Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

DOI article:
Kunstgewerbliche Rundschau
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0171

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
164
KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

= Zur Berliner Opernhausfrage bilden wir heute auf
S. 161 den bisher für die Ausführung in Aussicht genommen
gewesenen Entwurf des Baumeisters Grube ab. Inzwischen
hat sich die öffentliche Meinung derart deutlich gegen
diesen Entwurf ausgesprochen, daß, wenn dieses Heft in
die Hände der Leser gelangt, sein Schicksal wohl end-
gültig besiegelt sein mag. Das ist den preußischen Land-
tagsabgeordneten, insbesondere dem Zentrumsabgeordneten
Linz-Wiesbaden, zu verdanken, die nicht früher die ge-
forderten Mittel bewilligen wollten, bevor nicht die maß-
gebenden Architekten-Vereine gehört worden wären. (Es
ist nicht ohne Humor, daß es gerade der Abgeordnete
von Wiesbaden ist, der so energisch für einen allgemeinen
Wettbewerb eintritt, denn seine Vaterstadt ist ja durch einen
amtlichen Theaterneubau »beglückt« worden, den Alfred
Messel »Pariser Opernhausstil im Berliner Maurerpolier-
jargon« genannt hat.) Zwischen diesen wohlgesinnten Ab-
geordneten und den Architekten hat nun eine am 20. April
in Berlin stattgehabte außerordentliche Versammlung des
»Bundes Deutscher Architekten« eine weitgehende Über-
einstimmung in der Ansicht, daß unbedingt ein öffentlicher,
allgemeiner Wettbewerb erlassen werden müsse, herbeige-
führt. Sehr geschickt und diplomatisch wurde die Sache
so gehandhabt, daß in dieser Architekten-Versammlung die
Landtagsabgeordneten selbst die Entwicklung der Diskus-
sion durch Fragestellung dahin schoben, daß sie sich in
der nachstehenden, einstimmig angenommenen Resolution
verdichten konnte: n
d „Die außerordentliche Versammlung des »Bundes Deut-
scher Architekten« beschließt, dem hohen Hause der Ab-
geordneten und den beteiligten Ministerien den Dank dafür
auszusprechen, daß sie den Künstlerkreisen Gelegenheit ge-
geben haben, von den Vorarbeiten zur Planung des neuen
königlichen Opernhauses Kenntnis zu nehmen und sich dar-
über zu äußern. Unter voller Würdigung der Summe künst-
lerischer und technischer Arbeit, welche in den bisher ge-
schaffenen Entwürfen ihren Niederschlag gefunden hat,
glaubt der Bund doch, daß es einer weiteren günstigen
Entwicklung der für das gesamte deutsche Kunstleben be-
deutsamen Bauangelegenheit in hohem Maße förderlich sein
würde, wenn der deutschen Architektenschaft Gelegenheit
geboten würde, auch noch andere Ideen und Vorschläge
über die architektonische Gestaltung und Gliederung des
Bauorganismus zur Kenntnis der maßgebenden Instanzen
zu bringen. Er erbietet sich deshalb zu einer freiwilligen
Mitarbeit an der Bauaufgabe in dem Sinne, »daß er den
Wunsch ausspricht, es möge seinen Mitgliedern und den
übrigen deutschen Architekten gestattet werden, auf Grund
eines geklärten Bauprogramms und unter Überlassung der
nötigen Unterlagen Ideenskizzen einzureichen, für welche
der Arbeitsaufwand auf ein zweckentsprechendes Maß ein-
zuschränken sein dürfte. Er spricht die Bitte aus, daß bei
einer Beurteilung des Wertes dieser skizzierten Entwürfe
auch geeignete Vertreter der freien Architektenschaft ge-
hört werden möchten. Gleichzeitig gibt er der Hoffnung
Ausdruck, daß bei der endgültigen künstlerischen Durch-
arbeitung und Ausgestaltung der verschiedenartigen Teile
des großen Baukomplexes nach Möglichkeit auch geeignete
Kräfte aus den Kreisen der Privatarchitekten Berücksich-
tigung und Betätigung finden möchten«.“ n
□ Auch die »Vereinigung Berliner Architekten« hatte schon
am 14. März einen allgemeinen öffentlichen Wettbewerb
für unerläßlich erklärt, und der »Verein für deutsches Kunst-
gewerbe« in Berlin faßte gleichzeitig folgenden Beschluß:
□ »Das deutsche Kunstgewerbe bedarf der Übung an monu-
mentalen Aufgaben unter Leitung der stärksten Kräfte der
Gegenwart. Es muß deshalb wünschen, daß bei einer so

bedeutenden öffentlichen Aufgabe, wie dem neuen könig-
lichen Opernhaus in Berlin, allen deutschen Architekten
Gelegenheit gegeben werde, wetteifernd ihre Eignung als
Führer des Kunstgewerbes zu erweisen. Der »Verein für
deutsches Kunstgewerbe« schließt sich daher den auf einen
allgemeinen Wettbewerb gerichteten Kundgebungen der
Fachkreise an«. □
□ Leider sind im »Verein für deutsches Kunstgewerbe« ge-
wisse Nebenwirkungen unangenehm in Erscheinung ge-
treten. Einige persönliche Freunde des Regierungsbau-
meisters Grube drohten schon vor der Versammlung, aus-
treten zu wollen, falls eine Resolution gegen den Grube-
schen Entwurf angenommen würde. Als dies trotzdem
geschah, erklärten acht Herren, zum Teil Architekten, ihren
Austritt und bezeichneten den Verein, dem sie acht Jahre
und länger angehört hatten, außerhalb und öffentlich als
einen Dilettanten- und Weiber-Verein, dessen Resolution
in dieser Frage nicht die mindeste Bedeutung zukäme.
Den Eifer der Herren für die Freundessache in Ehren.
Aber ist es nicht seltsam, daß sie, nach jahrelanger Mit-
gliedschaft, gerade in dem Augenblicke die Minderwertig-
keit des Vereins erkannten, als sie bei einer Abstimmung
in der Minorität blieben? Und würde von ihnen der Verein
auch dann als unmaßgeblicher Dilettantenverein bezeichnet
worden sein, wenn er eine Resolution für Herrn Grube
gefaßt und diesem damit den Weg zum Auftrag geebnet
hätte? f. H.

OsramLampe


Die OSRAM-LAMPE in Verbindung mit künstlerischen Beleuchtungskörpern
bildet diezweckmäßigste und vornehmste Beleuchtung der Gegenwart.
Zu beziehen durch die Elektrizitätswerke und Installationsgeschäfte.

Taghelles, mildes und ruhiges Licht!
70% Stromersparnis.
■ Man achte auf den Namen „OSRAM“. :
Auergesellschaft, Berlin 0.17.

Für die Redaktion des Kunstgewerbeblattes verantwortlich: Fritz Hellwao, Berlin-Zehlendorf
Verlag von E. A. Seemann in Leipzig. — Druck von Ernst Hedrich Nachf. o. m. b. h. in Leipzig
 
Annotationen