohne steiler Rampen
und Treppen uns bedienen zu wollen. □
□ Dann sind sie auch da nicht zu verwerfen, wo ein Weg
dem Spaziergang dienen soll, denn eine sanft geschwungene
Kurve erfüllt diesen Zweck besser, da sie uns nicht zwingt,
um die Ecken scharfe Rechts- und Linkswendungen aus-
zuführen, sondern uns ungezwungen, indem wir ihrer
Linie folgen, zum Ausgangspunkt zurückführt. □
□ Mögen diese Worte genügen zur Einführung in die An-
lage, die Bilder aber beredter für sie sprechen. □
□ Der zweite Garten, für Fabrikbesitzer Liips in Düssel-
dorf ausgeführt, bietet uns eine Anlage inmitten der Stadt,
umgeben von Bauten und Nachbargärten, ohne die Mög-
lichkeit durch Eröffnung von Aussichten und Knüpfen
irgendwelcher Beziehungen mit der Außenwelt, diese hinein-
zuziehen, dem Garten dienstbar zu machen. Eine Welt
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anscheinend zusammenhanglos eingefügt. Einem beson-
deren Wunsche des Besitzers verdankt er Vorhandensein
und Lage. Eine größere Gesellschaft soll er aufnehmen
können, eine Ergänzung der Räume des Hauses im Freien.
□ Stärker noch als in dem südlich dem Hause sich an-
schließenden Parterre ist der enge Zusammenhang von
Haus und Garten ausgedrückt in dem nordöstlichen Teil,
dessen radial verlaufende Wege sich in dem Mittelpunkt
des halbrunden Erkers des Herrenzimmers schneiden. Das
scheint mir sehr stark des Herrn, des Besitzers, herr-
schenden Willen über den Garten auszudrücken. Unbekannt
ist mir, ob es Absicht ist, oder ob es aus der Lage des
Hauses, des Zimmers und des Aufganges an der Straßen-
ecke folgerichtig sich ergeben hat; herauslesen läßt es sich
aus dem Grundplan, deuten in dem genannten Sinne, n
n In scharfem Gegensatz zu den
strengen geraden Linien, die den ganzen
Garten beherrschen, stehen hier die in
freien Linien, in Kurvenform geführten
Wege, von denen sogar zwei in nur
geringer Entfernung parallel zu einander
laufen, demselben Ziele zustreben, der
eine von ihnen daher gänzlich über-
flüssig scheinen könnte. n
□ Die Lage beider in verschiedener
Geländehöhe; der obere als Begrenzung
der regelmäßigen Partie, der untere,
zum Teil hart an der Mauer ohne tren-
nende Pflanzung, so daß ein Ausguck
auf die tiefer gelegene Straße entsteht,
eine Fortsetzung zugleich für den Pfad
durch den dichtbepflanzten Gartenteil,
läßt beide Wege berechtigt, ja not-
wendig erscheinen. »Berechtigt und not-
wendig« läßt sich auch anwenden auf
die von der Geraden abweichende, auf
die Kurvenform. Überall da wird sie
angebracht sein, sich als folgerichtig
beste und zweckmäßigste Lösung er-
geben, wo wir Höhenunterschiede zu
überwinden haben, ohne steiler Rampen
und Treppen uns bedienen zu wollen. □
□ Dann sind sie auch da nicht zu verwerfen, wo ein Weg
dem Spaziergang dienen soll, denn eine sanft geschwungene
Kurve erfüllt diesen Zweck besser, da sie uns nicht zwingt,
um die Ecken scharfe Rechts- und Linkswendungen aus-
zuführen, sondern uns ungezwungen, indem wir ihrer
Linie folgen, zum Ausgangspunkt zurückführt. □
□ Mögen diese Worte genügen zur Einführung in die An-
lage, die Bilder aber beredter für sie sprechen. □
□ Der zweite Garten, für Fabrikbesitzer Liips in Düssel-
dorf ausgeführt, bietet uns eine Anlage inmitten der Stadt,
umgeben von Bauten und Nachbargärten, ohne die Mög-
lichkeit durch Eröffnung von Aussichten und Knüpfen
irgendwelcher Beziehungen mit der Außenwelt, diese hinein-
zuziehen, dem Garten dienstbar zu machen. Eine Welt