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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Oktoberheft
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Pazaurek, Gustav Edmund: Glasschneider des Iser- und Riesengebirges in der Empire- und Biedermeierzeit, [2]: eine Studie
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0099

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worden sind, wird man einen Teil derselben auf Franz
Bergman zurückführen dürfen. Auch der, ebenso wie
das dritte Blücherglas einer Neujahrskarte 17) entnom-
mene stehende Gärtner bei der Blumen-
s t e 11 a g e , auf deren Blumentöpfen die Buchstaben
des Wortes „Freundschaft“ verteilt sind, dürfte noch
nicht auf A. Simm zurückgehen; Gläser mit dieser
Darstellung kommen in mehreren Exemplaren mit ver-
schiedenen Sprüchen auf der Kückseite vor z. B. in der
Sammlung Prof. Sallac in Prag (Abb. 12), das mehr mit
der Neujahrskarte zusammenhängt, oder als Walzen-
becher in der Ausstellung 1902 des Mährischen Gewer-
bemuseums, wo das Bildchen, wie auf dem Abklatsch
des Simm-Nachlasses, iu ein rundes Perlmedaillon ein-
gefiigt ist.

Sicher dagegen wird man jene C.läser mit Simm
zusammenbringen können, bei denen sich Abklatsch
oder gar Zeichnung oder Vorlage des Nachlasses mit
den Vermerken im Rechnungsbuche von 1835 decken,
so namentlich die kleinfigurigen Vater-unser-
G 1 ä s e r mit den einzelnen Bitten in Rundbogenar-
kaden mit kreuzweise schraffierten Zwischenpilastern
— obwohl dieser Vorwurf nachweislich auch ander-
wärts in Glas geschnitten wurde — und ähnliche, aucli
auf einzelne Arkadenbildchen („Hallen“) verteilte Dar-
stellungen. Hierher gehört das Glas mit den s i e b e n
Sakramenten, z. B. in der Sammlung Gustav
Schmidt in Reichenberg (Abb. 13)18) oder das mit den

bei J. Urban in Karlsbad sieht man den Blücher u. z. nach seinem
Rostocker Standbild. — Zwei Trinkgläser mit Blücher zu 17 fl.
12 kr. C. M. zeigte die Glasfabrik Eisner und Sohn in Berg-
reifenstein auf der Prager Ausstellung von 1829 (No. 1741).

17) Das Motiv kommt in mehreren Varianten aus Wien und
Augsburg vor, von denen die Sammlung der Frau S. Lämmle in
München allein 5 verschiedene besitzt, darunter die den Gläsern
nächststehende, anonyme Klappkarte mit dem linksstehenden Gärt-
ner und 5 Blumentöpfen („Unschuld“ bis „Gesundheit“).

18) Im Simm-Nachlaß befinden sich noch 7 Blättchen mit
anderen, offenbar französischen Lithographien (um 1830—40) ent-
nommen Darstellungen der 7 Sakramente, die Simm vielleicht bei
späteren Arbeiten auch verwendet haben mag. — Der Tradition
nach soll das Sakramentenglas bei G. Schmidt von einem gewissen
W a g n e r in Jilowey bei Liebenau, der später in Berlin gelebt
und um 1880 gestorben sei, „geschliffen“ worden sein, ebenso der
Apostelbecher derselben Sammlung. — Wenn hier Schliff und
Schnitt niclii auseinandergehalten werden sollen, könnte man aucli
an einen Werkstattzusammenhang zwischen Simm und Wagner
denken.

Leb ensalternim Museum von Gablonz a. N. (Abb.
14), bei dem Motive eines in Prag bei Hoffmann (No. 17)
erschienenen Kleinfolio-Kupferstiches, der sich auch im
Nachiasse befindet, verwertet worden sind. Das gleiche
Museum bewahrt auch ein anderes, mit einem Abklatsch
von Simm zusammenstimmendes Lebensalterglas, näm-
lich einen Fußkelch mit den „Stufen des menschlichen
Glticks“ vom 19. März 1833, bei dem die sonst übliche
Stufenpyramiden auf nur 6 Figürchen vereinfacht, aber
snit einem vierzeiligen Rebus kombiniert ist. Auch die
selteneren Gegenstücke der Lebensaltergläser, nämlich
die M o n a t s g 1 ä s e r sind wenigstens zum Teile
Simm zuzuweisen, wie besonders das Exemplar der
Sammlung Gamillo Hardt in Wien, ein Fußbecher, der
in zwei Zonen übereinander je sechs Paare mit Frak-
turunterschriften zeigt. — Welche voti den zahllosen
Parzengläsern, an denen so viele andere
Hände auch beteiligt waren, auf Simm zurückgehen,
l'ißt sich kaum noch feststellen. — Bei den Gläsern
mit dem letzten Abendmahl, einem der be-
iiebtesten, auch von anderen nachweisbar geschnit-
tenen Sujets der Biedermeierzeit, hielt sich A. Simm
nicht nur, wie zwei kleine, vereinfachende Zeich-
nungen seiues Nachlasses bestätigen, wie die anderen
an Lionardos großes Vorbild, sondern wählte —
nach einem Abklatsch — auch andere Vorlagen, die
er mit einem kreuzweis schraffierten Rechteckrahmen
umzog; einen solchen Kelch sieht man z. B. in der
Sammlung Gustav Schmidt in Reichenberg (Abb. 15),
die auch einen ebenfalls noch farblosen Apostel-
becher mit den Brustbildern in zwei Zonen und
Kreuzschraffur-Rahmen nebst Frakturunterschriften
(Abb. 16) besitzt, der dem A. Simm mindestens nahe-
steht. — Als sichere Arbeit von Simm ist der schwere
Fußbecher des Gablonzer Museums (Abb. 17) anzuspre-
chen, der in vier figurenreichen, von fünf- bis sechs-
zeiligen Frakturunterschriften begleiteten Marine-
bildern vier Klein-Querfoliokupferstiche von 1829 des
Verlags Dom. Maulini in Prag als die vier Ele-
mente wiedergibt. Gerade bei dieser, nicht gerade
dankbaren Aufgabe ist die Gegenüberstellung der im
Nachlasse erhaltenen Kupferstiche mit den Katastro-
phen englischer und französischer Segelschiffe
(Abb. 18) und zweimal wiederholten kleinen Zeichnun-
gen (Abb 19) mit dem Schnitt recht lehrreich.

(Fortsetzung folgt.)

Abb. 19

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