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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 23.1912

DOI Artikel:
Otto, Karl Heinrich: Die königliche keramische Fachschule zu Höhr
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https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0178

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KÜNSTLERTAPETEN VON ERISMANN & CO. IN BREISACH

171


eigenen Fabrikationsbetrieb aus, der in bescheidenen
Grenzen gehalten doch aber über alle Neuerungen
und Betriebsformen verfügt, die der Industrie zum
direkten Vorbild werden. Wir haben viele Beispiele
dafür, daß die Privatindustrie dann sehr gern nach-
folgt, wenn die Waren der Staatsindustrie in der
Konsumption eine Rolle zu spielen beginnen. Wie
die Königliche Porzellan-Manufaktur zu Berlin in ihren
vorbildlichen Betrieben kaufmännischen Geist, tech-
nischen Fortschritt, künstlerische Kultur und erziehende
Aufgaben ineinander überleitet und zu Werten for-
miert, an denen die ganze Monarchie teil hat, so
könnte auch die Höhrer Fachschule zu einer Stein-
zeug-Manufaktur werden, die ähnliche Aufgaben zu
erfüllen haben würde. Das würde dann eine Ideal-
schule der Praxis sein, zu der dann das Leben keinen
Gegensatz mehr bildete. Selbst wenn nun aber solche
Wünsche zunächst als unerfüllbar bezeichnet werden

müßten, so ist es zum mindesten doch notwendig,
eine Fachschule wie die in Höhr auf eine breitere
Grundlage zu stellen, ihr größere Bewegungsfreiheit
zu geben und sie mit reicheren Mitteln als bisher
auszustatten. Das rein schulmäßige tritt bei ihr doch
etwas gar zu stark in Erscheinung; es müßte doch
so manche Tat über das bloße Experiment hinaus-
ragen, wenn sie für die Industrie lockend zur Nach-
ahmung werden soll. Eine Fachschuleinrichtung muß
eine ständige Anspornung und Belehrung auch für
den nicht Schulpflichtigen bedeuten. Der reife Fach-
mann muß der Schule mindestens so nahe stehen,
wie der heranzubildende Lehrling. □
□ Zur weiteren Begründung dieser für die Zukunft
zu erhoffenden Stellung einer Fachschule sollen ge-
rade die hier abgebildeten Schularbeiten herangezogen
werden. Der Fachmann, hier zugleich der Fabrikant,
steht solchen in der Regel sehr skeptisch gegenüber.
 
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